@Erika1 sagte:
Reisen und Umwelt...
Eine etwas provozierende Frage:
Würden ab sofort alle Österreicher, Schweizer und Deutschen ihre Ferien zu Hause verbringen, würde das tatsächlich Auswirkungen auf die Umwelt haben?
selbstverständlich.
Die CO2 Emissionen dieser Welt sind nicht einem oder zwei oder drei großen Emittenten zuzuordnen, sondern die Summe einer Vielzahl "kleiner" Emittenten wie Du und ich.
Wirtschaftsgüter aller Art würden nach wie vor per Flugzeug, Schiff, Bahn und LkW rund um den Globus transportiert, Reisen aus beruflichen Gründen können nicht vermieden werden...
Dennoch bleibt auch dies nicht ohne Folgen.
Beispiel: Täglich sterben x-tausend Menschen im Straßenverkehr. Darf ich deshalb auch jemanden umfahren?
Während der Zuhause-Urlauber am Baggersee schwimmt, werden die Krabben von der Nordseeküste nach Spanien zum Pulen geflogen und danach wieder zurück nach Deutschland. Der berühmte Joghurt-Becher legt nach wie vor seine 100.000 Kilometer zurück, meist per Lkw.
Selbstverständlich ist auch dies zu hinterfragen, doch hat man als Konsument sehr wohl auch darauf einen Einfluss. Diese Produkte werden ja für jemanden erzeugt, der sie nach fragt.
Im übrigen haben viele Leute völlig falsche Vortsellungen von den Relationen. Ob 1kg Äpfel in Deutschland erzeugt werden oder von Chile hierher verschifft werden macht tatsächlich einen Unterschied, den weitaus(!) größeren Unterschied macht es aber, ob ich mir diese Äpfel aus dem 2km entfernten Supermarkt mit den Fahrrad oder dem Auto hole.
Auch ansonsten haben viele Leute falsche Vorstellungen von Politik und Industrie.
Unsere Politik hat sehr wohl erhebliche Probleme in diesen Bereichen meistern können, siehe z.B. SO4 und NOx Konzentration in der Luft, Wasserqualität der größeren Flüsse, Ächtung von FCKW, usw, usf...
Sehr häufig gegen den Widerstand der Bevölkerung, die die kurzfristigen Kosten nicht bezahlen wollte und der jetzt Kosten in vielfacher Höhe erspart bleiben.
Auch jetzt tut sich gerade in Politik und Industrie ganz erhebliches. Die Politik hat uns z.B. das sehr effiziente EEG beschert und demnächst das EEWärmeG (erneut gegen den Widerstand vieler), die Industrie hat die Energieproduktivität in den letzten 15 Jahren um ca. 30% erhöht und die Haushalte?
Die hätten enorme Potentiale zur Steigerung der Energieeffizienz, die meisten davon wirtschaftlich und sie werden schlichtweg nicht genutzt. Meistens ist es ein Mangel an KnowHow. Dass man für den Betrieb des Kühlschranks pro Jahr 50€ zuviel bezahlt, weil man das falsche Modell gekauft hat stört keinen, aber die 0,7ct/kWh fürs gesamte EEG, da wird sich drüber aufgeregt.
"...Durch die Förderung der Erneuerbaren Energien im Strombereich konnten im Jahr 2006
rund 44 Mio. Tonnen CO2 eingespart werden (2005: 38 Mio. Tonnen CO2) [1]. Bislang hat
kein anderes Instrument (wie z.B. das Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz, der
Emissionshandel, die Ökologische Steuerreform, das Marktanreizprogramm für Erneuerbare
Energien, etc.) zu vergleichbaren CO2-Einsparungen geführt. Insgesamt sind durch die
Nutzung der Erneuerbaren Energien im Jahr 2006 in Deutschland in den Bereichen Strom,
Wärme und Treibstoffe rund 100 Mio. Tonnen CO2-Emissionen vermieden worden..."
Quelle: http://www.erneuerbare-energien.de/files/pdfs/allgemein/application/pdf/erfahrungsbericht_eeg_2007.pdf
Zum Vergleich der Flugverkehr:
"...Der internationale Passagierflugverkehr von und nach Deutschland umfasst sämtliche Passagierflüge von und nach den 25 größten deutschen Flughäfen. Die Transportleistung stieg von 199 Mrd. Passagierkilometern (Pkm) in 1995 auf 319 Mrd. Pkm in 2005. Im Vergleich dazu sind die nationalen Passagierflüge, zahlenmäßig niedrig und weisen keinen vergleichbar steilen Anstieg auf. 2005 betrug die nationale Passagiertransportleistung 9,5 Mrd. Pkm und damit lediglich rund 3% der internationalen. Die CO2-Emissionen im internationalen Flugverkehr von und nach Deutschland sind um 48% von 23,3 Mill. Tonnen (1995) auf 34,5 Mill. Tonnen (2005) stark angestiegen. Nach einem deutlichen Rückgang des Anstiegs der Passagierflugleistung in 2002, bedingt durch die Terroranschläge vom 11. September 2001, ist seit 2003 der Anstieg der Flüge und CO2-Emissionen wieder vergleichbar mit der Entwicklung vor 2001. Bezogen auf CO2-Emissionen sind die nationalen Passagierflüge wegen des durchschnittlich höheren Kerosinverbrauchs auf der Kurzstrecke von etwas größeres Bedeutung: 2005 betrugen die durch den nationalen Flugverkehr bedingte CO2-Emissionen 1,3 Mill. Tonnen, das sind 3,8% der Emissionen der internationalen Flüge..."
Quelle: http://www.destatis.de
Alleine das politische Instrument EEG egalisiert also die Emissionen des Flugverkehrs. Und da wollt ihr dem Staat das Nichts-Tun vorwerfen und Eure Hände in Unschuld waschen?
Die persönliche Einstellung zu dieser Thematik will ich selbstverständlich niemanden vorschreiben, aber in die süße Falle des Selbstbetrugs sollte doch keiner unwissend hinein tappen müssen...
Gerade beim Klimaschutz und im Bereich Energieeffizienz hat der einzelne ganz erhebliche Möglichkeiten und ich wiederhole es erneut, sehr viele davon sind in hohem Maße wirtschaftlich sinnvoll, sparen also Geld.
Dazu muss man aber gewillt sein, sich auch ernsthaft mit der Thematik zu befassen und sich vom "böse Industrie, böser Staat, böse Kraftwerke, unschuldiger Bürger"-Schema los lösen.
mfg