Hallo,
also ich kann die ganze Schelte zur Bahn nicht nachvollziehen. Ich bin ein recht häufiger Bahnfahrer, wenn auch nicht so oft auf weiten Strecken. Verspätungen habe ich nur selten erlebt und dann eigentlich nie solch gravierende, daß es irgendwie wirklich knapp wurde und ich Probleme hatte Termine zu erreichen.
Nicht vergessen sollte man, daß der überwiegende Teil der Verspätungen nicht durch die Bahn, sondern sehr oft durch deren Kunden verursacht wird. Wobei hier das Problem zweischneidig ist. Da ist das Beispiel mit dem Rappelvollen ICE eine sehr gutes. Hier das Passende von mir dazu und wie man die Lösung angehen kann.
Fahrt am Pfingstsonntag - nachmittags - mit dem ICE von Düsseldorf nach Heidelberg. Dort Umstieg in den IC. Mein Credo: Mit zusätzlicher Hinfahrt am Freitag zuvor, tue ich mir die zweite Klasse nicht an. Also erste Klasse gebucht und da ich einen Sparpreis nutzten wollte mit einer über einer Stunde Aufenthalt in Heidelberg zur Weiterfahrt. War frühueitg gebucht auch recht günstig.
Der ICE ist in Düsseldorf schon 20 Minuten verspätet. Alle Züge sind randvoll. Kein Wunder an diesem Tag. Ich steige in die erste Klasse ein und finde in meinem Wagen mit reserviertem Platz ganze drei (!) Personen; mich eingerechnet. Die Zugbegleiterin kommt zur Kontrolle und beglückwünscht mich zu meiner Wahl! Denn in der zweiten Klasse ist überhaupt kein durchkommen mehr! Folglich verliert der ICE mit jedem Halt weitere Minuten, weil entweder in diesem Zug, oder in dem vorausfahrenden, die Leute gar nicht in der sonst üblichen und einkalkulierten Zeit, ein- und aussteigen können. Die Ankunft in Heidelberg, mittlerweile bin ich der Einzige im ganzen Wagen, ist dann auch 40 Minuten später.
Macht mir aber nichts, da dadurch nur meine Wartezeit etwas verkrürzt wird. Jetzt werden die weniger eingeweihten Argumentieren, warum denn nicht zusätzliche Wagen eingesetzt werden, oder mehr Züge fahren. Soweit das möglich ist wird zumindest letzteres ja auch von der Bahn gemacht. Jedoch sind viele Strecken, dazu gehört gerade auch die am Rhein entlang, einfach komplett ausgelastet. Zusätzliche Züge können einfach in den Stoßzeiten nicht mehr bewältigt werden. Ein Teil davon mag über die Streckenveränderungen und Personaleinsparungen selbst verschuldet sein, jedoch bei weiten der geringste Teil davon.
Gleiches gilt für das Anhängen von zusätzlichen Wagen. Denn hier sind zum Einen über die Bahnsteiglängen Grenzen gesetzt und außerdem über die Fahrpläne. Zusätzliche Wagen bedeuten längere Fahrzeiten, da dieses sich wieder auf die Beschleunigung und auch auf das Bremsen auswirken. Also alles nicht ganz so einfach.
Da ich aber jetzt schon seit meiner frühesten Kindheit Bahnfahrer bin, sehe ich auch viele Verbesserungen. An einen Taktfahrplan war in früheren Zeiten nicht einmal zu denken. Vieles was heute möglich ist war damals noch nicht einmal vorstellbar.
Außerdem kommen dazu noch äußere Ereignisse, auf die die Bahn wirklich keine Einflußmöglichkeit hat. Meine Hausstrecke fürht recht nahe an einem Psychiatrischen Landeskrankenhaus vorbei. Allein die Anzahl der Suizide beläuft sich auf dieser Strecke auf mindestens 20 im Jahr. Wohlgemerkt immer auf einer Streckenlänge von ca. 50 km gerechnet.
Wichtig ist also bei einer Bahnfahrt vor allem die richtige Planung. Sollte man als Pendler ständig unter Verspätungen leiden, kann hier vielleicht auch anders organisiert werden. Doch die Bahn hat zum Auto einen entscheidenden Nachteil. Wenn es einen Stau wegen eines Unfalls gibt, ist nie das Auto schuld, sondern der "Depp" der nicht fahren kann. Bei der Bahn ist immer nur die Bahn Schuld.
Kommt man 20 Minuten zu spät, weil man in einem Stau steckt, dann fährt man, so dieser Stau jeden Tag auftritt, einfach 20 Minuten früher ab. Für Bahnfahrer scheint die gleiche Prozedur völlig undenkbar zu sein.
Fazit:
Sicher ist vieles nicht optimal, aber genau betrachtet ist die Bahn wesentlich besser als ihr Ruf. Und Zeitung lesen kann man im Auto einfach nicht............
Gruß
Berthold