an CS:
In der Tat entscheide ich mit bei meinem Lebensstil, wann immer es möglich ist, für fair gehandelte Ware, denn ich möchte, dass sich der Kaffeebauer bei seinen täglich 16 Stunden Malloche nicht noch mit Pestiziden vergiftet und er seine Kinder zur Schule schicken kann anstatt sie auf dem Feld arbeiten zu lassen. Dafür sind mir auch die läppischen 8 EUR pro Pfund Kaffee nicht zuviel, über die von vielen Seiten gern gejammert wird. Einfach mal weniger zu Starbucks rennen und schon hat man die Knete für guten Kaffee eingespart. So viel zu diesem Thema.
Wer sich aber aus dem Fenster lehnt als jemand, der das billige Fliegen erfunden hat, dabei auf LH & Co. herabblickt (wie erinnern uns an die Lackierung "Bye, Bye, Lufthansa!" ), der muss sich schon fragen lassen, auf welcher Basis sein Geschäftsmodell denn wohl beruht. Wenn ich die Millionen an Steuergeldern in den Rachen geschoben bekomme, ja dann dürfte wohl jedem der Billigtrip leicht fallen, gell? Auf eigener Leistung beruhen diese Preise sicher nicht. Was ist es eigentlich für eine müde Rechtfertigung zu sagen, dass es immer unfaire Praktiken geben werde? Jeder Einkauf ist ein politisches Statement für oder gegen ein Geschäftsprinzip und das ist offenbar den meisten egal. Traurig, aber wahr.
Es ist kein Zufall, dass beim Diverting auf Valencia gleichzeitig [b]drei[/b] Maschinen von Ryanair Luftnotlage erklären mussten wegen Kerosinmangels. Das gibt es bei keiner anderen Airline, auch keine Piloten als Subunternehmer.
Die Frage ist: wie billig muss es noch werden und wie viele Menschen müssen bei diesen Geschäftsmodellen noch auf der Strecke bleiben, bis der geneigte Konsument bemerkt, dass Geiz töten kann? Dass er das bereits heute tut, sehen wir in der bereits von Dir zitierten Textilindustrie beispielsweise in Bangladesch. Man müsse auch gucken wie man zurecht käme und könne sich keine Einkäufe zu fairen Preisen leisten ist eine ganz billige Ausrede -ausblendend, dass in absehbarer Zeit diese Geiz-Pholosophie auf einen selbst durchschlägt, in dem die Arbeitsbedingungen vor Ort sich denen der anderen angleichen. Eine Abwärtsspirale ist eingeläutet.
Da Homo Sapiens aber offenbar nicht in der Lage ist, langfristige Vorteile über kurzfristige (das schnelle Schnäppchen heute und hier) zu stellen, wird sich daran nichts ändern. Dies ist auch der Grund, warum es heute niemand einsehen will, dass weniger Kohlenstoffverbrennung heute Vorteile für die eigenen Kinder und Enkel bringt.
Um noch abschließend die Frage nach meinen Einkaufsquellen zu beantworten: mein Brot habe ich heute in einer der besten Bio-Bäckerein gekauft, bekannt vom Vorkoster und Nelson Müller - faire ökologische Handarbeit, Lebensmittel kaufte ich auch heute wieder in Bioland- und Demeter-Qualität, weil ich auf Glyphosat & Co. keinen Bock habe und der Ansicht bin, dass man auf unseren Ackerflächen auch im Jahr 2088 noch etwas anbauen können sollte. Bei solchen Quellen kaufe ich immer, und bei Netto, Aldi und Lidl niemals. Ja, das kostet mehr und auch deswegen renne ich nicht wöchentlich bei H&M und Primark der Billigmode hinterher, sondern trage meine Bio-Baumwolle so lange es geht. Dafür muss man natürlich begreifen, dass die Mode-Industrie ein Möderverein ist, was die Produktionsländer betrifft.
Solche Lebensweise führt zu der angenehmen Erkenntnis, dass weniger und bewusster Konsum, dafür hochwertiger, mehr Glücksgewinn bedeutet als massenhaft Billigschrott zu kaufen, beim Essen über Klamotten bis zu Elektronik oder Möbeln.
Nein, ich gebe keine Vermögen aus für meinen Lebensunterhalt, denn hochwertig und fair konsumieren bedeutet auch, sich in den Mengen zu bescheiden und vor allem nichts zu verschwenden. Wir haben sowieso keine Wahl: entweder werden wir rechtzeitig eine nachhaltigere Lebensweise führen oder die Verhältnisse werden uns dazu zwingen. Letztere Variante wird jedoch so schmerzlich und gravierend werden, dass weder Zeit noch Ressourcen bleiben werden, um Anpassungsmaßnahmen umzusetzen. It's your choice.