Liebe Südlerinnen und Südler,
schöne Wochenanfangsgrüße aus Kingman südlich von Las Vegas an der historischen Route 66.
Es ist gerade 17 Uhr, die Nachmittagssonne brennt auf das Wohnmobil. Ich hoffe, das Usertreffen in Erfurt war wieder ein voller Erfolg und diejenigen die dort waren hatten viel Spaß.
Ich nütze den Internet-Anschluss wieder einmal dazu, Euch einen Reisebericht der letzte 2 USA-Tage zu senden - falls es Euch interessiert.
Mal sehen was der Tag bringt - wie ihr ganz unten lesen könnt haben wir ein Problem mit dem Motor. Ich hoffe, dass wir morgen weiterfahren können, schließlich wollen wir noch nach San Francisco.
Hier also mein Bericht der letzten 2 Tage - Hauptereignis war der Besuch des Grand Canyon:
Am 3.September gingen wir schon um halb 8 Uhr hinunter an den Lake Powell um zu baden. Die Morgenstimmung war sehr schon und in der Waheap-Marina wurden schon die ersten Boote ins Wasser gelassen. Tobi buddelte noch etwas im Sand, dann gingen wir zurück zum Wohnmobil. Leider konnten wir die Duschen des Campingplatzes nicht benützen, weil diese mit Quarters, also 25 Cent Stücken funktionieren und wir das Geld nicht dabei hatten. S. hatte bereits wieder das Frühstück vorbereitet, so dass wir bald frühstücken konnten. Wie jeden Tag gab es Toast, Philadelphia-Frischkäse, Wurst, Cornflakes und Marmelade. Bis alles verstaut war und die Abwassertanks entleert waren, dauerte es noch einige Zeit, so dass wir erst am späten Vormittag den CP verließen. In Page fuhren wir zunächst zum Walmart und deckten uns mit neuen Lebensmitteln, v.a. Grillfleisch ein. Zusätzlich nützten wir die Gelegenheit und kauften noch ein paar günstige T-Shirts und Jeans. So war es schon ca. 13 Uhr, als wir unseren ersten Besichtigungspunkt des Tages, den Horseshoe-Bend, eine hufeisenförmige Flussschleife des Colorado-River erreichten. S und M gingen in der sengenden Mittagshitze bis zum Aussichtspunkt, während die Kinder diesmal streikten und im RV blieben. Der Blick war aber durchaus die Mühen wert. Wieder hörten wir viele deutsche Stimmen, besonders württemberger Dialekt.
Mehr als 2 Stunden Fahrt über etwa 140 Meilen lagen nun vor uns. Zunächst ging es Richtung Süden, dann nach Westen bis zum Eingang des Grand Canyon. Am ersten Aussichtspunkt, dem Desert View, war auch gleich ein Campround, der mit 12 $ sehr günstig war, so dass wir uns gleich einen Platz reservierten.
Inzwischen war es schon halb 5 Uhr, also wir uns aufmachten, den South-Rim des Grand Canyon zu erkunden. Wir hielten an mehreren "Viewpoints" und genossen den Ausblick auf diese riesige Schlucht, die in Millionen von Jahren entstanden ist. Am Mather Point parkten wir den RV und fuhren mit dem kostenlosen Shuttlebus weiter zum Visitor Center und der Buslinie am westlichen Ende des Canyon-Randes. Hier warteten bereits etwa 100 andere Touristen auf die "Red Line" zum Aussichtspunkt Hermits Rest, so dass wir uns wegen der fortgeschrittenen Zeit entschlossen, zu Fuß am Canyonrand entlang zu laufen. Ein anderes deutsche Paar schloss sich uns an, und so gingen wir zu sechst zu den nächsten 4 Aussichtspunkten, insgesamt etwa 3 km. Der schöne Sonnenuntergang tauchte die felsen in rot-gelbes Licht, so dass wir natürlich viel fotografierten und filmten. Als die Sonne ganz untergegangen war, wollten natürlich alle Touristen zurück, so dass die Shuttle-Busse völlig überfüllt waren. Schließlich ergatterten wir aber doch noch einen Stehplatz und kehrten bei völliger Dunkelheit zu unserem Wohnmobil zurück. Alle waren schon sehr hungrig. Nun lag aber noch der lästige Rückweg zum Desert View Point vor uns, wo wir den Übernachtungsplatz reserviert hatten. Also fuhren wir 24 Meilen zurück nach Osten und erreichten erst gegen 20.30 Uhr den Platz. M. entfachte schnell noch einen Haufen Holzkohle, während S. das Grillfleisch vorbereitete. Gegessen haben wir dann aber im Wohnmobil. Dazu gabs für die Eltern zwei kühle Dosen Budweiser Bier. Nach dem Abspülen gingen die Kinder in den Schlafsack während wir noch am Lagerfeuer, bestehend aus unserem letzten Holzscheit, eine Flasche Wein aus dem Napa Valley tranken und den wunderbaren Sternenhimmel betrachteten.
Um 23 Uhr gingen dann auch wir ins Bett.
Am Samstag (4.9.2010) stand ich schon früh auf, um den Grand Canyon vom Desert View im Morgenlicht fotografieren zu können. Leise verlies ich den RV und ging mit 2 Kameras bewaffnet durch ein kleines Waldstück zum Rand des Canyons bei einem historischen Beobachtungsturm. Vor mir lag der Grand Canyon, eingetaucht in die ersten Sonnenstrahlen und mit schönen Schatten. Ich ging etwa 45 Minuten am Rand des Canyons entlang. Außer mir waren nur sehr wenige Menschen schon so früh auf den Beinen. Als ich um etwa halb 8 Uhr zurück zum Wohnmobil (RV) kam habe ich den Reisebericht getippt, dann wurde gefrühstückt und ich wiederholte mit Tobi Lateinwörter. Um 9.45 Uhr verließen wir den staatlichen Campingplatz und fuhren die ca. 40 km lange Strecke zum Visitor Center des Nationalparks, wobei wir wieder an einigen Parkplätzen stoppten und den Blick in den Canyon genossen. Um 11 Uhr ereichten wir das Grand Canyon Village, wo wir im großen IMAX-Kino - bewaffnet mit Cola und Popcorn (war inklusive) - einen Film über den Nationalpark und seine Entdeckung durch die ersten Siedler sahen. Da wir immer noch mit dem Gedanken spielten, den Canyon aus der Luft mit dem Helicopter zu sehen, hielten wir am GC Airport und erkundigten uns nach den Preisen für einen Rundflug. Leider war dieser mit etwa 500 Euro für den Hubschrauberflug oder 400 Euro mit dem Kleinflugzeug für unsere Reisekasse zu teuer, so dass wir dieses Erlebnis auf den nächsten USA-Besuch verschoben. Auf der Landstraße fuhren wir weiter Richtung Süden bis Williams, einem kleineren Ort an der Route 66. Unterwegs stoppten wir an einem See, wo es sehr idyllisch und ruhig war. Der Campingplatz war gut besucht und am Ufer standen unter Bäumen die Angler mit ihren Familien. Es sah aus wie in Kanada. Gerne wären wir noch etwas geblieben, aber wir mussten weiter. Auf der großen Interstate 40, einer Autobahn, fuhren wir nun Richtung Westen. Angezeigt waren 456 Meilen bis Los Angeles. So weit fuhren wir natürlich nicht, sondern verließen die Autobahn nach etwa 1 Stunde wieder in Seligman. An hier fuhren wir etwa 80 Meilen auf der historischen Route 66. Schon hier sahen wir ein paar alte Tankstellen, Autos und einige Motorradfahrer mit ihren Harleys. Auf fast gerader Strecke über einen steppenartige Ebene erreichten wir bald den Ort "Grand Canyon Caverns", benannt nach der dort befindlichen Höhle, die wir spontan besichtigten. Mit einem Aufzug ging es in einer kleinen Gruppe hinunter in etwa 70 Meter Tiefe. Vor Millionen von Jahren entstand die Höhle, was Knochenfunde eines etwa 6 Meter großen bärenartigen Tieres belegten, das in ausgestopfter, rekunstruierter Form hier unten zu sehen war. Hier befindet sich auch die einzige Höhlensuite der Welt, in der man für 700 $ übernachten kann. Unsere Tochter bekam von David, dem Führer der Tour, die Beschreibung in deutscher Sprache und las interessiert mit.
Als wir nach 1 Stunde um 17.30 Uhr wieder ans Tageslicht kamen, nützten S. (Frau Buri) und die Kinder die Gelegenheit zu einem Reitausflug. Ein Cowboy und seine Frau warteten schon auf uns mit den Pferden und nach einer kurzen Einweisung in "Gas, Bremse und Lenkung" des Pferdes ritt meine Familie zwischen den Büschen davon. Meine Tochter war begeistert und auch S. gefiel der 45-minütige Ausflug sehr gut. Ich beschränkte mich aufs Filmen und Fotografieren.
Da bis Kingman, einer großen Stadt südlich von Las Vegas, leider kein Campingplatz mehr zu finden war, fuhren wir bis 20.30 Uhr in der Abendsonne auf der Route 66 nach Westen. Wir parkten nach einigem Herumirren in der Stadt auf einem CP für Wohnmobile. Die Stimmung war schlecht, außerdem gab der Motor komische Geräusche von sich und lief plötzlich "unrund". Werden wir morgen weiterfahren können? Eigentlich wollten wir wegen unseres 17.Hochzeitstages schön essen gehen, aber in der Nähe des Campingplatzes war nur ein Schnellimbiss, so dass wir uns entschlossen, Spaghetti zu kochen. Der Tag endete bei einer Runde Kniffel - während die Kinder schon eingeschlafen waren.
Das wars. Der RV geht immer noch nicht.
Hoffentlich geht es morgen weiter Richtung San Francisco.
Viele Grüße von
Santi