Ja in gewisser Weise bin ich Insider (seit 1982 im Reisebüro tätig, davon 14 Jahre selbständig mit einem auf Gruppenreisen spezialisiertes Reisebüro, mehrere Jahre bei TUI in Österreich und auch derzeit touristisch tätig):
a) je nach Stärke der Verhandlungspartner gibt es eine Reihe von Vertragsmöglichkeiten. Denkbar sind:
- Garantieabnahme - Bezahlung von X Zimmer, ob verkauft oder nicht, dafür im Preis sehr günstig (das werden dann z. B. die "Sonderangebote" oder "Last Minutes")
- ein Prozentsatz von Zimmer kann bis zum Tag X ohne Kosten an den Hotelier zurück gegeben werden
- bis zum "Optionstag", beispielsweise 30 Tage vor Ankunft, kostenfreie Rückgabe von Zimmer
meist sind die Verträge beinhart - für den Hotelier. Das zwingt diesen dann zur Überbuchung, um halbwegs seine Betten gesichert auszulasten. Die EU beispielsweise, möchte Bestimmungen erlassen, die es EU-Hotels und -Fluglinien verbieten zu überbuchen. Aber wer wird für den wirtschaftlichen Nachteil aufkommen?
Tja, wann erfährt ein Reiseveranstalter, dass ein Hotel überbucht ist? Meist erst am Ankunftstag... nein, im Ernst: meist natürlich sehr sehr kurzfristig: das kann ein Tag vor Ankunft sein, oder der Ankunftstag selbst und bei sehr guten Beziehungen zum Hotel oder bei wirklich aussichtsloser Situation auch natürlich schon früher.
Klar, jeder Hotelier hofft solange wie möglich bei Überbuchungen auf Ausfälle. Aber natürlich wissen die Reiseleiter vor Ort bald, wo es "Problemkinder" gibt und reagieren darauf: Streichung aus der laufenden Saison, vertragliche Pönalzahlungen, usw.
Jetzt bezogen auf Bulgarien, so glaube ich, dass dort noch "Ostblock-Mentalität" herrscht und es denen wurscht ist, ob TUI groß oder klein ist: da wird wahrscheinlich mafiöses Schmieren und Freundlerwirtschaft wichtiger sein. Das heißt, für Veranstalter ist es auch enorm wichtig, die richtigen Partner vor Ort zu haben.
Anmerkung für noch-mehr-Insider: weiß schon, dass diese Informationen "sehr einfach" sind, aber sie sollte auch verständlich bleiben. Der Einkauf, die Steuerung und der Vertrieb eines Reiseveranstalters ist natürlich um vieles komplizierter und facettenreicher.
Ich hoffe, ein wenig Licht ins Dunkel gebracht zu haben
Gruß
Peter