Welch ein schöne und erfrischende Diskussion so kurz vorm Wochenende! Man kann das Rad jede Woche neu erfinden, aber originell ist das bestimmt nicht. In der letzten Zeit gab es hier im Forum zwei Beiträge von „Adrian-Berlin“, die ich zitieren möchte – sie sind so umfassend und fundiert – da gibt´s absolut nix hinzuzufügen.
„...Die Verwendung vom Kompressions- oder Anti-Thrombose-Strümpfen kann, wie schon erwähnt, nur dann empfohlen werden, wenn es sich um speziell angepasste und gut sitzende Strümpfe handelt. "Stangenware" passt so gut wie nie perfekt und steigert das Thromboserisiko - auf den regelhaften Einsatz von Anti-Thrombose-Strümpfen wird in Krankenhäusern inzwischen aus gutem Grund verzichtet!
ASS oder andere Thrombozytenaggregationshemmer sind nur unter sehr besonderen Bedingungen zur Thromboseprophylaxe indiziert. Studien zur postoperativen tiefen Beinvenenthrombose und Lungenembolie haben zwar protektive Effekte erwiesen, aber es handelte sich um Hochriskiopatienten und Hochrisikoeingriffe. Eine Übertragbarkeit auf die üblicherweise nicht sonderlich Thrombosefördernden Langstreckenflüge bei an sich gesunden Menschen ist nicht gegeben. Generell kann man also sagen: ASS bei Langstreckenflügen wirkt gegen Kopfschmerzen, aber wohl nicht gegen Thrombosen.
Eine generelle prophylaktisch Antikoagulation mit vermutlich niedermolekularem Heparin halte ich unabhängig von der Flugdauer für vollkommen unnötig und potentiell gefährlich. Bestimmte Personenkreise, die aufgrund von Gerinnungs-, Tumor- oder Gefäßerkrankungen ein abnormal hohes Risiko für Thrombose haben oder schon einmal eine Thrombose hatten, sollten nach ärztlicher Beratung eine Antikoagulation in Betracht ziehen. Aber gesunde Menschen, und auch Raucher und Frauen mit oraler Kontrazeption gelten erst einmal als gesund, brauchen sich keine besonderen Sorgen machen.
Wirksamere und nebenwirkungsärmere Methoden sind die schon oft erwähnten einfachen physikalischen Massnahmen:
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr
- Alkoholkarenz
- Regelmäßiges Verändern der Sitzposition
- Aktivieren der Muskelpumpe, z.D, durch Treten auf der Stelle
- Häufiges Aufstehen und Herumgehen
- Bequeme, nicht einschnürende Kleidung ...“
und:
„...Bei Flügen mit mehr als 8h Dauer und Probanden die älter als 50 Jahre sind aber keine vorbekannte Gerinnungsanomalität haben, entwickeln ca. 10% eine asymptomatische Venenthrombose meist des Unterschenkels. Retrospektiv haben einige davon eine vorher nicht bekannte Gerinnungserkrankung gehabt. Gut sitzende Kompressionsstrümpfe senken das Risiko einer Beinvenenthrombose. (Frequency and prevention of symptomless deep-vein thrombosis in long-haul flights: a randomised trial. Scurr JH; Machin SJ; Bailey-King S; Mackie IJ; McDonald S; Smith PD , Lancet 2001 May 12;357(9267):1485-9.)…”
Danke Adrian!