Das Problem mit den Seychellen ist der wachsende Tourismus dort, gefördert durch Billigtickets aus Europa und entsprechende Unterkünfte. Ich gönne es wirklich von Herzen jedem, dort einmal seinen Urlaub zu verbringen, aber das ist das Problem ...
Bleiben wir einmal beim Beispiel La Digue: Die Insel ist leider jetzt schon komplett kaputt ...
Ich komme gerade von den Seychellen zurück; bin mehrfach dort gewesen und habe dieses Mal in erster Linie die Koralleninseln Bird und Denis besucht. Für das "Seychellen-Feeling" sollten es aber auch ein paar Tage auf La Digue sein.
Mein erster Besuch dort fand vor 20 Jahren statt. Da gab es nur den Ochsenwagen als Transportmittel, nur das "Gregoire Island Lodge" (heute La Dige Lodge) und die Anfahrt erfolgte mit einem alten Segler über 4 Stunden von Mahé.
Selbst vor 3 Jahren, bei meinem letzten Besuch, war ich eigentlich immer noch begeistert, obwohl es deutlich voller geworden war. Was ich allerdings jetzt im Februar erleben musste wird mich davon abhalten, ein weiteres Mal dorthin zu reisen.
Es gibt hier zwischenzeitlich mehr (Schrott-)Fahrräder als in Amsterdam. Jeder Tourist fährt gleich frühmorgens die einzige Straße an der Westküste entlang und um das Nordkap herum, immer auf der Suche nach dem im Prospekt und auf bunten Hochglanzbildchen versprochenen einsamen Traumstrand, den es aber nicht mehr gibt.
Er kehrt dann frustriert wieder um und landet irgendwo, meist direkt an der Wasserkante an einem Hotelstrand mit Liegen, die er aber nicht benutzen darf, weil diese den höherzahlenden Hotelgästen vorbehalten sind. Zwischenzeitlich machen auch die in nicht unerheblicher Anzahl mitgeführten Kleinkinder Stress, - Durst, Pipi und Hunger ... Auch nicht schön für die Hotelgäste, die viel Geld bezahlt haben, aber die Strände sind halt öffentlich.
Es gleicht einer täglichen Fahrradkarawane: kolonnenfahren. Dazu wird man noch bedrängt durch eine immer größere Anzahl von Großraumtaxis, (mehr oder weniger rücksichtslosen) Baufahrzeugen und dick-bereiften Elektro-Motorrädern, die meist von einheimischen jugendlichen "Checkern" mit Rasta-Locken und Jamaica-Look in Höchstgeschwindigkeit gefährlich im Slalom um die Touristen herum bewegt werden. Linksfahrgebot? Empfehlung ...
Die meisten Touristen wohnen aus Kostengründen in der Inselmitte in self-catering houses oder Pensionen ohne Zugang zum Strand, und den müssen sie sich dann suchen. Sie finden nur keinen, denn die Plätze an ALLEN Stränden der Insel, die etwas Baumbestand zwecks Schattengebung haben, sind VOLL. Ganz furchtbar ist es am berühmtesten der Strände, den natürlich alle gesehen haben wollen, den Grand Anse d'Argent. Wie auf dem Oktoberfest, mit quengelnden Kleinkindern und stillenden Müttern.
Hinzu kommen täglich hunderte von Tagestouristen, die aus Mahé und Praslin kommen.
Manchmal hatte ich das Gefühl, dass Mallorca romantischer ist ....
Also, - die Bilder mit menschenleeren Stränden könnt ihr vergessen. Hinzu kommen eine immer größere Anzahl von Bretterbuden, (wahrscheinlich illegal) errichtet von Einheimischen, die Säfte verkaufen und laute Musik machen, immer auf der Suche, ein paar Dollars von den Touris zu ziehen. Dies an teilweise den besten Badeabschnitten. Auch der Grande Anse wird mittlerweile durch Schattenremisen verunstaltert, die aus alten Bananen- und Palmenblättern errichtet wurden und von geschäftstüchtigen einheimischen Jugendlichen stundenweise vermietet werden.
Wir waren diesmal nicht in Mahé und nicht auf Praslin, aber der Beau Vallon Bay-Beach war damals auch schon Ibiza ...
Also: immer noch eine wunderschöne Inselgruppe, egal welche Insel, aber erwartet nicht das Paradies