Bally-Prell-Gedenkbrunnen
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Gedenkbrunnen für eine Volkssängerin
Beim Verlassen der U-Bahnhaltestelle Münchner Freiheit über den Ausgang Herzogstraße kam ich beim Bally-Prell-Gedenkbrunnen vorbei. Der Brunnen befindet sich direkt vor dem Haus Leopoldstraße 77. Bally Prell (1922 -1982) war eine berühmte bayrische Volkssängerin und Humoristin. Laut einer Hinweistafel am Brunnenrand wohnte Bally Prell ihr Leben lang im Anwesen Leopoldstraße. 77. Das von Martin Dülfer entworfene Haus im Jugendstil (Bauzeit 1900 -1902) ist eines der schönsten Gebäude in der Leopoldstraße. Martin Dülfer (1859 – 1942) war ein berühmter deutscher Architekt und Hochschullehrer. Wie man im Internet nachlesen kann, trat Bally Prell schon als Kind öffentlich auf. Ihre Stimme war außergewöhnlich tief. Es gab aber keine Rollen für sie. So überraschte es nicht, dass der hochbegabten, stimmgewaltigen jungen Frau mit der üppigen Figur 1953 der große Durchbruch nicht auf dem Konzertpodium gelang, sondern auf der Volkssängerbühne am Platzl mit einer parodistischen Nummer. Das Platzl war jahrzehntelang Sprungbrett für KünstlerInnen aus dem volkstümlichen Bereich, wie z.B.Weiß Ferdl, Michl Lang, Kathi Prechtl, Erni Singerl, der Jodler-König Franzl Lang – alle verdanken ihre Bekanntheit dem Platzl. In den 1980er Jahren ließ der Erfolg der Bühne nach, 1992 wurde das Platzl geschlossen. Der Vater von Bally Prell schrieb für sie das Lied "Die Schönheitskönigin von Schneizlreuth", das er ihr buchstäblich auf den Leib geschrieben war: eine Parodie auf die damals wieder entdeckten und sehr beliebten Miss-Wahlen. Schneizlreuth ist eine Gemeinde im oberbayrischen Landkreis Berchtesgadener Land, der kleine Ort wurde durch dieses Lied deutschlandweit bekannt. Liedertext – Die Schönheitskönigin von Schneizlreuth: Mich, die Salvermoser Zenz Ham’s zur Schönheitskonkurrenz Nach München auffigschickt Unter 20 solche Nassl Hab ich ghabt des Riesnmassl Und den 1. Preis gekriegt. Mein Bürgamoasta, der wird linsn Und mei Hiasl, der wird grinsn Meinen Freundinnen stinkt er schwer Doch das lässt sich sehr leicht denken Zwengn den Haufen von Geschenken Und der Reuse übers Meer Hahahahaha Ja, ja, jajajajaja Ja, was sagn’S denn da Ich, die Schneizlreutherin Bin Schönhoitskönigin Ja, ja, jajajajaja, Dass dieses Wunder geschah Das allein verdank ich nur Meiner zierlichen Figur." Mit der "Schönheitskönigin von Schneizlreuth" ist Bally Prell in den Olymp der bayerischen Volkssänger eingegangen. Sie trat damals meistens in einem rosa Rüschenkleid, weiß-blauer Schärpe und goldenem Krönchen auf und sang: "Ha, bin ich vielleicht nicht schön"? Zu ihrem Repertoire zählten neben den Kompositionen ihres Vater – wie "Isarmärchen" oder "St. Anna-Vorstadt" – und Parodien (Leo Slezak "Man nehme zwei Herzen") auch Schubert- und Mozartarien, französische Chansons und italienische Volkslieder. Finanziert wurde der Gedenkbrunnen über eine Privatspende von Frau H. Gösswein. Die Einweihung des Brunnen erfolgte im Jahr 1992 durch Oberbürgermeister Ude und der Stifterin Frau Gösswein.