Salam,
wenn ich diese Antworten lese habe ich den Verdacht, das es an dem Hotel liegen könnte. Ich bin bald zum elften Mal da und kann nichts in der Hinsicht bestätigen. Ich bin seit ein paar Jahren Alleinreisende, aber nur nach Ägypten. Es gibt Regeln, die man schnell lernt. Ich sage immer, wer nach Egypt reist, MUSS Deutschalnd und Europa aus seinen Gedanken verbannen. Kommt ein Händler, der unbedingt verkaufen will, strafe ich ihn mit Missachtung. Das hat nicht mit unhöflichkeit zu tun. So wird es da gemacht. Man sollte Menschen, mit denen man im Augenblick nichts am Hut hat, Ignorieren. Das ist mir am Anfang sehr schwer gefallen. Und nie in die Augen sehen.
Zitat von goerch :
der Taxifahrer, der Nachts ohne Licht direkt in den Gegenverkehr fährt!
Ägyptens Autoverkehr hat nichts mit Normalität zu tun.
Eine Kleine Geschichte zum Straßenverkehr in Ägypten!! (Wahrheit und Ironie liegen hier sehr nah beieinander)
Yalla, Yalla oder HUUP, HABIBI, HUUP
Grundsätzliches:
Ägypten fährt man alles was vier Räder und eine Hupe hat. Ein Auto ist erst dann wirklich kaputt wenn die Hupe kaputt ist, ohne Hupe ist man im ägyptischen Straßenverkehr so fehl am Platze „wie ein Taubstummer in einem Gesangsverein“.
Ich kenne die Fahrweisen von: Italienern, Spaniern, Franzosen, Niederländern und Deutschen. Jedes Land hat seine eigenen Geflogenheiten, Ägypten aber, schlägt wohl die meisten. Sicher gibt es in Ägypten auch Verkehrsregeln, wie z.B.
Geschwindigkeitsbegrenzungen Inner- u. außerhalb von Ortschaften, nur keiner kennt sie und wer sie kennt, der beachtet sie nicht. (Aber so etwas soll es ja bei uns auch geben!!) Die Einheimischen wissen wo die Radarfallen stehen, aber der ahnungslose Tourist nicht. In keinem Ägyptischen Auto z.B. wird man einen Verbandskasten finden, warum auch „Allah fährt doch mit“! Ein WAGEBHEBER aber ist zwingend vorgeschrieben und ich denke, jeder Ägypter hat einen dabei. Soll doch der Reifenwechsel eine „Lieblingsbeschäftigung“ der Autofahrer sein. Die meisten Wagen haben profillose Bereifung. Weit aus dem Asphalt herausragende, scharfkantige Gullydeckel, oder die unzähligen Schlaglöcher, können sehr schnell den „tot“ eines Reifens bedeuten. Hat es einen Autofahrer dennoch erwischt, wird der Reifen natürlich an Ort und Stelle gewechselt, es muss ja weitergehen. Es ist völlig egal, ob dies z. B. mitten in der Hauptverkehrszeit geschieht (selbst gesehen in Kairo).
So ist es bei und zu Hause:
Der öffentliche Nahverkehr heißt bei uns abgekürzt ÖPNV und kann, wenn man nicht zu irgend einer Gruppe gehört, die Vergünstigungen beanspruchen kann, recht teuer sein.
Und so in Hurghada:
In dieser Hinsicht ist die Stadt am Roten Meer ein Paradies. Allein die Tatsache, dass eine Stadt, die zumindest der Länge nach die Ausdehnung von Berlin hat (ca. 40 Km der Küste sind durchgängig bebaut), auf eine U-Bahn verzichten kann, ist phänomenal. Das Rückrad des öffentlichen Nahverkehrs bilden die Minibusse. Anfang der Neuziger fuhren mein Mann und ich noch mit einem alten Minibus der Marke Eltramco, der Stolz der ägyptischen Autoindustrie. Aus Sicherheitsgründen hat die Regierung diese Fahrzeuge nach und nach aus dem Verkehr entfernt. Denn auch wir hatten u.a. damals während der Fahrt das Vergnügen, durch das verrostete Bodenblech auf die Straße zu gucken. Heute sind japanische Modelle ihre Nachfolger.
Das System der Minibusse ist denkbar einfach und mach zudem noch tierischen Spass. Wer mitfahren will, stellt sich einfach an die Straße und winkt, meist braucht man dies aber nicht. Wer nicht mit will, wird von den vorbeifahrenden Bussen gnadenlos angehupt und zum Mitfahren aufgefordert, obwohl schon ca. 17 Personen in dem 15-sitzigen Gefährt sitzen, aber das macht nichts, denn die Ägypter sind ein geselliges Völkchen. Es ist schließlich jedem selbst überlassen, ob er einsteigt, wenn eine der rollenden Konservenbüchsen neben ihm bremst, oder ggf. in brütender Hitze die nächsten 500 m zu Fuß gehen will.
Wer mitfährt und wieder aussteigen will, macht sich irgendwie bemerkbar. Das hat man sehr schnell gelernt. Wie, ist egal, der Fahrer hält schon irgendwann an – spätestens ein paar Meter weiter, wenn er den nächsten potentiellen Kunden erspäht und zur Mitfahrt eingeladen hat. Froh, dass man die Fahrt überstanden hat reicht, man dem Fahrer einen Ein-Pfund-Schein und steigt aus.
Bitte nie vorher zahlen, später hat er evtl. vergessen das man schon was gegeben hat. Ab und zu hat so ein Minibus auch einen „Schaffner“, der nimmt dann das Geld in Empfang. Wer Minibus fahren will sollte IMMER Kleingeld haben. Obwohl der "Schaffner 500 ein Pfundscheine unter seiner Kutte hat, wird er dir sagen, er könne nicht wechseln.
Die Fahrt mit einem Minibus ist also schnell und einigermaßen bequem, denn Stehplätze gibt es nicht.
Doch so eine Fahrt kann auch ihre Tücken haben. Angefangen mit der Fahrweise.
Meistens ist der Ausdruck „abenteuerlich“ noch geschmeichelt. Denn im wirklichen Leben bewegen sich die Ägypter eher langsam, denn sie entstammen einer alten Kultur und wissen sich „würdig“ zu bewegen. Aber wehe, sie haben einen motorisierten Untersatz unter den Hintern und das Radio aufgedreht !. Die natürliche Fahrweise ist schon ziemlich rasant. Sitzen aber ein paar dödelige Touristen im Bus, die ihre ersten arabischen Worte „YALLA, YALLA“ (schnell, schnell) zu den Fahrern sagen, dann kann die Fahrt im Minibus schnell zu einem Höllenritt werden. Der Intelligenzquotient seiner Gäste interessiert den Fahrer nicht. Es handelt sich hier um Gäste, die den Gesetzen der Gastfreundschaft unterliegen, und wenn diese erpicht sind, den rasanten Fahrstil eines echten ägyptischen Minibusfahrers zu erproben, dann darf ihnen das nicht verwehrt werden. Außerdem muss man ja zeigen, wie viele „muntere Pferdchen“ unter der Haube seines japanischen Flitzers wiehern.
Unbedeutende Störfaktoren wie Fußgänger, Ziegen, Gegenverkehr, eine uneinsehbare Kuppe oder Kurve, können da schon mal geflissentlich ignoriert werden. Auch der Fahrradfahrer, der einem mitten in der Nacht auf einer Schnellstraße, auf der mittleren Fahrspur, langsam und wacklig, mit einem riesigen Korb frischgebackenem Fladenbrot auf dem Kopf, entgegenkommt.
Schließlich hat Allah dem Fußgänger zwei Beine gegeben und der Ziege sogar vier und wenn es der Allmächtige will, dann kommt in der Kurve auch kein Gegenverkehr!! Also, -wenn man Spaß an rasanten Achterbahnfahrten, Russischem Roulett oder sonstigen Adrenalin fördernden Spielchen hat, dann sollte man während einer Minibusfahrt in Hurghada dem Fahrer ruhig mal ein unbeschwertes und fröhliches „YALLA, YALLA“ zurufen und ab geht die Post.
Wenn es gut geht, wirst du es wahrscheinlich nie wieder tun. Das Gegenstück ist übrigens „shweia, shweia“ (langsam, langsam), ist aber leider nicht so effektiv.
Dass nicht mehr passiert, liegt zweifellos daran, dass Allah seine schützende Hand über die Seinen hält, aber ebenso über die Völker des Buches (zu denen Christen und Juden gehören). Sie stehen nämlich bei Handel und Wandel unter seinem persönlichen Schutz (nachzulesen im Koran).
Will man es dann doch, wieder aller Vernunft probieren, sollte man folgendes wissen!!
Wer versucht im ägyptischen Straßenverkehr, sich mit europäischen Regeln im Kopf ans Steuer zu setzen, kommt keine 10 m. weit.
Jeder hat das Recht, am Straßenverkehr teilzunehmen, allerdings auf eigenes Risiko.
Vor allem wäre es gut wenn man einige Verhaltensweisen kennen würde, um nicht selbst den ganzen Verkehr zu blockieren. Ganz wichtig, wenn man selber fahren will: Niemals eine kleine Lücke zum Vorder- oder Nebenmann lassen, sonst schiebt sofort jemand sein Vorderrad dort hinein und man muss warten. Möglichst laut und anhaltend hupen, um jedermann wissen zu lassen, dass man weiterfahren möchte. Die anderen tun das auch. Niemals rückwärts fahren, um Platz zu schaffen, das wäre ein arger Prestigeverlust. Falls man keine arabischen Schimpfwörter kennt, tun es auch z. B. Blödmann, Schafskopf und so was ähnliches. Wenn ein Vordermann nach rechts ausschert, dann Vorsicht, nicht überholen, er will bestimmt nach links abbiegen.
In großen Städten wie Kairo hat es sich ein kleines bisschen gebessert, inzwischen gibt es ein System, auch wenn es noch so klein erscheint. Aber abseits von den großen Hauptverkehrsadern, endet alles „gute“ schlagartig. Wieder catch-as-catch-can, hupen, Gedrängel, jeder will der Erste sein und hat es irre eilig, denn im Kaffeehaus wartet schon der Tee! Genau so ist das wenn in Ägypten Auto gefahren wird. Ich hatte noch nie so richtig Angst als Mitfahrerin, -habe aber so manches Mal gedacht, -hui, das war knapp!
Was auch nicht unerwähnt bleiben sollte ist, das ich als Fußgänger m. E. gefährlicher in Deutschland lebe. Hierbei uns, pocht doch jeder auf seine VORFAHRT.
Schönes Wochenende