Mit Deinem ersten Absatz findest Du bei mir Unterstützung. Ich gehe aber noch einen Schritt weiter:
Die meisten Leute machen heutzutage ihren Führerschein , wenn sie volljährig werden oder zumindest wenige Jahre danach. Sobald sie den FS haben, dürfen sie jeden PKW fahren und werden nicht nur nicht überprüft, ob sie auch jeden PKW fahren können, sondern sie werden auch später nie mehr überprüft, ob sie denn gesundheitlich in der Lage sind, ein Fahrzeug zu führen. Niemand überprüft mehr die Sehfähigkeit, es erfolgt kein grundsätzlicher Gesundheits-Checkup (zur Erhaltung der Fahrtüchtigkeit), niemand wird überprüft, ob er Drogen nimmt.
Da ist es mit dem Auto schon etwas besser, das wir wenigstens alle zwei Jahre vom TÜV überprüft.
Wir setzen uns alle in Autos, deren technischen Zustand wir nicht kennen, wir setzen uns zu Fahrern ins Auto ohne Kenntnis der Sehfähigkeit oder evtl. anderer gesundheitlicher Probleme, wissen auch nicht, ob der Fahrer vielleicht gerade noch Drogen genommen hat oder noch Restalkohol im Blut hat.
Der Beruf des Piloten ist der einzige Beruf, in dem man was für die Erhaltung der Fluglizenz, also für die Erhaltung seiner Berufsausübung tun muss: Man wird mehrfach jedes Jahr auf seine Gesundheit, Sehfähigkeit und auch Drogen überprüft, man wird mehrfach im Jahr auf seine fliegerische Fähigkeit in sehr schwierigen Simulator-Checks überprüft. Weiterhin sitzt gelegentlich hinter jedem Pilot mal ein Check-Kapitän, der während eines normalen Linien-Fluges den Piloten (über-)prüft.
Passt es mit der Gesundheit oder Sehfähigkeit nicht, wird der Pilot solange aus dem Flugdienst herausgenommen, bis die Gesundheit wieder hergestellt ist oder die Sehfähigkeit durch geeignete Mittel (Keine Laser-OP !) wieder hergestellt ist. Und Drogen gehen gar nicht !
Sowas alles gibt es in keinem anderen Beruf. Mir ist auch kein anderer Beruf bekannt, in dem bereits vor Beginn der Ausbildung eine zweitägige gründliche psychologische Überprüfung durchgeführt wird. Besteht der Prüfling zwar alle anderen Prüfungsaufgaben, aber nicht die psychologische Prüfung, wird er erst gar nicht zur Ausbildung zugelassen und hat auch nie mehr die Chance, diesen Beruf ergreifen zu können.
Mit Deinem zweiten Absatz habe ich etwas Schwierigkeiten.
Es ist richtig, dass der Ausfall einer Lichtmaschine für den Autofahrer keine lebensbedrohende Situation darstellt. Darum braucht ein Auto auch keine zwei- bzw. dreifache Absicherung von wichtigen Dingen, wie ein Flugzeug.
In einem Flugzeug, z.B. in einem Airbus, sind wichtige Dinge, wie Hydraulik und Elektronik dreifach vorhanden, und zwar unabhängig voneinander. Ausserdem bewachen sich diese Dinge gegenseitig, sodass man bei bestimmten Sachen sogar von einer fünffachen Absicherung sprechen kann.
Den kompletten Ausfall aller dieser mehrfach abgesicherten Dinge kann man praktisch ausschließen, die Chance, dass ein solcher Fall eintritt, geht gegen Null.
Fällt z.B. ein Triebwerk aus, kann ein Flugzeug ohne Probleme mit nur einem Triebwerk weiterfliegen, und zwar genauso weit, wie mit zwei Triebwerken.
Fällt ein Hydrauliksystem aus, welches das Leitwerk und die Klappen steuert, übernimmt das zweite Hydrauliksystem die Steuerung. Fallen wegen eines kompletten Stromausfalls (es gibt beim Airbus drei unabhängig voneinander wirkende Stromkreise) auch alle Hydrauliksysteme aus, wird durch ein Gerät an den Tragfläche Strom erzeugt, so dass ein Hydrauliksystem normalerweise wieder arbeiten kann.
Die Presse spricht immer sofort von einer Notlandung, wenn ein Flugzeug wegen eines Triebwerkausfalls vorzeitig landet. Es ist aber keine Notlandung, sondern eine außerplanmäßige Sicherheitslandung. Eine etablierte Airline läßt ihre Flugzeuge immer außerplanmäßig landen, wenn z.B. ein Triebwerk oder ein Hydrauliksystem ausfällt. Das hat was mit Verantwortungsbewusstsein zu tun, aber nicht mit einer Notsituation.
Mit Deinem nächsten Absatz schürrst Du unbewusst die Flugangst vieler Menschen. Leider haben die meisten Passagieren keine oder nur unvollständige Kenntnis, wie man Pilot wird und was man alles wie oft tun muss, um diesen Beruf Jahr für Jahr ausüben zu können und warum ein Flugzeug fliegen kann und warum es ein mittlerweile sehr sicheres Fortbewegungsmittel ist. Die Flugzeuge wurden auch so sicher, wie sie heute sind, weil man Erkenntnisse aus Unfällen gezogen und Dinge verändert hat. Sowohl an den Flugzeugen, als auch an der Ausbildung der Piloten. Auch das war und wird immer ein Grund sein, warum die Untersuchungen von Flugunfällen immer sehr akribisch durchgeführt werden.
Weil Du die offene See ansprichst - soweit man überhaupt von einer "Regel" sprechen kann, passieren Unfälle in der Regel beim Start oder bei der Landung. Die Häufigkeit von Flugunfällen über dem Meer geht gegen Null.
Mir ist der Ausbildungsweg eines Piloten sehr gut bekannt, auch sind mir viele Dinge, die mit einem Flugzeug (insbesondere Airbus) zusammenhängen, sehr gut bekannt. Das ist der Grund, warum ich weiterhin ohne jedes Zögern und ohne jede Ängste in ein Flugzeug einer etablierten Airline einsteigen werde. Da bin ich erheblich wählerischer, wenn es um die Frage geht, zu wem ich mich in welches Auto setze.
Hardy