Quelle: reisen.msn.de
Das sollten Sie über den Wolken vermeiden
Sanft landet der Ferienflieger auf der Piste und rollt aus. Begeistert klatschen die Passagiere. Weder Piloten noch Kabinenpersonal schätzen diesen Beifall besonders, immerhin könnte man meinen, die Fluggäste seien glücklich, heil wieder am Boden zu sein - ein nachträgliches Misstrauensvotum gegenüber dem Team im Cockpit. Der Applaus im Jet wird denn auch in jedem "Knigge" als veraltet an den Pranger gestellt. Wir sagen, was Flugreisende sonst noch vermeiden sollten.
Auch Einchecken will gelernt sein
Bei Delta Air Lines will man den Rüpeln über den Wolken jetzt humorvoll zu Leibe rücken. In 25 kleinen Zeichentrickfilmen führt die Fluggesellschaft ihren Gästen besonders unangenehmes Verhalten vor.
Unter dem Titel "Planeguage" (etwa: "Flugzeugsprache") geht es um den mittleren Sitz, das Zurückkippen der Lehne, Getränke und vieles andere. Die humorvollen Sequenzen werden an Bord gezeigt, einige sind auch im Internet zu sehen.
Doch mit ein wenig gesundem Menschenverstand ecken auch unbedarfte Zeitgenossen im Flieger nicht an. Das beginnt beim Boarding. Immer noch scheint sich nicht herumgesprochen zu haben, dass der Jet erst dann abhebt, wenn alle eingecheckten Gäste an Bord sind. Anders ist es kaum zu erklären, dass beim ersten Aufruf sämtliche Reisende ans Gate drängeln, als würden sie keinen Platz mehr bekommen. Andererseits ist es auch unnötig, bis zum namentlichen Aufruf an der Bar zu stehen, um als Letzter in den Flieger stolzieren zu können.
Seien Sie nett zu Ihrem Sitznachbarn!
In der Maschine verstauen viele Urlauber als erstes das Gepäck in den Ablagefächern. Dass sich im Gang dahinter die Passagiere stauen, spielt offenbar keine Rolle. Und warum sollte man den Aktenkoffer unter den Vordersitz schieben, wenn er doch auch auf Kleidung und bereits verfrachtetes Gepäck gepresst werden kann? Beliebt sind Rucksackträger, die sich suchend im Gang nach rechts und links drehen und dabei den Gästen hinter ihnen ihren Tornister ins Gesicht schlagen.
Grüßen nicht vergessen!
Sitz erreicht? Es hat sich eingebürgert, seine Reihennachbarn kurz zu begrüßen. Das bedeutet nicht, sich mit Handschlag vorzustellen, schliesslich ist dies nicht der Weg ins nächste Dschungelcamp. Und wer lesen oder dösen möchte, sollte dies tun können, ohne die Lebensgeschichte des Nebenmannes ertragen zu müssen.
Bei Kurzstreckenflügen kann man schon mal eine Stunde ohne den Gang zur Toilette aushalten. Klar, es gibt Ausnahmen. In diesem Fall ist ein "Darf ich mal durch, bitte?" höflicher als ein rüdes "Ich muss mal". Vorderleute wissen es zu schätzen, wenn man sich nicht an ihrer Rückenlehne hochzieht, zumal bisweilen eine Handvoll Haare unfreiwillig Halt gibt. Und bei der Rückkehr finden es die Hinterleute nett, wenn man sich nicht aus voller Standhöhe in den Sitz plumpsen lässt. Apropos Hinterleute: Es ist rücksichtsvoll, den Gast in der nächsten Reihe zu fragen, ob es ihn stört, wenn man die Lehne verstellen möchte. So vermeidet man, dass dieser sich den Kaffee über die Hose oder das Laptop kippt oder vor Schmerz aufschreit, wenn er den Sitz hart gegen den Meniskus bekommt.
Bei Delta Air ist die Rede vom Domino-Effekt, der einsetzt, sobald es sich der Passagier in Reihe eins bequem macht. Nur durch Kippen ihrerseits können die anderen Insassen gravierenderen Problemen ausweichen.
Wem "gehört" die Armlehne?
Probleme treten oft auch beim Kampf um die Armlehnen auf. Selbstbewusste Naturen setzen dabei ihre Ellenbogen Raumgewinn versprechend ein. Andere vertrauen eher auf Benimm-Gurus, die meinen: Bei Dreierreihen gehören dem Mittelmann zwei Lehnen. Fenster- und Gangpassagiere können sich zu den Seiten abstützen. Der Nachbar möchte vielleicht auch gar nicht Zeitung lesen. Das sollten Leser respektieren und ihr Blatt klein falten.
Wer durstig ist, der freut sich auf den Bordservice. Achtung: "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst", gilt in diesem Fall nicht. Serviert wird zuerst den Fenstergästen, damit später beim Anreichen möglichst nichts verschüttet wird. Und was in vornehmen Restaurants schick ist - beim Essen die Arme eng am Körper zu halten - ist auch beim Lunch im Flieger angebracht. Noch ein Drink gefällig? Die Flugbegleiter bringen sicher gern einen, sobald sie alle Passagiere bedient haben. Der Rufknopf zwischen den Belüftungsdüsen sollte eher sparsam benutzt werden.
Sparen Sie sich den Lande-Applaus!
Dann endlich setzt der Flieger auf der Landebahn auf. Wer unter Flugangst leidet, klemmt dabei am besten die Hände unter die Oberschenkel, um nicht doch in heftiges Applaudieren zu verfallen. Und: Das Aussteigen wird vom Bodenpersonal nicht als außerplanmässige Notfallübung betrachtet. Selbst wer es eilig hat, schafft es sicher auch ohne heftiges Stoßen und Schubsen. Der Shuttle-Bus fährt ohnehin erst los, wenn die Flugzeugbesatzung den Daumen hebt.
Übrigens: In einem Punkt dürfen Passagiere dann wirklich ihre guten Manieren vergessen. Denn alleinreisende Kinder und gehbehinderte Gäste bleiben an Bord, bis sich die Gänge geleert haben. Dann können Stewardess oder Steward ihnen am besten helfen. Und das ist dann doch irgendwie einen Applaus wert.