Plätzchenbäckerei
Jahrelang backte ich unermüdlich zur Freude meiner Familie, Freunde und Bekannten Weihnachtsplätzchen. Advent, Advent, Charlotte rennt… An Allerheiligen ging es in die Startlöcher, Buß- und Bettag in die zweite Runde. Hatte ich erstmal „mein Soll erfüllt“ - Plätzchen von ca. drei Kilogramm Mehl, experimentierte ich gerne mit neuen Rezepten weiter und ließ meinen Daddy, meine Schwimu und meinen Mann probieren. Was für gut befunden wurde, wurde erneut gebacken. Und Schwoma, die Mutter meiner Schwiegermutter, aß eh alles, auch die, die nicht so gelungen waren. Aber das war kein Wunder, sie mochte sogar die EPA-Panzerkekse, die mein Mann während der Bundeswehrzeit zuhause anschleppte, die stippte sie im Kaffee!
Mein Mann machte damals viel Spätschicht und betrat häufig mit einem Grinsen im Gesicht abends die Wohnung, wenn er draußen im Gässchen schon gerochen hatte, dass ich mal wieder Experimente im Backofen hatte.
An einem Buß- und Bettag jedoch holte ich meinen Mann schon früh aus dem Bett. Ich hatte mich morgens um acht bei der Fertigung des fünften und letzten Plätzchenteiges arg verbrannt, als ich gedankenverloren meinte, den Kochlöffel mit dem Finger von der noch ziemlich warmen Honigmasse zu säubern. Da saß ich nun - mit hängendem Kopf und hoch erhobenem pochenden Finger am geöffneten Fenster - nach dem Motto: Herr Lehrer, ich weiß was…
Nun, es nutzte nichts, der ganze Teig musste verbacken werden. Also reinigten wir gemeinsam die Küche, mein Mann spülte, ich trocknete mit eineinhalb Händen ab und dann assistierte ich ihm beim ausrollen, ausstechen, platzieren und abbacken der Weihnachtsplätzchen. Zunächst war meine bessere Hälfte alles andere als angetan, später machte er mit Feuereifer mit, und zum guten Schluss präsentierte er bis Weihnachten jedem Besucher seine Plätzchen! Seine Lieblingsplätzchen sind übrigens Goldplätzchen (Ausstecherlis), die es in Ermangelung eines Fleischwolfs immer bei uns gab. Ich meinte dann mal, mir einen solchen auf dem Trödelmarkt für zehn Euro zu kaufen, ein neuer kostete schließlich über dreißig, aber das verrostete Teil war mir dann doch zu unappetitlich und schließlich noch zu teuer! Also gab es wieder die zum Ausstechen.
Etliche Jahre zog ich das mit den kulinarischen Geschenken durch, auch in Form von Gelees und Likören, aber alles was zuviel ist, ist irgendwann nicht mehr schön. Meine Präsente wurden immer gerne genommen aber zu einer Selbstverständlichkeit, daher stellte ich den Spaß vor einigen Jahren ein. Meiner Stromrechnung tat das auch richtig gut…
2008 feierte unsere Familie dann - unbewusst - das letzte Mal „ganz groß“ an Heiligabend. Und mein Mann wünschte sich noch mal eine kleine Kollektion von Keksen. Also buk ich mit ihm zusammen für jeden, was er ganz besonders liebte. Irgendwie waren wir beide wie die Kinder…
Für ihn machten wir seine heiß geliebten
Goldplätzchen
Einen Knetteig aus
250 g Mehl
1 MS Backpulver
150 g Zucker
1 P. Vanillinzucker
125 g Mandeln
200 g Margarine
1 Prise Salz
3 kleine Eigelb
herstellen, kalt stellen.
In Portionen den Teig ausrollen, und Figuren ausstechen. Die Plätzchen auf ein Backpapier legen, bei 200 Grad ca. 10-12 Minuten abbacken.
Außerdem gab es wie früher immer – die mochten eigentlich alle gern –
Schweizer Nusstaler. Alice, ist das wirklich ein Schweizer Rezept?
250 g Mehl
100 g Speisestärke
100 g Puderzucker
1 gestr. TL Backpulver
1 P. Vanillinzucker
1 Prise Salz
125 g geröstete gemahlene Haselnüsse
250 g Margarine
Milch
Kakaopulver
Teig herstellen, Rollen formen, mit Milch bestreichen, in Kakao wenden. Eine Stunde kalt stellen, in Scheiben schneiden. Schön sieht es aus, wenn man jedes Plätzchen vor dem Backen mit
je ½ Haselnuss
verziert. Bei 200 Grad ca. 10 Minuten backen.
Schwiegermutters Favorit ist immer noch
Finnisches Kaffeebrot
200 g Margarine
60 g Zucker
1 Eigelb
1 EL heißes Wasser
ein paar Tropfen Bittelmandelaroma
300 g Mehl
1 EL Milch o. Wasser
1 Eigelb
Hagelzucker
Teig herstellen, ab damit in den Kühlschrank; ausrollen und mit dem Teigrädchen schräg Plätzchen ausrädeln. Diese mit der Eigelbmilch bestreichen und mit dem Zucker bestreuen. Backzeit ca. 10-15 Minuten bei 175-190 Grad.
Die Lieblinge meiner Mutter backte ich eigentlich ungern, auch wenn sie lecker schmeckten, aber sie bröckelten häufig so beim Abschneiden in der Rolle, sodass ich manchmal die Plätzchen auf dem Blech wieder zusammensetzen bzw. quetschen musste, ehe sie in den Ofen wanderten. Aber dennoch mussten selbstverständlich auch sie mit auf den Gabentisch:
Heidesand
250 Margarine
300 g Zucker
1 P. Vanillinzucker
375 g Mehl
1 gestr. TL Backpulver
Fett zerlassen, schwach bräunen und wieder abkühlen lassen; danach mit dem Zucker und dem Vanillinzucker schaumig rühren, Mehl und Backpulver darunter kneten, Rollen formen und in den Kühlschrank damit…
Ca. 15 Minuten bei 150 Grad backen. Vorsichtig vom Backpapier ziehen, brechen sonst…
Mein Vater liebte schon immer Makronen. Ich ergatterte Anfang der 80er von meiner damaligen Schulfreundin das neueste Rezept aus der TINA. Nun, das musste es immer wieder sein:
Kokos-Nuss-Makronen
4 Eiweiß
steif schlagen.
300 g Zucker
einrieseln lassen, weiter schlagen.
150 g gem. Haselnüsse
200 g Kokosraspeln
1 Prise Salz
unterheben. Bei 150 Grad ca. 25 Minuten backen.
Die Freude war an Weihnachten 2008 groß. Endlich wieder selbst Gebackenes. Zumal ich die Makronen morgens noch ganz frisch gemacht hatte, da ich für den Nachtisch Eigelb brauchte. Es duftete also nicht nur nach Tanne und gutem Essen sondern auch noch nach Plätzchen.
Und das Rezept für das Dessert, das muss ich jetzt erstmal suchen…
LG
Charlotte