Moin! In Europa kann man immer und überall problemlos seine Ausflüge selbst organisieren, was ich vielleicht bei exotischeren Zielen mit massiven Sprachbarrieren nicht unbedingt empfehlen würde. Ich würde im Netz nach den Begriffen "Shore Excursion" plus "Zielort" benutzen, und dann kommt man fast immer zu einer ganzen Liste unabhängiger Anbieter. Die Website von TUI Cruises gibt natürlich deutliche Hinweise, welche Attraktionen sich an welchem Hafen besonders anbieten. Dann kommt der Preisvergleich, den meistens die unabhängigen Anbieter gewinnen, weil die Reederei-Provision weg fällt. Bieten die freien Veranstalter keine deutsche Tour an, stellt sich die Frage, wie gut Ihr mit Englisch klar kommt. Keine Sorge - In Norwegen werden sie sicher nicht versuchen, Touren auf norwegisch zu verkaufen *g*
Tipp: Website der Häfen checken nach Zahl der erwarteten Schiffe an Eurem Besuchstag. Daraus lässt sich der Grad der touristischen "Flutung" ermitteln. Die Stadt Bergen hat inzwischen eine Obergrenze definiert nach Zahl der Schiffe UND Zahl der Passagiere, weil die Stadt wie so viele andere in Europa durch den Übertourismus zu ersticken droht. Der Monat August ist übrigens in Norwegen der "ausländische Urlaubsmonat Nummer Eins", während die Norweger traditionell im Juli zu urlauben pflegen.
Bergen kennt Ihr schon? Dann muss man vielleicht nicht noch mal an den deutschen Holzhäusern vorbei laufen. Der traditionelle Fischmarkt könnte bei starkem Touristenansturm sehr überlaufen sein. Ich würde dort ein Naturerlebnis vorziehen, also eine Tour mit einem örtlichen Anbieter durch die Schären der Umgebung.
Stavanger: es hieß, das sei nichts "Besonderes". Sehe ich anders. In Stavanger ist das Zentrum der norwegischen Öl- und Gas-Förder-Industrie und die hat Norwegen aus der Armut herauskatapultiert und zu einem der reichsten, sozialsten oder leider auch teuersten Länder der Welt gemacht. Das dortige Öl-Museum ist ein Muss für jeden Besucher, ist in Design einer Ölförderplattform gehalten und bietet tolle Einblicke. In der "Nähe", nur in 25 km Luftlinie, aber in Fahrentfernung von 90 Minuten, gibt es den Preikestolen, den berühmten Felsen "Predigtstuhl", der natürlich ebenso beliebt wie frequentiert zur Hauptreisezeit sein dürfte. Auch in Stavanger kann man wieder den Weg aufs Meer wagen und die tolle Fjord- und Schärenlandschaft erkunden. Gamle Stavanger, also das alte Viertel mit seinen bezaubernden Holzhäusern, ist einen Besuch wert. jedoch habe ich bei gleichzeitiger Anwesenheit von zwei oder mehr großen Kreuzfahrtschiffen erlebt, dass sich hier die Menschenmassen hindurchwälzen und die Anwohner auf eine harte Geduldsprobe stellen. Zunehmend findet man an vielen Häfen Norwegens Protestschilder, die sich gegen den zunehmenden Kreuzfahrttourismus richten. Generell gilt: dockt das Schiff früh am Morgen an, dann nichts wie auf zum Landgang, je früher, desto besser - und man ist vor den restlichen Massen einigermaßen sicher.
Geirangerfjord: wegen seiner Schönheit so beliebt und deswegen auch intensivst besucht. Der kleine Ort am Ende des Fjords wird tagtäglich in der Hauptsaison von mehreren Passagierschiffen besucht. Einige können an schwimmenden Brücken andocken, andere betreiben Tendering. Einen Ausflug in die Umgebung würde ich empfehlen, da im Ort selbst nur ein Rummel herrscht. Von der Anhöhe aus kann man an windstillen Tagen sehen, wie sich die Abgasdämpfe der Schiffe in den Fjordsenken ansammeln. Daher schiebt Norwegen auch hier bald einen Riegel vor und will keine ölverbrennenden Schiffe mehr in seinen Fjorden erlauben. Also - einmal noch hinein mit einem großen Schiff, vielleicht ist es die letzte Chance, bis man das Ganze nur noch mit kleinen Hybdrid- oder Brennstoffzellen- oder LNG-Schiffen besuchen kann.
Der Ort Kirkwall in Schottland war für meinen Geschmack der Inbegriff des Nirgendwo. Wir sind durch den kleinen Ort gestolpert, vor einer der wenigen Attraktionen, einer Kirche, stauten sich die Besucher, und sonst gab es kaum etwas zu entdecken. Alle anderen Orte kenne ich nicht.
Der beschriebene Küstenabschnitt Norwegens ist ein echtes Regenloch. Bergen hat wohl mit die höchste Zahl an Regentagen in ganz Europa. Untrer diesem Gesichtspunkt kann es empfehlenswert sein, erst vor Ort einen Ausflug zu buchen, wenn man die Wettersituation kennt. Den Predigstuhl würde ich z.B. an einem verhangenen grauen Regentag sehr unschön finden, wenn vermutlich auch deutlich weniger besucht.
Einkaufstipps: neben den allgegenwärtigen Trollpuppen gibt es in Supermärkten sehr exqusite Blaubeermarmelade. Ich nehme immer eine mit extra wenig Zucker und entsprechend höherem Fruchtanteil. Eine einzigartige Spezialität ist der karamelisierte Kochkäse Gudbrandsdalen, bekanntester Name "Gudbrandsdalsost" von Tine, den es in jedem Supermarkt-Kühlregal gibt. Ist in Folie verpackt, sieht eher aus wie ein Margarineklotz. Entweder liebt man oder hasst ihn, aber probieren muss man das unbedingt. Wenn es einem nicht schmeckt, einfach beim nächsten Eintopf mit "verkochen"!