Die an dieser Stelle von mir schon vor einem Jahr prognostizierte viele Jahre anhaltende politische Instabilität nimmt an Fahrt auf.
Grosse Teile der Demonstranten auf dem Tharir und in anderen Landesteilen (lt. N-TV) sind Moslembrüder, die mit gegen die „zu milden Urteile“ demonstrieren, also für„angemessene“ Bestrafung der Verantwortlichen an den Tötungen auf dem Tahrir vor einem Jahr und für die Vollstreckung der Todesstrafe an Mubarak.
Die aktuellem Bilder vom Tahrir sind deshalb wohl eher einer reaktionären Haltung (Eintreten für die Todesstrafe) und einer Islamisierungswelle zur Stützung von Mursi geschuldet als einem Kampf für Freiheit und Demokratie. Viele Ägypter haben auch von der „Revolution“ (die m.E. keine war, sondern ein Putsch) die Nase voll, weil es ihnen subjektiv seither schlechter geht als zu Zeiten des Mubarak Regimes (Quelle: Tagesthemen).
Ich bin mit @ Matze der Meinung, dass nur noch eine kleine Gruppe von Ägyptern eine Demokratisierung des Landes verfolgt. Die Islamisten haben bereits die Mehrheit im Parlament und vieles spricht für den Gewinn der Präsidentschaft durch Mursi- auch ein Islamist.
Nach einem säkularen Diktator Mubarak kommt nun ein mittelalterlich-islamistisches Regime an die Macht (s. Iran). Damit geht die politische Maxime wohl eher in Richtung Entdemokratisierung / Scharia als Demokratisierung
Diese Situation wird m.E. nach viele Jahre andauern, bis die Bevölkerung erlebt, dass man mit dem Koran keine wirtschaftlichen Probleme löst. Und bis dahin wird es ständige politische Turbulenzen, bei denen Gewaltexzesse nicht auszuschliessen sind, geben.
Das sollte jedem bewusst sein, der nach Ägypten reist.
Gruss Serramanna