10. Reisetag, San Cristobal – Zinacantan – San Juan Chamula – San Cristobal
Ein wieder mal sehr gutes und abwechslungsreiches Frühstücksbuffet hieß uns willkommen. Unsere beiden Mitstreiter des Vorabends versorgten wir mit etwas Kamillentee, da sie eine magenunfreundliche Nacht hinter sich hatten. Anscheinend waren die Tamales nicht die besten gewesen.
Unser erstes Ziel war das kleine Indianerdorf Zinacantan. Hier besuchten wir die örtliche kleine Kirche. Was einem sofort ins Auge fiel war die karge Ausstattung der Kirche. Die Wände waren kahl, die Figuren einiger Heiliger standen am Boden. Die Figuren hatten alle einen kleinen Spiegel umhängen. Im Glauben der Indianer nimmt die Figur durch den Spiegel einen Teil der Seele auf . Aus diesem Grund ist es auch strengstens verboten, diese Figuren zu fotografieren. Dies würde einem Raub der Seele gleichkommen. Der Altar war mit einer blinkenden Lichterkette verziert und mit dem heiligen Getränk der Indianer dekoriert: Coca Cola!!! Uns wurde erklärt, das diese Gegebenheit darauf zurückzuführen ist, das die Indianer glauben, Krankheiten werden durch böse Geister in ihrem Inneren ausgelöst. Nach dem Genuss von Cola müssen Sie dann Aufstoßen und dadurch stoßen Sie die bösen Geister mit aus. Im Anschluss betraten wir das Gemeindehaus. Hier wurde gerade eine Versammlung abgehalten. Hier fühlten wir uns so richtig fehl am Platz. Es wurde nach unserem Eintreten kein Wort mehr gesprochen, wir wurden nur angestarrt und gegen einen kleinen Obolus wieder nach draußen gebeten. Wir bewegten uns etwas durch das Dorf und sagen einige Indianerinnen beim Weben. Eine präsentierte dann ganz stolz das Hochzeitsgewand ihres Mannes. Sie bot uns auch einen selbstgebrannten Schnaps, Posh genannt, an. Im Nachhinein tut es uns immer noch leid, das wir abgelehnt haben . Es gilt als große Ehre, wenn man zu diesem Getränk eingeladen wird und unsere Ablehnung muss Sie doch ziemlich gekränkt haben. Aus diesem Erlebnis haben wir für unsere weiteren Reisen gelernt und so etwas wird nicht noch einmal vorkommen.
Unsere Fahrt führte uns weiter nach San Juan Chamula, einem Indianerdorf das heute seinen großen Markttag hat. Aus dem ganzen Umland kommen die Indianer um hier Handel zu treiben. Wir wurden von unserem Reiseleiter schon einmal vorgewarnt, das uns etwas sehr sonderbares beim Aussteigen passieren würde. Aber so richtig darauf vorbereiten konnte man sich doch nicht. Kaum öffneten sich die Türen des Busses, schon stürmten die Indianermädchen auf den Bus zu und riefen die ganze Zeit „Später, später, später“. Was sie da schreien ist ihnen gar nicht bewusst. Aber da keiner der Touristen etwas kaufen möchte, kommt eben oft die Ausrede: „Später“. Und das haben sie sich dann irgendwann gemerkt. Schon irgendwie bedrückend, wenn man sieht, wie der Tourismus die Menschen verändern kann.
Nun aber weiter zum Markttreiben. Schon von Weitem konnte man den Markt sehen. Überall herrschte buntes Treiben und wir konnten die farbenfrohen Trachten der Mayas bestaunen. Auf dem Markt wurden alle möglichen Früchte angeboten, aber auch verschiedene Getreidesorten, Bohnen und Mais. Auch hier war eine Kirche zu finden, die wir uns ansahen. Im Innern herrschte eine sehr eigentümliche Atmosphäre. Ein stetes Gemurmel war zu hören, die Indianer knieten alle am Boden, der mit Heu bedeckt war. Vor jedem Indianer waren mehrere brennende Kerzen am Boden. Die Heiligenfiguren standen an den Seiten, auch hier mit einem Spiegel versehen. Weiter vorne konnte man sehen, wie ein Indianer ein Huhn opferte. Einen Priester trifft man hier nicht an. Dieser katholische Geistliche ist nur zur Taufe gern gesehen. Ansonsten wird er aus dem Dorf gejagt. Den Friedhof den wir dann noch kurz sahen, ist auch nicht mit den unsrigen vergleichbar. Die Gräber sind recht farbenfroh gestaltet und teilweise mit Fähnchen und Bändern geschmückt. Der Tod wird hier ganz anders gehandhabt und betrachtet als in Europa.
Nach diesen Eindrücken fuhren wir wieder zurück nach San Cristobal und erkundeten noch etwas auf eigene Faust die Umgebung. An der Kirche war ein größerer Markt aufgebaut worden und wir schlenderten durch die Gassen. Überall konnte man kleine Püppchen kaufen, die schwarze Masken aufhatten. Es handelt sich hierbei um Zapatistenpuppen. Die Zapatisten waren eine Gruppierung, die der Regierung Mexikos den Kampf angesagt hatte. Sie wollte für die Verbesserung der Lebensbedingungen der ländlichen Bevölkerung eintreten. Gerade hier im Hochland hatten Sie großen Zulauf und werden auch heute noch verehrt.
Den Abend ließen wir in einer kleinen Kneipe bei Salsa Musik und ein paar Tequilas bzw. Sols ausklingen. Morgen werden wir den Wasserfall Misol Ha besuchen und dann weiter nach Palenque in den Regenwald fahren.