Alle zwei Minuten frische Luft
Eine leistungsfähige Klimaanlage reinigt und erneuert die Luft, rein rechnerisch wird sie alle zwei bis drei Minuten komplett ausgetauscht. Dennoch handelt es sich dabei zu 50 bis 60 Prozent um wiederverwendete, quasi runderneuerte Luft aus der Kabine, die ein aufwendiges Filtersystem von Rauch, Bakterien und Keimen gereinigt hat. Der Grund für die hohe Recycling-Quote liegt in der Trockenheit der Außenluft. Sie hat einen Feuchtigkeitsanteil von nur drei Prozent. Da wird das Atmen schwer, die Schleimhäute werden spröde, die Augen jucken. Durch Beimischung der aufgefrischten Kabinenluft steigt die Luftfeuchtigkeit, auf rund 15 Prozent in der First- und rund 30 Prozent in der Economy-Class, weil hier mehr Menschen sitzen. Gewöhnt sind wir an 40 bis 70 Prozent.
Besser als im OP
Wie wirkungsvoll das Filtersystem in der Klimaanlage eines Flugzeugs arbeitet, haben Messungen der Daimler-Benz Aerospace in zwei Airbus-Typen ergeben. Gefahndet wurde nach Bakterien, Schimmelpilzen, flüchtigen organischen Substanzen (Geruchsstoffen) und Staubpartikeln. Die Messtechniker fanden heraus, dass die Belastung der Flugzeugluft mit Keimen und Schadstoffen geringer ist als in den meisten Wohn- und Arbeitsräumen, bei einigen Schadstoffen wird sogar der für Operationssäle zulässige Grenzwert unterschritten.
Vorsicht vor dem Nachbar
So gelten in Büros Werte von 500 bis 3000 KBE - Kolonie-bildende Einheiten - pro Kubikmeter Luft als üblich, in den Flugzeugen wurden nur 20 und 1700 KBE gemessen. Die Klimaanlage schützt uns also vor Ansteckung. Vor dem Sitznachbarn schützt sie nicht. Selbst für High-Tech ist der einfach zu dicht dran.
aus dem Geo 9/20
Gruß Achim