• Holzmichel
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    geschrieben 1257727947000

    Hallo Ihr Ossi`s, Wessi`s, Südi`s und Nordi`s !

    hallo Freunde !

    genau heute, vor 20 Jahren, hat auf einer Pressekonferenz der Berliner SED-Chef und Politbüromitglied und ehemaliger ND-Chefredakteur Günter Schabowski eine Notiz verlesen, die Weltgeschichte schrieb (und veränderte).

    :laola: :beers:

    Natürlich war das kein "Verleser", es war knallhart und klug geplant - aber das ist eine andere "Geschichte" und heute sowieso egal !

    Ich kann mich noch gut erinnern, hatten wir doch gerade an diesem Tag eine Brigadefeier (was eine Brigade war, kann man überall nachlesen) .

    Und da der Alkohol - wie oft bei solchen Anlässen damals - reichlich geflossen war und weiter floss, haben wir`s garnicht so für ernst genommen.

    Erst am anderen Morgen überzeugten uns die Warteschlangen der Trabis, Wartburgs, Skodas, Moskwitsch`s, Lada`s, Dacia`s und ein paar "Exoten" aus dem Genex-Katalog vor den Tankstellen !

    Es dauerte noch etliche Tage, bis auch unser Trabi - als "Benzinbombe" geladen - mit uns Dreien gen Süden rollte !

    Zuerst in Weiden, dann in Erlangen und schliesslich in Lichtenfels wurden wir auf unserer Tour von ganz lieben Menschen begrüsst - noch heute sagen wir danke für Alles !! :couplekiss: :wave:

    Und wie war`s bei Euch - wie habt Ihr diesen Tag erlebt und empfunden ??

    Erwin,

    der nichts vergessen wird, aber froh ist, in dem Deutschland von Heute leben zu dürfen !! :thumbsup:

  • Holginho
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    geschrieben 1257728819000

    Ich gehöre zu den (mittlerweile peinlich berührten) jenigen, die zwar genau wissen, wo sie am 11.9. waren, die gleiches aber leider nicht für den 9.11. für sich rekonstruieren können - und erst nach und nach die Bedeutung und Tragweite dieser Vorgänge begriffen und verstanden haben.

    Holger (der schon vorher das Glück hatte, auf der "richtigen" Seite zu leben und hofft, das alles weiter "zusammenwächst")

    “Mit dummen Menschen streiten ist wie mit einer Taube Schach zu spielen...“ Rest bei Bedarf googeln!
  • Dirk-1708
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    geschrieben 1257753770000

    Ich muss mich da Holger anschließen. Wo ich am 9.11. war oder was ich gerade gemacht habe kann ich nicht mehr sagen.

    Mir fehlt da komplett die Erinnerung und ich glaube so wichtig war mir das als "Wessi" damals auch nicht.

    Mit einem leeren Kopf nickt es sich leichter.
  • meinungsfreiheit
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    geschrieben 1257758102000

    ich hab mir kurz überlegt, ob ich posten soll oder nicht, denn:

    zuerst mal Fazit: Mauer musste weg und das ist gut so, obwohl:

    wir Wessis immer wieder mal flachsten: zieht das Ding wieder hoch ;)

    Wo ich am 09.11. war? k.A.

    Denk immer noch an den Solizuschlag. Fragte meinen Chef mal: "Das Ding heißt doch Zuschlag" Warum wird dann da immer was abgezogen? :-? :D

    Die Einheit war teuer, ist teuer und wird immer noch teuer sein. Städte im Osten blühen, ganze Landstriche verkommen :-?

    Wir hatten damals einen Mieter aus Dresden. Ein junger patenter Kerl, mit dem wir gut auskamen. Er wohnte 12 Jahre bei uns, bis er mit der Dame seines Herzens eine größere Wohnung bezog. Wir haben heute noch Kontakt und das war die pos. Erfahrung.

    Im Geschäft hatte ich 93 eine neue Sekretärin zugeteilt bekommen, mit der ich und die anderen Kollegen nie zurechtkamen. Frech, vorlaut, besserwisserisch, keine Umgangsformen.

    Es war eine solche, die öfters entgegnete: Bei uns war alles besser! (und wenn ich diesen Satz hörte und den habt ihr bestimmt auch immer wieder mal gehört, da könnt ich :spucken:

    Man kann verstehen, dass wenn man in einem solchen regime groß wurde, das prägt und man hungrig ist auf dass, was man nicht hatte. Doch dass auch im Westen das Geld nicht auf den Bäumen wächst und man was dafür tun muss, das kapierten Einige nicht.

    Mein Cousin arbeit beim Forstamt als Waldarbeiter und er erzählte uns an Feiern regelmäßig von neuen Arbeitern, die mittags die Motorsäge auf die Seite legten und Feierabend machen wollten, da sie es so gewohnt waren.

    Ich will auch nicht weiter ausholen, doch muß es an solch einem Tag auch erlaubt sein, etwas Kritik zu üben.

    In diesem Sinne auf ein weiteres Zusammenwachsen eines Landes.

    @Erwin

    Dein letzter Satz gefällt mir und drückt auch die Dankbarkeit aus, in dem Deutschland von Heute leben zu dürfen.

    Wenn Du das Ziel nicht kennst, ist kein Weg der Richtige!
  • brujera
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    geschrieben 1257760824000

    Ich muss gestehen, dass ich auch keine Ahnung mehr habe wo ich damals war oder was ich gerade gemacht habe.

    Ich bekam das erst am nächsten Morgen mit als ich die Nachrichten hörte und konnte es kaum fassen. Die nächsten Tage verfolgten wir eifrig die Berichterstattungen.

    Die Gefühle waren auch gemischt. Wir freuten uns mit den Leuten im Osten für die neu gewonnene Freiheit, hatten aber auch ein bißchen Angst vor dem was kommt. Manche Befürchtungen wurden leider wahr und ich glaube auch mancher aus dem Osten hat sich die Zukunft anders vorgestellt.

    Trotzdem ist es an der Zeit, dass wir zusammenwachsen auch wenn das nicht immer einfach ist (für keine Seite).

    Fange jetzt an zu leben und zähle jeden Tag als ein Leben für sich (Seneca, römischer Philosoph)
  • riuloser
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    geschrieben 1257761042000

    Mein erster Gedanke war:

    Das wird teuer!

    Und ich hatte recht.

    Leider bekam ich als Wessi keine D Mark für das alte DDR Geld meiner Großeltern, welches sie noch in bar hatten.

  • Dylan
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    geschrieben 1257769867000

    Wir Arbeitskollegen saßen auch an jenem verheißungsvollen Abend in der Kneipe. Von der Pressekonferenz des Schabowskis haben wir in den Nachrichten an diesem Abend nichts mitbekommen.

    (Lieber Erwin, ich bin der Meinung, der Schabowski wusste nicht so genau auf der Pressekonferenz, was er da sagte bzw. was er da sagen sollte.)

    Pflichtbewusst wie wir Ossis nun halt mal sind, waren wir am nächsten Tag (Freitag, 10.11.1989) früh um Sechs an der Arbeit. Der große Chef kam und sagte: "Wir arbeiten heute nur bis Mittag! Scheißegal! Ich will mit der Familie in den Westen fahren!" Wir haben uns daraufhin fast kaputt gelacht und dem Chef nur noch einen Vogel gezeigt. Der ist total bedeppert von dannen gegangen.

    Erst in der Mittagspause haben wir dann im Radio von Schabowski gehört. Und unser Fahrer berichtete uns, was auf der Autobahn in Richtung Grenzübergang Wartha los ist: "Autos über Autos!!!, die sich da stauen und über die Grenze in den Westen wollen."

    Nun haben wir es auch gewusst und geglaubt!

    ...und der Chef war schon fort in Richtung Westen mit der Familie.

    Also: Maschinen aus, bissel sauber machen, schnell nach Hause um den Personalausweis zu holen und versuchen, irgendwie zu Bekannten nach Kassel-Wilhelmshöhe zu trampen.

    Es war inzwischen 17 Uhr. Von der Autobahnauffahrt konnte man ca. 8 Kilometer in Richtung Osten schauen. Es war ein Lichtermeer von Autoscheinwerfern zu sehen. Der Polizist, der den Verkehr auf der Autobahn regulierte, sagten zu mir, ich sollen bloß nicht hier versuchen ein Auto anzuhalten – es währe alles viel zu chaotisch hier. Ich solle die Autobahn entlang bis zum Grenzübergang Wartha laufen und dort die Fahrer ansprechen.

    Nach ca. 2 Kilometern war ich dann am ersten Kontrollpunkt (Sperrgebiet). Dort bot mir ein Jenaer Trabifahrer an, mich mit bis nach Kassel zu nehmen. Am Hauptkontrollpunkt verteilten DDR-Grenzern Zettel, die man ausfüllen sollte, wenn man nicht mehr zurückkommen möchte. Ich lehnte den Zettel mit der Begründung ab, dass ich doch am Montag wieder an die Arbeit müsse.

    Am Kontrollpunkt der BRD, in Höhe Herleshausen, wurde ich dann als erstes von einem lachenden schwarzen US-Soldaten per Handschlag im Trabi begrüßt. Erst dann sah ich die ersten BRD-Grenzer.

    Am Freitagabend war ich nun gegen 22 Uhr in Kassel. Die Bekannten haben schon lange auf mich gewartet...

    Meine ganzen Emotionen kann ich nicht in kurze Worte fassen – dafür war es viel zu viel, was in mir vorging.

    Vergessen darf man...

    ...man sollte sich aber auch erinnern können! :jp:

    Dies ist mein persönlicher Eindruck oder meine persönliche Meinung oder meine persönliche Erfahrung und muss nicht mit den Eindrücken oder den Meinungen oder den Erfahrungen anderer Personen übereinstimmen oder entsprechen.
  • bernhard707
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    geschrieben 1257772168000

    Als Wessi-Kind bin ich mit der Teilung aufgewachsen, zu Weihnachten wurde für "unsere Brüder und Schwestern" jedes Mal eine Kerze ins Fenster gestellt, obwohl wir gar keine Verwandten "drüben" hatten.

    In der Schule beim Geographie Unterricht bekam mein Lehrer bei der Bezeichnung "DDR" einen Anfall, es hiess "SBZ" oder "sogenannte DDR".

    Beim Bau der Mauer war ich 8 Jahre alt, die Kuba-Krise, der Kalte Krieg sind mir noch sehr bewusst.

    Natürlich habe ich im Herbst 89 die Ereignisse im Osten in den Nachrichten gespannt, aber auch skeptisch verfolgt. Der "Prager Frühling 1968" war mir nachhaltig in brutaler Erinnerung.

    Am Abend des 09.11.89 kam ich spät mit meiner Frau aus einer Kneipe, im Autoradio hörten wir vom Fall der Mauer und schauten uns völlig verblüfft an. Zu Hause natürlich sofort den TV an, die Bilder, Reportagen etc. waren unglaublich. Irgendwann gegen 5h morgens am Freitag bin ich dann auf der Couch vor der Glotze eingeschlafen, die Uhrzeit und 2 Flaschen Cabernet Sauvignon hatten Wirkung gezeigt.

    Erst im Frühjahr 90 bin ich dann aus geschäftlichen Gründen bei Herleshausen >mein Gott welch ein Unterschied zu früher! < "rüber" gefahren und dann auch monatelang fast jede Woche "drüben" unterwegs gewesen.

    Life is too short to limit your vision ... indeed
  • Rhodos-Peter
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    gesperrt
    Verwarnt
    geschrieben 1257782948000

    Hallo zusammen,

    ich weiß noch ganz genau, wo ich am Abend des 9.November 1989war! Wie schon in den Wochen zuvor, war ich jeden Donnerstag ab etwa 17 Uhr zur friedlichen Demonstration in meiner Heimatsstadt. Das ich damit meinen Arbeitsplatz riskierte, war mir inzwischen längst egal, ich hatte, wie viele andere auch, es mehr als satt, die Verlogenheit, Bonzen-u. Vetternwirtschaft und die Repressalien der Regierenden zu ertragen. Wir zogen alle friedlich an der Stasizentrale vorbei, stellten dort unsere Kerzen auf die Fensterbänke, obwohl wir wußten, dass wir dabei beobachtet wurden, was wir nicht wußten war, wer bewaffnet hinter den Fenstern saß, riefen gemeinsam unseren friedlichen Protest und gingen geschlossen nach Ende der Demonstration in die Kirche um verschiedenen Rednern zuzuhören. Es muss dann kurz nach 20 Uhr gewesen sein, als irgendjemand die Kirchentür aufriss und laut rief: "Was macht Ihr noch alle hier, die Grenze ist auf!". Die Stille danach, nur für Bruchteile einer Sekunde, kam mir wie eine Ewigkeit vor, dass werde ich nie vergessen und ich konnte es auch nicht richtig glauben. Plötzlich brach ein Jubel los, ein Durcheinander von Stimmen und die Meldung bestätigte sich immer mehr (es gab ja noch keine Handys o.ä.). Aufgewühlt und ungläubig ging ich nach Hause zu meiner Frau und meinem Kind, die ich bewußt wegen der Gefahren daheim gelassen hatte, wir sahen uns an und wußten, jetzt beginnt ein neues Leben in Freiheit. Nicht nur in Reisefreiheit, nein, viel wichtiger war die Freiheit der Gedanken und dass man endlich aussprechen durfte, was man dachte.

    Wenige Tage später stand ich dann mit vielen anderen im Trabi im kilometerlangen Stau nach drüben, erst als ich die Grenze passiert hatte, habe ich es alles so richtig realisiert. Auch wenn nach 20 Jahren natürlich die Euphorie etwas verflogen ist, habe ich mir an keinem Tag die DDR zurück gewünscht...

    Gruß Peter

    edit: ach ja, fast hätte ich es vergessen, Danke David Hasselhoff, dass Du die Mauer hast einstürzen lassen...

    "Ein Merkmal geistiger Mittelmäßigkeit ist die Sucht, immer etwas zu erzählen" -Jean de La Bruyère-
  • gastwirt
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    geschrieben 1257783598000

    Wir haben am 3.Oktober über die Prager Botschaft die DDR verlassen. Der 9.11. brachte uns die Sicherheit, das wir unsere Verwandten und Freunde entgegen der Befürchtung nicht für immer verlieren werden! Danke an alle Verantwortlichen!

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