Vor vielen Jahren (es muss 1995 oder 1996 gewesen sein) habe ich eine Verkaufsveranstaltung mit meiner Schwiegermama besucht (obwohl ich ihr dringend davon abgeraten hatte, wollte sie unbedingt hin, denn sie hatte eine "echt goldene Uhr" 18 Karat gewonnen, und sie bat mich darum, sie zu begleiten).
Die Veranstaltung fand nachmittags in einem Hotel hier in Düsseldorf statt.
Doch anstatt die "Gewinne" auszugeben, wurden Lammfelldecken und Heizkissen und Wolldecken mit Pferdeköpfen, und nachdem sich zunächst kein Käufer fand, Fichtennadelcremes, Badezusätze u.ä. zu abgehobenen Preisen angeboten.
Als dann gegen 17.00 Uhr Kaffee und Kuchen (lt. Einladung "kostenlos") vom Hotelpersonal verteilt wurden, waren 6 DM "Umlage" fällg. Die habe ich natürlich nicht bezahlt - und "folgerichtig" auch nix bekommen. Jetzt wollte endlich ich raus aus dem Saal - aber die Türen waren fest verschlossen !
Als ich damit drohte, die Polizei zu verständigen (leider hatte ich seinerzeit noch kein Handy, daher versuchte ich, das Hotelpersonal hinter der verschlossenen Tür lautstark darum zu bitten, bei der Polizei anzurufen), war der ****** los. Der Verkäufer schrie und tobte auf der "Bühne" herum, er hätte bislang noch nichts verdienen können, die alten Leute würden ja nichts "Gesundes" von ihm kaufen und wollten ihr Geld lieber den "lachenden Erben" überlassen ...
Nachdem dann doch ein paar der teilweise sehr alten Leutchen die weit überteuerten Lammfelldingsbumse kauften, fühlte sich offensichtlich ein Großteil der anderen "verpflichtet", ebenfalls zu ordern. Mit sehr viel Mühe habe ich meine Schwiegermama davon abhalten können, ebenfalls zu kaufen; auch sie fühlte sich "verpflichtet", den "armen" Verkäufer zu unterstützen.
Ach ja, nach etwa 4 Stunden - vermutlich hatte der Verkäufer endlich sein "Soll" erreicht - wurden die "Gewinne" verteilt - die "Golduhr" entpuppte sich als Flohmarkt-Artikel, Wert max. 0,50 DM, die Armbandkettenglieder aus Blech fielen auseinander und die Batterien waren bereits hinüber.
Ungefähr ein Jahr später wurde ein 4tägiger Ausflug "an die Nordsee" angeboten, Preis so um die 20 DM incl. Hotelübernachtung und Frühstück. So billig habe ich noch nie einen Kurzurlaub verbracht. Natürlich habe ich die Verkaufsveranstaltung nicht besucht und natürlich auch nicht am "Schiffsausflug rund um Borkum" teilgenommen (und auch auf das anschließende kostenlose Mittagessen, das es selbstverständlich nur dann gab, wenn man an dieser "Butterfahrt" teilnahm, habe ich gern verzichtet).
Statt dessen habe ich mir im (lt. Angebot 3*-) Hotel (eine kleine Pension, im "Hinterland" in der Nähe von Bensersiel, blitzesauber und von einem sehr netten älteren Ehepaar geführt) ein Fahrrad gemietet und am ersten Tag allein und an den nächsten 3 Tagen mit mehreren anderen Mitreisenden Radausflüge veranstaltet. Wir waren sehr zufrieden - all die, die 4 Tage lang in die Pampa gefahren wurden bzw. auf dem Butterschiff "gefangen" waren, hatten die Nase mehr als gestrichen voll.
(Die Busrückfahrt war dann für uns "Außenseiter" zwar nicht sehr angenehm, aber man kann ja seine Ohren auch auf Durchzug stellen.)
Eine meiner Tanten ist bis ins sehr hohe Alter (das letzte Mal als 95-Jährige) ständig auf "Kaffeefahrt" gewesen - gekauft hat sie nie was, sie hat nur die Fahrt genossen, sich bei den Veranstaltungen
"abgeseilt", ihr eigenes Ding durchgezogen und nur immer darauf geachtet, die Rückfahrt nicht zu verpassen.
Man kann also, wenn man vorgewarnt ist, aus einer Kaffeefahrt auch Vorteile ziehen, sprich für "kleines Geld" ein wenig in der Gegend herumfahren, muss aber notfalls auch schon mal ein dickes Fell mitbringen.
Ansonsten gilt m.E.: Werbung für "billige" Fahrten in den Papierkorb befördern, denn abgezockt (und das nach allen Regeln der Kunst) werden kann ich überall, dazu braucht's keine Kaffeefahrt.