Nun, ich kritisiere die Behauptung, ein Urlauber, der sich auf einer Asienrundreise blendend erholt, müsse zwangsläufig ein wenig herausforderndes Berufsleben haben, während der Bar-Strand-Pendler sich in einem unfassbar anstrengenden Alltag bewegt - und diese wird ja noch nicht einmal unterschwellig erhoben.
Mein Opa jedenfalls hatte als selbstständiger Kaufmann in den späten 50ern eine 6-köpfige Familie durchzubringen und erholte sich, indem er mit allen im Brillenkäfer 14 Tage auf den Zeltplatz an der italienischen Adria schnetterte. Allerdings musste er nicht den Receiver programmieren, die Autoreplyfunktion für seine Emails einrichten, W-Lan Verfügbarkeit spielte bei der Wahl des Standplatzes keine Rolle und wenn das Autoradio funktionierte, saßen alle mucksmäuschenstill und lauschten.
Außerdem behaupte ich, dass der überwiegende Zweck des Urlaubs der der Erholung ist - und ganz gleich mit welchem Hintergrund hat da vermutlich jeder seine sehr persönliche Attitüde zur Ausgestaltung.
Ich habe einige Freunde mit sehr anstrengendem Berufsleben, die lieber an Naturschutzprojekten teilnehmen, als sich in einem Ferienclub kasernieren zu lassen - sie würden das als Höchststrafe betrachten. Einige schöpfen Kraft bei unglaublichen Bergtouren, andere gehen jeden Tag auf den Golf- oder Tennisplatz, bei wieder anderen weiß ich gar nicht, was die eigentlich machen, da sie wegen der komplizierten Anreisen nur gefühlte 12h am Ziel zur Verfügung haben.
Für mich besteht kein Zusammenhang zwischen den jeweiligen Vorlieben und den Herausforderungen in Alltag und Beruf.