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Schulschwänzer
Eltern fördern Fehlverhalten
Wer seinen Sprössling schon beim kleinsten Wehwehchen nicht zur Schule schickt oder den Familienurlaub durch angebliche Krankheit verlängert, startet unbewusst die Schwänzer-Karriere des eigenen Kindes.
Wer von den Eltern bei jedem Schnupfen krankgeschrieben wird, bleibt Schule gerne häufiger fern
„Mama, ich hab’ Bauchweh!“
„Kein Problem, ich schreib dir eine Entschuldigung.“
Wenn sich solche Szenen öfter zu Hause abspielen, ist der erste Schritt in Richtung Schuleschwänzen schon getan. Denn vermeintlich fürsorgliche Eltern, die ihr Kind ohne zu zögern bei jedem Schnupfen, Bauchweh oder Unwohlsein nicht zum Unterricht schicken, leben Sohnemann und Tochter vor, wie einfach es ist, mal nicht zur Schule zu gehen. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg warnt davor, Kindern auf diese Weise fehlendes Unrechtsbewusstsein anzutrainieren. Auch wer seinem Kind durch vorgetäuschte Krankheit die Ferien ein wenig velängert, ist hinterher entsetzt, wenn es später diese Tricks eigenmächtig anwendet.
Die Hemmschwelle sinkt
Denn mit zunehmendem Alter nehmen sich diese in Watte gepackten oder freizeitverwöhnten Schüler schon bei den geringsten zu erwartenden Schwierigkeiten eine Auszeit. Zuerst sind es nur die Klassenarbeiten, dann die Tests, Referate und später wird der gesamte Schulalltag zu unerträglich, um überhaupt noch hingehen zu können. „Die Hemmschwelle sich selbst zu beurlauben sinkt rapide, die Fehlzeiten werden häufiger und länger“, beklagt Michael Gomolzig, Sprecher des VBE.
Ein Teufelskreis
Wer durch längere Fehlzeiten immer mehr Unterrichtsstoff verpasst, schreibt schlechtere Noten, der Schulverdruss steigert sich. Wenn Eltern nicht deutlich zeigen, wie wichtig Schule ist, drücken sich die Schüler weiterhin lieber vor ihren Problemen, als sich ihnen zu stellen. Die Folge: weiteres Schwänzen. Der soziale Abstieg ist unvermeidlich. „Es ist ein offenes Geheimnis“, so Gomolzig, „dass die meisten jugendlichen Kriminellen ihre Karriere als Schulschwänzer begonnen haben.“
Experten gehen von rund fünf bis zehn Prozent regelmäßiger Schwänzer und Schulverweigerer aus.
mcl/vbe