Hallo Erika und Prinzensohn,
S.v.k.P., Du hast es auch schon erwähnt, auch ich bin nicht mit allem einverstanden, was Du, Erika, da geschrieben hast.
Deine Aussage, daß es für Mord keine Rechtfertigung geben kann, ist, allein betrachtet, absolut richtig. Das darf aber doch nicht heißen, daß die Motivation des Täters für einen Mord nicht ergründet werden sollte. Insoweit ist Deine These "Gründe zu suchen, die Verbrechen erklären, würde bedeuten, nach Entschuldigungen zu suchen, um Verständnis für die Beweggründe zu haben bzw. diese zu verstehen" völlig abwegig. Es gibt in der modernen Kriminalistik den Beruf bzw. die Tätigkeit des Profilers. Seine Aufgabe ist es, tief in die Empfindungen der Seele eines bis dato noch nicht bekannten Täters einzudringen, ein Täterprofil zu erstellen und durch Abgleiche den Täter zu finden.
Es geht dabei aber keineswegs allein um die Aufklärung der Tat, durch das Eindringen in die tiefe Gefühlswelt eines Täters sind auch Erkenntnisse zu erlangen, die geeignet sind, solche Taten zukünftig zu verhindern bzw. ihr Auftreten zu minimieren. Ich denke da vor allem auch an den Bereich der Sittentäter.
Einem Profiler, der sich darum bemüht, die Motivation z.B. eines solchen Sittentäters zu ergründen, zu unterstellen, er suche nach Entschuldigungen, um Verständnis für die Beweggründe des Täters zu haben bzw. diese zu verstehen, halte ich für völlig absurd.
Mit der Ergründung der Motive für Taten wie jetzt in London beschäftigen sich übrigens ganze Heerscharen von Geheimdiensten, Kriminalisten und Terrorexperten, bei deren Arbeit geht es keineswegs nur um die Aufklärung des rein technischen Ablaufs der Tat und die Täterermittlung. Und es ist natürlich auch keineswegs so, daß keine Erkenntnisse über die Beweggründe von Terroristen vorliegen. Nur leider finden sie bei der Politik kein Gehör, weil sie unweigerlich die komplette Änderung der Denkweise weiter Teile der westlichen Welt, allen voran der USA, zur Folge haben würden. Lieber geht man den bequemeren Weg, pumpt zur Beruhigung des Gewissens zig-Milliarden-Beträge in die unterentwickelten Länder der 3. Welt , wobei von vornherein klar ist, daß das Geld nicht bei den Betroffenen ankommt, sondern von den überwiegend korrupten örtlichen Machthabern für Eigenzwecke oder allenthalben für Rüstungseinkäufe (an denen sie auch wieder verdienen) verwendet wird. So wird Kindern der 3. Welt niemals der Schulbesuch ermöglicht, so werden die Kinder niemals die erforderlichen Impfungen erhalten, so wird niemals den armen Bevölkerungsschichten dieser Länder ein menschenwürdiges Leben ermöglicht. Die Riesensauerei ist, daß den verantwortlichen Politikern dieser Sachverhalt völlig klar ist und daß trotzdem keine Änderung der Politik erfolgt. Armut demütigt, wenn man den Reichtum anderer sieht und die Politik, die dazu führt, daß der Abstand zwischen Arm und Reich wächst. Diese Vorwürfe richten sich nicht nur gegen die USA, sondern gegen den gesamten industrialisierten Norden. Das Elend der 3. Welt wird als Kollateralschaden für die Sicherung des Wohlstands der 1. Welt in Kauf genommen.
Dieses Verhalten der Politik ist der Nährboden für den Terrorismus, den wir zur Zeit erleben, und er wird nicht verschwinden, wenn sich die Denkweise und in Folge davon die Politik der reichen Industrieländer nicht ändert. Und die Denkweise der bequemen Politiker wird sich so lange nicht ändern, wie sich das Bewußtsein der Bürger nicht ändert, denn die Politik, die gemacht wird, bestimmen wir Wähler.
Deshalb, Erika, ist es wichtig, daß es vor allem Filmemacher, Journalisten etc. gibt, die nicht nachlassen, die Hintergründe dieser Taten zu erforschen und darüber zu berichten.
Das ist jetzt leider etwas länger geworden als beabsichtigt. Ich bitte um Vergebung!
Gruß salvamor