Ein paar persönliche Gedanken zu Masca und der nämlichen Schlucht sollten hier erlaubt sein?!
Als Masca früher noch ein abgeschiedener Ort war, ohne Wasserleitung und Strom, da war es dort noch urtümlich und ein wirklich schönes Fleckchen in dem man in sich gehen konnte und Eins mit der Natur war und sie in vollen Zügen geniessen konnte. Zu der Zeit war es nur per Esel oder auf beschwerlichen Pfaden erreichbar. Aber das ist lange her und die Zeit ist nicht umkehrbar.
Seit dem Ausbau der Straßen von Nordwesten aus Buenavista del Norte über das Tenogebirge durch Masca hoch nach Santiago del Teide ist das alles anders geworden.
Heute ist es zum „Schlachtfeld“ des Tourismus geworden.
Dutzende Busladungen von Besuchern aller Nationalitäten werden herbeigekarrt und in den Restaurants ausgekippt. Wegen der Parkplatznot fahren die leeren Busse dann weiter z. B. nach Santiago del Teide. Das schöne Tal ist dann überbevölkert von den Ladungen, die sie herbeibrachten, ebenso auch die Terrassen der Lokalitäten, auf denen sie dann sitzen und die angepriesenen angeblich selbstgefertigten Torten , die täglich aus der Großkonditorei aus Santiago kommen, in sich hineinschlemmen. Nun gut, man hat einen schönen Blick über das Tal mit seinen Terrassen und ehemaligen Bauernhöfen an den Hängen, die kaum noch bewirtschaftet werden.
Der andere Teil der Busladungen erwartet seine bestellten Führer, um in die Schlucht einzusteigen. Nicht selten sind diese Führer angehende Biologen oder Geologen. Das ist für die Wanderer nätürlich von großem Vorteil.
Aber dann geht es nach kurzer Einweisung los ins Barranco de Masca. Und das ist dann oftmals gar nicht mehr schön! Alles schnattert durcheinander, obgleich man die Stille dort unten förmlich hören kann. Lautstarke Ausbrüche von Wohlgefallen, Bewunderung und Begeisterung sind überall zu hören. Und da man ja in einer Reihe hintereinander gehen muß, scheint es selbstverständlich zu sein, dass Tante Emma ganz vorne das auch mitbekommen muß. Andauernd sind Ausrufe wie: Wunderbar, großartig, schaut mal wie schön, ist es nicht herrlich hier, usw. in allen Sprachen zu hören. Wären alle still, so könnten sie ihre leise vorgetragenen Unterhaltungen als eigenes Echo an den Felswänden der Schlucht hören. Aber man muß sich ja lautstark mitteilen! Ob das die endemische Tierwelt dort auch mag ist zumindest zweifelhaft. Die riesengroße Katzenpopulation in der Schlucht hat sich offenbar gut damit abgefunden.
Wird es dann etwas beschwerlicher, dann wird es auch wieder etwas ruhiger. Es gibt viele „Wanderer“, die sich einen Selbstbeweis ihrer zweifelhaften fitness erbringen wollen, koste es was es wolle, bis an die Grenzen ihrer psychischen und physischen Leistungsfähigkeit. Der nächste „Trupp“ folgt ja schon in kurzem Abstand, und man lässt sich doch ungerne unterkriegen, geschweige denn zuzugeben, dass man sich hart an seiner persönlichen Leistungsgrenze befindet! Nicht selten endet das in einem Desaster.
Es werden schon lange Überlegungen angestellt, wie man diese Wege entschärfen kann. Der Gedanke ist für mich abscheulich vorauszuahnen was man vorhat oder vorhaben könnte. – Alle Unwegsamkeiten beseitigen, notfalls wegsprengen, die Wege planieren, usw.! Dem Einfallsreichtum der verantwortlichen Behörden in Buenavista sind kaum Grenzen gesetzt.
Die Anfänge solcher Vorhaben kann man jetzt schon im Barranco del Infierno bei Adeje ganz gut sehen! Möglichst sollte man ja mit einem Kinderwagen noch bequem hindurch kommen.
Auf jeden Fall wird wohl schon in absehbarer Zeit eine Gebühr für das Begehen der Barrancos fällig werden; das denke ich!
Gott bewahre, ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass mir Masca nicht mehr gefällt! Aber der Tribut den man der wunderbaren Natur abverlangt, scheint mir unangemessen hoch zu sein, und er ist nicht reversibel!
Es gibt eine Theorie über das Entstehen dieser Barrancos und der Felswände von Los Gigantes. Diese besagt, dass beides erst viel später nach dem Erkalten der Lavainsel Teneriffa entstanden ist. Durch enorme Kräfte sind an diesen Stellen die Lavagebirge von unten hochgedrückt worden, was zu eben diesen Schluchten und Steilwänden geführt hat. Ebenso wie auch an Stellen auf La Gomera und La Palma.
Für gewöhnlich kann man sich denken, dass nach dem Entstehen einer Insel aus einem Vulkan diese ein Querschnittsprofil annähernd einer Glocke haben sollte. Mit flach abfallenden Rändern.
Das ist aber hier nicht so! Die Theorie ist weder bewiesen, noch widerlegt! Ein Vulkanologe hat mich vor einiger Zeit einmal damit vertraut gemacht.
Fazit: Besucht Masca solange es sich noch lohnt!
Dieser Beitrag ist sehr lang geworden, aber man kann das nicht mit ein paar Sätzen abtun! Sollte das alles zu langatmig sein, dann bitte ich darum, dass die Admins sich melden mögen!
Das sind meine heutigen Eindrücke und Empfindungen in und um Masca!
Viel Grüße und eine unbeschwerte Wanderung,
wünscht
Dieter