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Rentnerbande stiehlt Maibaum von Zugspitze Von Sebastian Sigler 30. April 2004, 00:00 Uhr Harte Verhandlungen zu Rückgabebedingungen: Die Entführer verlangen 200 Liter Bier sowie Saison-Skipässe
Ein ungeheurer Skandal erschüttert ganz Oberbayern: Deutschlands höchstplatzierter Maibaum, der am 1. Mai knapp unter dem Zugspitzgipfel aufgerichtet werden sollte, ist in einer spektakulären Aktion entführt worden.
Eine Gruppe von einheimischen Zugspitz-Stammgästen um den Garmisch-Partenkirchener Anzenberger Lorenz mietete im benachbarten Tirol einen Hubschrauber und flog den 20 Meter langen und 800 Kilo schweren, weiß-blau bemalten Baumstamm am Dienstagabend an einen unbekannten Ort. Seitdem wird verhandelt, denn am 1. Mai muss das gute Stück wieder an seinem Platz sein.
Das Aufstellen eines Maibaums ist in Bayern ein wichtiges Fest. Von der großen Stadt bis zum kleinen Weiler: Eine Gemeinde, die auf sich hält, erneuert den Maibaum alle vier oder fünf Jahre und feiert dies am 1. Mai mit Blasmusik und Volkstanz. In den Tagen zuvor versuchen traditionsgemäß die jungen Burschen der Nachbardörfer, den wertvollen Baumstamm zu stehlen. Gelingt dies, ist das für die Besitzer eine große Schmach. Die Rückgabe erfolgt - ebenfalls streng nach Tradition - gegen eine Brotzeit und reichlich Bier.
Die Entführung des Zugspitz-Maibaums ist allerdings ein paar Nummern größer, und das nicht nur wegen des Hubschrauber-Einsatzes. Der Abtransport des frisch in den bayerischen Farben bemalten Baumstamm verlief nämlich durchaus dramatisch: Schon am Nachmittag hatten Mitarbeiter der Zugspitzbahn, der der Maibaum gehört, "außergewöhnliche Aktivitäten" rund um die Maschinenhalle, in der der Baum lagerte, bemerkt. Durch einen Maibaum-Diebstahl aus dem Jahre 1996 gewarnt, vergruben sie das wertvolle Holz deshalb einige Hundert Meter weiter in knapp zwei Meter tiefem Schnee. Um den Ort zu tarnen, rollten sie sogar mit einer Pistenraupe über das kühle Versteck. Doch das Bemühen half nichts. Gegen 19 Uhr landete der gemietete Helikopter. Knapp zwei Stunden brauchten die findigen Rentner, den Baum abzutransportieren.
Die Verhandlungen um die Rückgabe des wertvollen Brauchtums-Baumes laufen schleppend und wurden gestern Nachmittag sogar unterbrochen. Peter Huber, einer von zwei Vorständen der Zugspitzbahn, nahm sich dafür am gestrigen Donnerstag mehrere Stunden Zeit. Schließlich geht es um die Ehre. Auf der anderen Seite des Tisches sitzt neben dem Anzenberger Lorenz der Bader Schorsch, der an bis zu 150 Tagen im Jahr auf dem Zugspitzplatt, dem Gletscher unterhalb des Gipfels, anzutreffen ist. Seine Minimalforderung: "200 Liter Bier, a g'scheite Brotzeit und Saison-Skipässe für alle!" Doch die Skipässe will der Zugspitzbahn-Vorstand nicht bewilligen. Die Polizei ist in den Maibaum-Diebstahl übrigens nicht eingeschaltet. Der zuständige Sprecher erklärte: "Des g'hört zum Brauchtum. Und Brauchtum ist kei' Polizeisach'!"