Viele Mallorquiner, vor allen auf den Dörfern, machen einmal im Jahr - Ende Mai/Anfang Juni - ihren eigenen Kräuterlikör, die "Hierbas". Früher hat man mit Wasser verdünnten Ethylalkohol als 'Grundstoff' zum ansetzten mit Sternanis und Kräutern benutzt, heutzutage kaufen die Mallorquiner 'offenen' (literweise. aus einem Fass) Anisschnaps und setzen den mit Kräutern an.
So oder so, ist der 'Grundstoff' Anisschnaps der mit aromatischen und medizinischen, grossteils einheimischen Kräutern angesetzt wird damit die "Hierbas" ihren charakteristischen Geschmack bekommen. Und hier gibt es wahrscheinlich so viel verschiedene Rezepte wie es 'Hersteller' gibt.
Es gibt 7 oder 8 Zutaten die so gut wie alle 'Hersteller' benutzen. Das sind Eisenkraut, Wermut, Pfefferminz. Fenchel, Johannisbrot, Zitronenschale, Wacholder und Kaffeebohnen. Viele schwören dass der Geschmack sich mit jeder zusätzlichen Zutat verbessert. Ich persönlich mache ausser den schon genannten Zutaten noch folgende dazu: grüne Walnüsse, Kirschen, Kamille, Majoran, Sauerampfer, Rosmarin, Thymian, Borretsch, Wildmalve, Melissenkraut, Salbei, Weinraute, Stangenzimt, Orangenschale, Orangenbaumblätter, Zitronenbaumblätter, Strohblume, Tilia und Minze. Von 2 weiteren Zutaten (einheimisache Pflanzen), habe ich leider die deutsche Übersetzung nicht gefunden. Das Ergebnis kann sich sehen lassen (viele der Teilnehmer der IHCT-Usertreffen Mallorca können daas bestätigen). Auch die Mallorquiner wollen alle das Rezept wissen, bzw. wo man diese Kräuter überhaupt finden kann.
Angesetzt werden die ·"Hierbas" Ende Mai/Anfang Juni wenn die Kräuter am saftigsten sind (und bevor sie im Sommer verwelken). Je nachdem oh man trockene, süsse oder gemischte "Hierbas" machen will nutzt man trockenen, süssen oder - in der gewünschten Proportion gemischten - Anis als 'Grundstoff'. Der Anislikör nimmt den Geschmack der Kräuter (je nach Menge der Kräuter) in 6 bis 8 Wochen an. Während dieser Zeit verändert sich der Geschmack da nicht alle Kräuter ihren Geschmack gleichmässig 'abgeben'. Sobald der Likör den gewünschten Geschmack erreicht hat füllt man etwa ein Drittel in eine Flasche ohne Kräuter um um zu vermeiden dass der Geschmack zu stark - und somit fast ungeniessbar - wird. Diese Drittel ersetzt man mit frischen 'Grundstoff' (der in den Behälter mit den Kräutern nachgefüllt wird), der dann etwas länger braucht um wieder den gewüschten Geschmack zu erreichen. Dieses Nachfüllen kann man innerhalb 18 Monaten - oder sogar noch mehr, so lange die Kräuter Geschmack 'abgeben' - einige Male wiederholen, so dass man die ursprünglich angesetzte Menge im Laufe der Zeit verdoppeln oder fast verdreifachen kann (mit den ursprünglichen Kräutern).
Vielen Touristen - und Einheimischen - schmecken die in Bars und Geschäften erstandenen "Hierbas" gut. Einige mallorquinische, komerzielle Hersteller exportieren sogar einen Teil ihrer Produktion. Und jetzt möglicherweise eine kleine Enttäuschung: einige der komerziell angebotenen "Hierbas" (die meisten?) haben bei ihrer Herstellung nie 'echte Kräuter' zu Gesicht bekommen. Man nutzt verdünnten Ethylalkohol mit Aromastoffen. Diese komerziellen "Hierbas" schmecken zwar gut, sind aber mit den 'echten', hausgemachten - leider - nicht zu vergleichen.