Ich habe nicht alle Beiträge hier lesen können, das das Netz hier aktuell ein wenig "eingeschränkt" ist, aber kurz mal dazu, wie es vor Ort ist:
Zum einen möchte ich einmal klarstellen, daß auch Cairo und Luxor Touristengebiete sind. Auch hier kann man sich als Tourist aufhalten, auch in "westlicher" Kleidung, welches im übrigen alles andere als ungern gesehen wird. Im Gegenteil.
Die Lage in Cairo war vor dem Sonntag und auch danach angespannt. Wurde am Sonnabend noch "aufgefahren", herrschte Sonntags abseits des Tahrir eine gespennstische Ruhe. Sowohl die "6. October", als auch am Md. Ramsis oder in Heliopolis war es ungewöhnlich leer. So kannte ich bislang Cairo noch nicht.
Die später erfolgten Ausschreitungen sind schlimm und viele mit denen ich gesprochen habe sehen diese Woche als Woche der Entscheidung. Es geht um nichts weniger als die Zukunft des Landes und hier vor allem um die unübersehbraren Diskrepanzen der Wahrnehmung. Ein bildliches Beispiel gab mir ein Bekannter, der sagte, daß das Land derzeit wie ein ElTramco ist, der ohne Licht und ohne Lenkrad mit 120 durch die Wüste fährt, während die Islamisten die Bremsschläuche durchsägen.
Wie die Fahrt endet wird, wird man sehen.
Ja, man kann sich als Tourist (noch) im Lande bewegen, man wird freundlich begrüßt, es wird gefragt, es wird diskutiert und dennoch ist alles anders. Ein nahezu leerer T3 in Cairo, ein nur wenig ausgelastetes Flugzeug nach HRG (ohne andere Touristen), dafür aber wieder mehr Militär.
Am roten Meer dann angekommen, erscheint alles oberflächlich wie in einer anderen Welt. Aber so ganz stimmt dieses Bild nicht, denn viele der hier arbeitenden Ägypter haben Familie in z.B. Luxor, Beni Suef, Alexandria oder Cairo. Es läuft zwar alles so wie der Gast es sich wünscht, aber die Anspannung einiger ist deutlich spürbar und wie ich meine auch nachvollziehbar.
Soweit kurz aus Safâga.