Hallo Backpackerin
Mit Vergnügen habe ich deinen interessanten Erlebnisbericht konsumiert. Es gibt sie also noch, die jungen aufgestellten „Mädels“, die nach dem Motto: „Selber Reisen, nicht gereist werden!“ exotische Länder abseits von überlaufenen „Touri“ Destinationen mit AI Bunkern auf eigene Faust bereisen.
Erfahrungsgemäss erhält man den Ratschlag: Die DR nicht auf eigene Faust zu erforschen! Wer bereist heutzutage diese faszinierende Insel schon auf eigene Faust. Man könnte ja überfallen werden oder das “Mägeli” bei dieser exotischen Einheimischen-Kost verderben! Und dann die schlechten Strassen, der grauenhafte Strassenverkehr -- Hände weg! Im Gegensatz zu unzähligen Touristen liebe und schätze ich den, zugegeben etwas chaotischen Fahrstil von vielen Einheimischen in südamerikanischen Ländern, der sich aber wohltuend von der sturen “ich bin im Recht!” Fahrweise in unseren Breitengraden unterscheidet.
Ich empfehle allen interessierten Travelern vor Ort einen Pkw (empfehlenswert 4-Rad) für die gesamte Feriendauer zu mieten. Die Flexibilität im Vergleich mit dem öffentlichen Bussystem macht sich bezahlt. Obwohl auch Busreisen inmitten von fröhlichen Einheimischen ein einmaliges Erlebnis sind. Das Problem ist nur, man muss Zeit haben. Bei mehr als einer Woche kann der Pkw-Preis massiv gedrückt werden. Unterkunft und Verpflegung unterwegs, von einfach bis luxuriös (auch Privat), ist kein Problem.
Interessant ist auch, den touristisch noch nicht erschlossenen Südwesten zu besuchen. Insbesondere die Gegend um den Lago Enriquillo hat es meiner Frau und mir mir angetan. Ab dem Bootssteg von La Azufrada, zwischen La Descubierta und Postrer Rio gelegen, setzt man mit Fischerbooten (unbedingt Preis aushandeln!) zur Insel Cabritos über. Flora und Fauna, z.B. mit den Spitzkrokodilen und den Nashornleguanen sind einmalig. In den Dörfern rund um den See findet man überall einfache Übernachtungs- und Verpflegungsmöglichkeiten. Bemerkenswert, die von den Einheimischen rege benutzten Naturpools, die auch in den kleinsten Orten nicht fehlen, sind eine herrliche Alternative zu den sterilen Poolanlagen in den Luxushotels an der Küste und laden immer wieder zu einem erfrischenden Bad ein.
Je nach politischer Lage bietet sich beim Grenzort Jimani die Gelegenheit, kurz, auch ohne Visum Haiti zu besuchen. Ein kleines Trinkgeld für die Grenzsoldaten machen es möglich.
Abenteuerlich sind auch die Küstenstrassen im Norden zwischen Puerto Plata und Monte Cristi. Am Wochenende sind an den Playas Fiestas angesagt. Fisch, Rum und Merengue inmitten von fröhlichen Einheimischer muss man erlebt haben. Bleibt man mal bei einer Flussüberquerung oder im Sand stecken, findet man immer wieder hilfsbereite und freundliche Einheimische, die einem aus der Patsche helfen. Der Ehrlichkeitshalben muss ich allerdings gestehen, dieser Trip funktionierte erst im zweiten Anlauf. Etwas beunruhigend waren bei unserer ersten Reise, die brennenden Pneus, die in immer kürzeren Abständen die Strasse teilweise blockierten und die am Strassenrand nicht sehr freundlich dreinblickenden Menschen. Die Fahrer entgegenkommender Fahrzeuge machten uns ausserdem mit Gesten darauf aufmerksam, umzukehren. Das haben wir auch getan. Aber was war los?
Wir entschlossen uns bei einer Tankstelle zu halten und im Restaurant nachzufragen. Im Restaurant war es dunkel wie in der Nacht. Wir tappen uns an einen Tisch und schauen uns um. Nachdem sich unsere Augen an das Dämmerlicht gewöhnt haben, realisieren wir eine lange Bar, gut frequentiert mit jungen Mädchen und LKW- Chauffeuren, die hin und wieder gemeinsam durch eine Türe entschwanden. Messerscharf realisiere ich: „Wir sind in einem P...! Eine nette Serviererin mit Doppeljob klärt uns dann auf, dass es sich bei den Strassenblockaden um aufgebrachte Bauern handle, die gegen neue Bestimmungen der Regierung protestieren. Es sei ratsam diesen Trip um eine Woche zu verschieben, damit wir nicht ungewollt in ein Scharmützel zwischen Bauern und Polizisten geraten. Den Tipp haben wir befolgt!
Auch eine Fahrt mit der Fähre von Samana nach Sabana de la Mar habe ich noch in bester Erinnerung. Insbesondere bei Sturm und hohem Wellengang ist bei der Ausschiffung Abenteuer pur angesagt. Wenn der Anlegesteg nicht angelaufen werden kann, müssen von der Ankerstelle der Fähre die restlichen 100 bis 200m mit schmalen Auslegebooten zurückgelegt werden. (Für Nichtschwimmer nicht geeignet!) Was uns niemand gesagt hat, dass die Rückfahrt nur bei genügend Passagieren durchgeführt wird und so wie es aussah, erst am nächsten oder übernächsten Tag stattfinden wird. Kein Problem, für solche Fälle gibt es ja Hotels. Nur, das einzige Hotel im Ort ist etwas gewöhnungsbedürftig. Die Zimmer, resp. Löcher in einer angebauten Ruine mit Wellblechdach und ausgerüstet mit einer Matratze direkt auf dem Steinboden entsprechen einem 4- Sterne Komfort minus etwa 50 Sterne. Alternativ ist auch eine Busfahrt via Santo Domingo nach Samana möglich, informiert uns der freundliche Hoteldirektor. Fahrtdauer mit Umsteigen rund einen Tag. Etwas länger als die etwa einstündige Fahrt mit der Fähre. Während wir bei einem Drink das weitere Vorgehen diskutieren, erscheint plötzlich ein Engel in Gestalt des Fähren-Käptens und teilt uns mit, dass sich noch weitere Passagiere eingefunden hätten und der Kahn in einigen Minuten mit Kurs nach Samana in See steche. Einmal mehr: Irgendwie klappt es immer!!
Die quirlige Stadt San Pedro, in der Nähe von Juan Dolio ist ebenfalls einen Besuch wert. Ganz San Pedro trifft sich am Samstagabend am Malecon (Strandpromenade) bei Speis & Trank, Musik und Tanz bis in die frühen Morgenstunden. Im Zentrum ist auch das „Cuerpo de Bomberos“ (Feuerwehr) in einem herrlichen Kolonialgebäude mit Kommandoturm (früher ein Glockenturm) und Rundblick auf eine quirlige Stadt stationiert. Das sehen wir uns an. Stolze Angestellte schleusen uns durch die Räume und Werkstätten, führen uns die Löschfahrzeuge und Ausrüstungen vor und freuen sich an unserem Interesse. Die diametralen Unterschiede zwischen der kolonialen Architektur, auch im inneren des Gebäudes und den relativ modernen Feuerwehrausrüstungen und Löschfahrzeugen sind frappant.
Auch der Besuch von Santo Domingo ist ein “Muss” und das nicht nur am Tag. Von Einheimischen erhält man immer wieder Tipps, wo gerade etwas läuft. Veranstaltungen, die in keinem Reiseführer enthalten sind.
Unvergesslich auch das Rumfest in Miches, einer Kleinstadt in der Provinz El Seibo, am Südzipfel der Samana-Bucht gelegen. Rumfirmen aus der Region bieten ihre Erzeugnisse, die man wie Mineralwasser konsumiert rund um die Uhr an. Lebensfreude pur. Tipp: Pkw stehen lassen! Folgende kleine Episode habe ich noch in bester Erinnerung. Meine Frau und ich schlendern inmitten von ebenfalls mit Rum gefüllten Einheimischen durch die engen Gassen von Miches. Ohne Vorwarnung werden wir plötzlich durch ein heftiges Tropengewitter überrascht. Flucht ist angesagt. Rein in die Häuser oder unter die Zeltblachen der Verkaufsstände. Nur, wo ist meine Frau? Spurlos verschwunden. Ich starte eine Suchaktion. Blick in die ebenerdigen Wohnzimmer der Anwohner. Überall dasselbe Bild. Kunstledersofa in allen Farben, riesiger Fernsehapparat, Heiligenbilder an der Wand und die Bewohner, vom Säugling bis zur Großmutter -- überall dasselbe Bild? Nicht ganz. In einem Wohnzimmer sichte ich auf dem Sofa inmitten von Jungs einen Fremdkörper, der sich aus der Nähe als meine Frau entpuppt. Ohne wenn und aber wurde meine Frau von den sympathischen und hilfsbereiten Bewohnern eingeladen, das Gewitterende im geschützten Raum abzuwarten.
Die AI-Touristenghettos im Osten um Punta Cana kann man getrost auslassen. Mit Land und Leuten hat dieser langweilige Ort am Ende der Welt nichts, aber auch gar nichts gemeinsam! Aber auch Boca Chica, die Hochburg des Massentourismus mit den obligaten Bars und Discos haben meine Frau und ich fluchtartig verlassen. „Touris“, die sich schlitzohrigen Miniganoven als wandelnde Schmuck- und Videosäulen präsentieren, permanent mit Geld um sich werfen und wie Gänse ausgenommen werden und dann herum posaunen wie gefährlich die DR sei, sind auch an der Tagesordnung.
Sorry, mein Erlebnisbericht, ist etwas lang geworden. Ich wünsche dem blonden „Mädel“ bei einem weiteren DR- & HAITI-ABSTECHER Trip und interessierten Forenusern -- ein erlebnisreiches Reisen in einem Land, das einiges mehr zu bieten hat als Sonne, Meer, Traumstrände und AI Herbergen -- und für "Girls" glutäugige Domijungs, die blonden „Mädels“ den Kopf verdrehen können -- habe ich mir sagen lassen!!
Gruss
Pesche