• Richymuc
    Dabei seit: 1113696000000
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    gesperrt
    geschrieben 1171040557000

    Da fällt mir was ein...

    Sterbehilfe ist ein heikles und äußerst kontrovers diskutiertes Thema. Vor allem ist es schwer, objektiv und ohne Emotionen darüber zu diskutieren. Sterbehilfe von einem "neutralen" Standpunkt aus zu beurteilen, ist etwas ganz anderes, als wenn man selbst persönlich betroffen ist, sei es als schwer kranker Patient oder als Angehöriger eines solchen.

    Ich möchte nicht aktiv in die aktuelle Diskussion um Sterbehilfe eingreifen und mich weder auf den Standpunkt der Gegner noch der Befürworter stellen.

    Aus ethischer, weltanschaulicher oder religiöser Position heraus will ich dazu weder eine Stellungnahme noch eine wie auch immer geartete Meinung abgeben.

    Ich will denen, die Information zu diesem Thema suchen, eine kleine Orientierung geben.

    "Der Arzt muss alles tun, was er kann, um einen Menschen zu heilen, er muss aber nicht alles tun, was er kann, um den vom Krankheitsprozess unaufhaltsam vorgegebenen Tod hinauszuzögern."

    Akitive Sterbehilfe

    Setzt ein Arzt den Qualen eines Patienten mit einer tödlich wirkenden Dosis Morphium ein Ende, so bezeichnet man dies als aktive Sterbehilfe. Aktive Sterbehilfe zum Zweck der schmerzlosen Tötung eines Sterbenden ist widerrechtlich und strafbar.

    Passive Sterbehilfe

    Passive Sterbehilfe heißt, dem Sterbeprozess seinen freien Lauf zu lassen, also Sterbehilfe durch Sterbenlassen. Dabei wird unter Aufrechterhaltung der sogenannten Basispflege - dazu gehören menschenwürdige Unterbringung, Zuwendung, Körperpflege, Lindern von Schmerzen, Atemnot und Übelkeit sowie Stillen von Hunger und Durst - auf die Überführung in eine Intensivstation verzichtet, eine bereits begonnene Therapie abgebrochen oder eine weitere Behandlung unterlassen.

    Sterbehilfe bei speziellen Krankheitsbildern

    Bei Patienten mit schwersten cerebralen Schädigungen und anhaltender Bewusstlosigkeit (apallisches Syndrom, sog. " Wachkoma ") darf die Dauer der Bewusstlosigkeit kein alleiniges Kriterium für den Abbruch der lebenserhaltenden Behandlung sein. Kann der Patientenwille hier nicht festgestellt werden, müssen die Erklärungen des gesetzlichen Vertreters, eines Betreuers oder eines Bevollmächtigten eingeholt werden. Wenn der Arzt den Verdacht hat, dass die Vertretung missbraucht werde - der Vertreter also nicht im besten Sinne für seinen Schützling sondern zu seinem eigenen Vorteil handelt, soll der Arzt das Vormundschaftsgericht anrufen.

    Äußert auch der Vertreter keinen Willen, muss versucht werden, den mutmaßlichen Willen zu ermitteln. Ansonsten habe der Arzt die medizinisch angezeigten Maßnahmen zu ergreifen.

    Wenn bei Neugeborenen mit schwersten Fehlbildungen oder schweren Stoffwechselstörungen keine Aussicht auf Heilung oder Besserung besteht, dann können die Ärzte lebenserhaltende Maßnahmen unterlassen oder abbrechen. Dieser Schritt soll mit Einverständnis der Eltern geschehen. Auch bei extrem unreifen Neugeborenen mit schwerster Zerstörung des Gehirns soll so verfahren werden. Der Abbruch der Behandlung dürfe aber nicht geschehen, wenn die Schädigung des Neugeborenen geringer ist. Auch dann nicht, wenn es die Eltern fordern.

    Gruß Richard

    "Wer das liest wird schön:-)" Das Foto ist alt, die Frisur ist gleich geblieben...:-) FSK 12 - Der Gute kriegt das Mädchen FSK 16 - Der Böse kriegt das Mädchen FSK 18 - Alle kriegen das Mädchen
  • BarbaRi
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    geschrieben 1171044059000

    Ich bin der Meinung, man sollte unterscheiden, ob das Leben verlängert oder das Sterben hinausgezögert wird. Ist es ein menschenwürdiger, lebensbejahender Vorgang, wenn man nur noch durch künstliche Ernährung, Beatmung etc. an Schläuchen hängend ohnmächtig vor sich hindämmert (um nicht zu sagen vegetiert), oder ist das nicht eher entwürdigend? Ich habe das Glück gehabt - ja das Glück - , dass meine Eltern beide innerhalb kürzester Zeit gestorben sind. Kein langes Leiden, keine Schmerzen - nichts! Für uns Kinder natürlich ein Schock aber für den Betroffenen ein Geschenk. So sehe ich das.

    Und einen Bruder, der sich das Leben genommen hat, habe ich leider auch. Es hat lange gedauert, aber irgendwann habe ich auch diese Entscheidung respektiert, was nicht heißt, dass ich es verstehe.

    Ich für meinen Teil weiss, ich hätte niemals den Mut, mich umzubringen. Jedenfalls nicht ohne - mindestens - eine unheilbare Krankheit zu haben, die mir ein quälendes Ende bereiten würde.

    Abraham Lincoln sagte einmal: Am Ende sind es nicht die Jahre, die zählen im Leben, sondern das Leben in den Jahren.

    Grüße von Barbara

  • Claudi2112
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    geschrieben 1171055563000

    Ich möchte nur eine kleine Geschichte erzählen:

    Ein junger, allerdings geistig behinderter Mann, klagte 1 Woche über Bauchschmerzen. Jeder tippte auf eine Magenverstimmung, bis sich herausstellte, dass er einen kindskopf großen Magentumor hatte. Der Arzt gab der Familie zwei Möglichkeiten: Man operiert ihn, es kommt Luft an den Tumor, er verbreitet sich schneller. Der Patient wird vielleicht ein bisschen länger leben, hat aber immer stärker werdende Schmerzen. Die zweite Möglichkeit war, dass man ihn nicht operiert, er fast keine Schmerzen haben wird aber er auch nicht mehr lange zu leben hat. Die Familie entschied sich für die zweite Variante. Und der Arzt stimmte ihnen zu. Der junge Mann wurde seitdem tag und Nacht von der Familie umsorgt. Er war nie allein. Auch ich habe ihn einmal besucht und war gerührt, wie liebevoll alles für ihn getan wurde. Er hatte danach noch 2 Wochen zu leben, aber diese waren vielleicht intensiver als ein paar Wochen mehr mit irren Schmerzen !

    Für mich ist das ein Fall von indirekter Sterbehilfe. Aber ich denke das war die mit Sicherheit eine gute Entscheidung.

    Meine Oma verstarb an Silvester mit 92 Jahren. Sie lag eine Nacht im Krankenhaus und bekam dann Lungenentzündung. Ein junger Arzt rief an und meinte, die Atmung würde schlechter werden. Ob wir wollen dass sie an die Maschinen angeschlossen wird. Meine Oma war nie krank. Das schlimmste war ein Beinbruch und sie hat immer gesagt, wenn , dann möchte sie nicht an Maschinen angeschlossen werden. Dem Wunsch kamen wir nach und auch der Arzt meinte, er hätte auch so entschieden. Sie ist innerhalb von 2 Stunden friedlich eingeschlafen. Ich denke, dass sie es sich auch so immer gewünscht hat.

    Jeder muss es für sich entscheiden. Und ich hoffe ich komme einmal nie an den Punkt, an dem ich über das Leben eines geliebten Menschen entscheiden muss. Ich weiß nicht was ich machen würde.

    Man klammert sich immer an den kleinsten Strohhalm.

    LG

    Claudia

  • Erika1
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    geschrieben 1171055902000

    Danke, Richard.

    Carsten,

    ja, es ist richtig, daß man Tieren das lange Dahinvegetieren ersparen kann. Als wir in dieser Lage gewesen sind, half uns die Tierärztin, indem sie sagte "Das ist der letzte Dienst, den Sie Ihrem Tier erweisen können."

    Wir haben uns zum Hern über Leben oder Tod gemacht - es ist uns sehr, sehr schwer gefallen, eine Entscheidung zu treffen.

    Wenn es um einen Menschen geht, möchte ich nie in die Lage kommen, eine solche Entscheidung treffen zu müssen.

    Barbara,

    das Sterben gehört zum Leben wie das Geborenwerden, sicher. Spricht man dann und wann darüber, wünscht sich jeder, daß er einfach umfällt oder friedlich einschläft, besser noch: aus dem Schlaf nicht mehr aufwacht. Ein Schock für die Angehörigen, ein angenehmer Tod für die Betroffenen.

    Ich selbst würde auch nicht an Schläuchen hängen wollen, aber könnte ich in einer solchen Situation noch sagen, was ich will? Wenn nicht, wer soll entscheiden? Würde man meine Forderungen, die Geräte abzustellen, befolgen?

    Wenn diese Entscheidung bei einem Tier schon so schwer fällt, wieviel schwerer mag sie für einen Angehörigen sein?

  • caribiangirl
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    geschrieben 1171065380000

    Wie ich schon erwähnte, sollten Ärzte totkranken Menschen helfen dürfen, aus dem Leben zu gehen. Ich habe eben immer das flehende Bild meiner Mutter vor Augen. Wenn ein Mensch nur noch mit sehr starken Medikamenten die Schmerzen ertragen kann, nicht mehr selbstständig seine Notdurft verrichten kann, nicht mehr laufen kann, 24 Std im Bett verbringen muss, weshalb sollte man diesem Menschen nicht helfen dürfen, das Leiden auf eine humane Art zu beenden.

    Meine Mutter hat uns angefleht, dass wir ihr helfen sollen, dass sie gehen kann. Ihr Verstand funktionierte nämlich noch. Wir wussten, dass wir ihr nicht helfen konnten.

    Weshalb hilft man solchen Menschen nicht? Weshalb müssen so viele Menschen, die wirklich unheilbar totkrank sind so dahinsiechen?

    Ich finde ganz einfach, dass diesbezüglich die Gesetze geändert werden sollten.

    Die Lüge ist wie ein Schneeball: Je länger man ihn wälzt, desto größer wird er.
  • BarbaRi
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    geschrieben 1171106213000

    Guten Morgen Erika!

    Ich glaube, es gibt keinen Tierfreund, der noch nicht vor der Entscheidung gestanden hat, ob sein Tier eingeschläfert werden sollte. Es ist furchtbar, ja, aber man tut das Richtige für sein Tier, das einem in/mit seinem Leben viel Freude bereitet hat. Sicher, es ist hart und wer nicht versteht, dass man um sein Tier trauert, der hatte eben noch nie eins, von dem er sich verabschieden musste oder kann mit Tieren prinzipiell nicht viel anfangen. Tiere sind auch keine Menschen, stimmt auch.

    Aber gerade deshalb sollte man doch wirklich überdenken, ob man einem geliebten Menschen einen Gefallen tut, wenn man sein Sterben künstlich verlängern läßt.

    Es geht um den Betroffenen, nicht um die Hinterbliebenen. Es verlangt doch niemend - und möge es bitte auch nie von mir verlangen ! - dass man direkte Sterbehilfe leistet, indem man Infusionen oder Geräte abstellt, die unweigerlich zum Tode führen.

    Aber man kann, wie oben schon geschildert, sein Einverständnis geben, dass keine unnötigen bzw. unsinnigen bzw. unmenschlichen Schritte unternommen werden, um einen Menschen am Leben zu erhalten - auch oftmals gegen dessen erklärten Willen.

    Grüße von Barbara

  • caribiangirl
    Dabei seit: 1095033600000
    Beiträge: 7508
    geschrieben 1171235499000

    Genau so sehe ich das auch. Wir reden hier ja wirklich nur über Menschen, die nie mehr gesund werden.

    DickeKatze hat es ja ua auch erwähnt, dass man dem todgeweihten Angehörigen event. keinen Gefallen tut, wenn dieser wirklich nur noch "künstlich" am Leben erhalten werden kann.

    Ein relativ guter Bekannter von mir ist letztes Jahr gestorben. Er hatte von Geburt an einen Herzfehler und war auch ständig in ärztlicher Behandlung.

    Er wurde jedenfalls morgens von seinem Vater in seiner Wohnung gefunden. Das Herz funktionierte zwar noch etwas, er war aber schon hirntod und wurde im Krankenhaus auch an Maschinen angeschlossen.

    Seine Eltern ließen nach ca 2 Wochen die Maschinen abstellen, da es absolut keine Hoffnung mehr gab. Er hatte übrigens auch eine Patientenverfügung.

    Ich werde mir definitiv auch eine Verfügung ausstellen lassen.

    LG

    Die Lüge ist wie ein Schneeball: Je länger man ihn wälzt, desto größer wird er.
  • hip
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    geschrieben 1171307399000

    @ caribiangirl

    Du kannst unterschiedliche Verfügungen (selbst) verfassen. Wir haben Verfügungen zu unseren finanziellen und gesundheitlichen Angelegenheiten formuliert. Näheres dazu findest Du digital oder als als Printmaterial (kann man sich kostenlos zuschicken lassen) beim Bundesjustizministerium (www.bmj.bund.de).

    Auch Google hilft weiter - Du kannst unterschiedliche Standardverfügungen im Netz finden.

    Weitere Überlegungen:

    Wir haben schon als unsere Kinder sehr klein waren unser Testament gemacht. Wir wollten, dass unsere finanziellen Angelegenheiten sowie die Vormundschaft für die Kinder geregelt ist, falls uns mal was passieren sollte.

    Insbesondere, wenn Güter wie ein Haus vorhanden sind, sollte es einem klar sein, dass die Kinder mit 18 Jahren ihr Erbe beanspruchen können. Sollte "nur" ein Partner/Partnerin zu Tode gekommen sein, kann dieses eine problematische Situation darstellen. Wir Eltern hoffen zwar das Beste, aber keiner kann sagen wie die "Kinder" dann so "drauf sind".

    Vor solchen Überraschungen kann man sich bzw. den Partner in einem gewissen Maße durch ein entsprechendes Testament absichern.

    Gruß hip

  • enail30
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    Beiträge: 75
    geschrieben 1171375730000

    bin sehr überrascht sowas hier zu finden, allerdings finde ich es echt gut. LOB!

    wichtig bei Patientenverfügungen ist das man sich das notariell beglauben lassen sollte, gibt sonst immer Ärger, haben wir auch erlebt!

    auch soll darüber vor krankheit nachgedacht werden, denn wenn der Fall eintritt, was keiner wünscht, kann es zu spät sein und die Angehörigen können dann auch nichts mehr machen.

    ich schließe mich meinem Vorredner an, überall im Internt kann man Informationen dazu bekommen, aber auch bei seiner KK.

    Sterbehilfe ist ein absolut heikles Thema.

    Grundsätzlich bin ich dafür, habe selbst im letzten Jahr meinen Vater die letzten Wochen begleitet und bin rund um die Uhr bei ihm gewesen, möchte sowas nie wieder erleben :disappointed:

    doch wer entscheidet, wer hat das Recht zu sagen ja oder nein. eigentlich niemand und doch kann ich die verstehen, die die den Schmerz, die Qualen und das Elend am eigenen Leib verspüren, es geht nicht um die angehörigen sondern um die Betoffenen selber. das sollte dabei nie vergessen werden. solange der Wille zum Leben da ist, solange hat keiner das Recht was anders zu tun. Also wer will für einen Komapatienten entscheiden? Wer will für na sagen wir mal einen todkranken Säugling diese Entscheidung fällen? Schrecklich sich das mal vor Augen zu halten. Wenn Menschen die möglichkeit hätten, mit einer Pille ihr Leben zu beenden, wieviele würden dies machen, nicht nur weil sie tod krank sind. Die stimmen sind darüber geteilter Meinung, mir geht es auch persönlich so.

    Mein Mann hat sich vor Jahren selber das Leben genommen, Gründe weiß keiner, mein Vater wollte leben und durfte nicht mehr.

    Jeder sollte sich darüber sein eigenes Urteil bilden und die Politiker sollten dringenst Mittel und Wege finden Sterbehilfe zu legalisieren, aber nicht ohne Einschränkungen. MEINE MEINUNG, meine ganz persönliche

  • stephanieauswinkel
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    geschrieben 1171384004000

    @caribiangirl hab dir zum thema mal persönlich was geschriebn..gelesen??

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