Boarding completed! Oder: Duell über den Wolken
Erst kürzlich hab ich`s erlebt.
Das Einchecken. Eigentlich ganz reibungslos, WENN ... jeder am Schalter die nötigen Unterlagen zur Hand hätte, bzw. die Zeit des Wartens weniger mit lautem Erzählen verbringen würde in wie vielen Sternen er nächigt, sondern lieber die Unterlagen zusammensuchen würde.
Danach die nächste Geduldsprobe. Zwischen Check In und Sicherheitskontrolle ist soviel Zeit, dass man leicht die Bestände an Schlüsseln, Kleingeld, Feuerzeugen etc. in der Hosen bzw. Jackentasche prüfen und ggf. ins Handgepäck verstauen kann.
Manchmal aber ertönt der Piepser gnadenlos, auch wenn man schon halb nackt zum x-ten Mal die Schleuse passiert.
Was lässt man nicht alles für die eigene Sicherheit und die der anderen Fluggäste über sich ergehen, auch wenn diese murrend und mit ungeduldigem Blick mehr oder weniger laut bekunden, mal wieder in der falschen Schlange zu stehen.
Dann rückt es näher, das Ereignis, von dem alle Urlauber träumen – das Boarding.
Die Zeit bis zum heißersehnten Aufruf verläuft meist immer nach dem gleichen Schema mit einem Hauch individueller Dramaturgie. Zitternde, blasse Raucher flitzen zwischen der Abflughalle und den immer spärlich werdenden Raucherkabinen hin und her. Die letzten Grüsse an die Daheimgebliebenen werden nicht ganz ohne ein Quäntchen Schadenfreude noch schnell in Form von sms oder mehr oder weniger lautstarken Gesprächen getätigt und es wird lautstark diskutiert, wer zuerst auf die Toilette darf und wer dafür aufs Handgepäck aufpasst.
Dann ist es soweit. Am Schalter trifft das Personal ein. Sofort recken sich die ersten Köpfe und die ersten springen wie elektrisiert auf, packen eilig ihre Sachen und stürmen zum Counter. Gedrängel.
Ein Flugprofi weiß natürlich, dass es ab jetzt noch gut 10 Minuten dauert, bis der eigentliche Aufruf erfolgt. Allerdings sollte man sich, wenn man seinen Namen in Verbindung mit dieser Durchsage „letzter Aufruf für Herrn/Frau ...“ hört, schleuningst auf die Socken machen, denn damit hält man nicht nur den ganzen Betrieb auf, sondern verstößt auch massiv gegen die Regeln der Höflichkeit in der Luftfahrt.
Meine Regel dabei ist. Lieber als letzter gemütlich ins Flugzeug schlendern, als mich von der Hektik mitreißen zu lassen. So gut diese Einstellung auch ist, so schnell wird sie aber auch zur Theorie, spätestens wenn man an Bord ist.
Hat man das Flugzeug endlich betreten, ist die individuelle Beweglichkeit mittlerweilen derart eingeschränkt, sodass spätestens jetzt der Drang nach Rücksichtnahme auch beim Letzten erwacht sein sollte.
Jetzt fliegt so mancher Dialog hin und her und anhand des Untertones kann man sehr gut unterscheiden, was derjenige zwar sagt, aber anders meint.
Da hört man dann Floskeln wie, „Sorry, darf ich ihre Tasche ein bisschen zur Seite schieben?“ ... Das bedeutet in der Übersetzung „So was Ungehobeltes, meint der etwa er ist allein im Flieger?“ oder auf die Frage „Verzeihung, würden Sie mich mal durchlassen?“ folgt zwar ein freundliches „Selbstverständlich“, was allerdings bedeutet „muss die Tussi unbedingt als letztes kommen, wenn sie weiß das sie `nen Fensterplatz hat?“
Man kann sich also merken. Besonders im Flieger ist Höflichkeit nicht immer unbedingt gleichzusetzen mit ehrlicher Dankbarkeit. Zumindestens wahrt man aber nach aussen den Schein.
Hat man endlich seine Sachen verstaut und sitzt mit roten Wangen, leicht erhitzt aber glücklich, angeschnallt in freudiger Erwartung auf den bevorstehenden Start in seinem Sitz, dann kommt die nächste Hürde.
Heutzutage wird man ja größtenteils via Bildschirm über die Sicherheitsvorschriften an Bord aufgeklärt. Früher taten mir die Flugbegleiter immer leid, weil sie praktisch ins Leere erklärt haben und man immer wieder eine leichte Irritation in deren Gesicht erkennen konnte, wenn man zu den wenigen gehört hatte, die aufmerksam zugehört haben. :shock:
Endlich in der Luft und es ist soweit. Nun kommt es .... das nach dem wir alle so sehr lechzen .... das Essen!
Im Grund genommen ist das Essen in der Holzklasse ideal um sich ordentliche Essmanieren anzugewöhnen.
Man kann nicht herumfuchteln und muß auch die Arme möglichst eng am Körper halten.
So kann man sein Essen genießen, allerdings nur insoweit der Vordermann genauso verhungert ist und in etwa die gleiche Zeit zum Kauen und Genießen braucht.
Wenn dieser nämlich ein Schnellesser ist oder eventuell gar nicht ißt und von großer Müdigkeit befallen lieber sein Defizit an Schlaf nachholen möchte, ist es mit dem Genuss schnell vorbei und jeglicher Versuch, in der Enge angemessen zu speisen schlägt fehl.
So versucht man dann den Flug ruhig und manierlich zu überstehen und freut sich, wenn es keine größeren Dissonanzen im näheren Umfeld gibt. Über solche Kleinigkeiten, wie die grelle Leselampe des Nachbarn, die einem ins linke Auge sticht, die Lüftung des anderen Nachbarn, die einem kalt ins Genick bläst, der Hintermann, der einem die spitzen Kniee durch den Sitz in den Rücken bohrt oder die Dame am Fenster, die im Vierstelstundentakt den Kaffee wegbringen muss, sieht man milde lächelnd hinweg.
Kaum gelandet, bricht allgemeine Hektik auf.
Im Flieger auf dem Gang, viele Urlauber wild kruschtelnd in gebückter Haltung, bei der jeder Physiotherapeut wässrige Augen bekommen würde und einige geduldige Sitzenbleiber.
So geht’s dann weiter zur Gepäckausgabe.
Hier spaltet sich wieder das Volk.
Manche warten geduldig auf ihre Gepäckstücke und manche gibt’s, die am liebsten in die Röhre kriechen würden, aus der die Gepäckstücke aufs Laufband kommen.
Spätestens jetzt hat auch das letzte Handy die 5.sms empfangen, und der 5. Anbieter heisst einen willkommen und bietet seine ach so günstigen Leistungen an.
So verteilt sich das bunt gemischte und zusammengewürfelte Völkchen und so manchen trifft man wieder auf dem Rückflug. Frisch gebräunt und erholt, aber nicht anders im Verhalten als beim Hinflug.
Kann jemand sagen das das nicht stimmt?