Das Thema hatten wir schonmal im Griechenlandforum. Hier eine notdürftige Erklärung warum das so ist. Aber nicht allzu ernst nehmen.
Wer das erste Mal nach Griechenland reist, wird bei einem seiner ersten Toilettengänge feststellen, dass man in Griechenland des öfteren gebeten wird, das Klopapier nicht in die Toilette, sondern in den bereitstehenden Eimer zu werfen. Warum das so ist, konnte nicht endgültig geklärt werden, es gibt 3 Erklärungsversuche (und wahrscheinlich treffen alle zu oder auch keiner):
Erste Erklärung: die Ableitungsrohre sind, vor allem bei älteren Gebäuden, zu eng (70er Durchmesser gegen 100er in D, danke, Laki!), deshalb verstopft das WC-Papier die Abflussrohre. Dagegen spricht, dass in Griechenland weitgehend ein Hauch von 1- bis maximal 2-lagigem Toilettenpapier im Handel ist, der sich gerne bereits bei Gebrauch auflöst – wie sollten da die Rohre verstopfen, die doch für wesentlich "substanziellere" Beiträge schon einen größeren Durchmesser benötigen? Oder hilft auch hier das griechische Olivenöl mit besserem Durchfluss?
Zweite Erklärung: häufig sind die Gebäude nicht an die Kanalisation angeschlossen, sondern entsorgen die Fäkalien in Sickergruben. Aber Papier zersetzt sich darin nicht im gewünschten Maß, wird steinhart, und stört den Verrottungsprozess, deshalb soll es nicht rein. Klingt plausibel, aber es gibt eben auch häufig eine richtige Kanalisation, und man soll das Papier trotzdem nicht ins WC werfen.
Dritte Erklärung: die Abwässer landen eh ungeklärt im Meer, und das Papier würde auf unschöne Weise auf diesen umwelt- und touristenfeindlichen Akt hinweisen. Dagegen spricht, dass es auch in Griechenland inzwischen immer häufiger Kläranlagen gibt.
Egal, warum man nun kein Toilettenpapier ins WC werfen sollte – gelegentlich kann das schon Probleme aufwerfen:
Zunächst die Frage: darf ich oder darf ich nicht?
Wenn ein entsprechender Hinweis angebracht ist, dann sollte man doch auch bitte den danebenstehenden Eimer benutzen. Hat man das mal vergessen (passiert gerne in den ersten Urlaubstagen), so kann man sicher sein, dass das Corpus Delicti auch nach mehrmaligem Spülen noch in der Schüssel treibt und denunzierend auf den Verstoß aufmerksam macht (immer noch besser als wenn das Klo überläuft – was mir glücklicherweise bisher nie passiert ist).
Den Eimer, welchen Eimer? Gelegentlich steht neben der Toilette auch kein Eimer mit Deckel und Plastiktüte drin, sondern ein Plastikkorb ohne Deckel (gerne auch ohne Tüte – hier kann man mit einer der zahlreichen Plastiktüten, die man bei den Einkäufen unweigerlich erhält, leicht aushelfen). Da bleibt nur zu hoffen, dass der Eimer täglich geleert wird – wenn nicht, dann hilft nur, selbst tätig zu werden und die Tüte im nächsten Mülleimer zu entsorgen, bevor es zu geruchsintensiv wird (der Müll landet auf der lokalen Müllkippe irgendwo in einem mehr oder weniger abgelegenen Tal, wo er vor sich hinkokelt und vom Wind in der Landschaft verteilt wird.)
Zu den Eimern wäre noch zu sagen, dass es sich gerne um Tritteimer handelt, die dann beim Betätigen des Trittes garantiert komplett umkippen und ihren Inhalt, ach, lassen wir das. Auch stehen in den Pensionen und Hotels die Eimer gelegentlich in der vom WC am weitesten entfernten Ecke des Badezimmers – man muss sich schon etwas strecken, sie zu erreichen. Ein wenig Vorausschauen hilft. Oder sie stehen in Reichweite der Dusche und sind natürlich nach dem Duschen klatschnass (Was auch bei der WC-Schüssel gerne vorkommt, vom WC-Papier ganz zu schweigen, sogar Toiletten direkt unter dem festen Duschkopf sind mir schon vorgekommen).
In kleinen Pensionen ist man Ärger mit verstopften Leitungen und/oder defekten Sickergruben gewohnt und satt – fast immer findet sich ein entsprechender Hinweis, und wenn nicht, dann bitte erst auf Nachfrage das WC als Abfalleimer benutzen – die Wirtin/der Wirt wird es uns danken. Auf den teilweise sehr wasserarmen griechischen Inseln spart man übrigens auch Wasser, da das Papier nicht extra hinuntergespült werden muss!
Sogar auf internationalen Flughäfen legen die überdimensionalen Mülleimer den Gebrauch dieser Eimer nahe, und auf Fährschiffen soll man das Papier nicht ins WC werfen. Keine Ahnung, ob die Abwässer gesammelt werden und dann (erst bei Nacht? diskret?) entsorgt werden oder gleich die Direttissima ins Meer nehmen.
In den größeren und besseren Hotels des internationalen Tourismus auf z.B. Kreta, Rhodos oder Kos wird man sicher nur selten den Hinweis auf die für Mitteleuropäer ungewohnte Art der Papierentsorgung finden – das möchte man den Gästen doch nicht zumuten. Aber sicher kann man auch hier erst sein, wenn man jemand vom Hotel gefragt hat.
Öffentliche Toiletten sind in Griechenland (wie z.B. auch in Frankreich) häufig Hocktoiletten (und wie überall auf der Welt gerne etwas gruslig). Im Grunde ist das hygienischer, denn auf einer öffentlichen Toilette möchte man sowieso mit so wenig wie möglich in Kontakt kommen und spart sich so den kräfteraubenden Balanceakt über der suspekten Toilettenschüssel. Der Darmentleerung soll eine Hockposition auch zuträglich sein... Wichtig hier (gilt auf der ganzen Welt!): Spülen erst, wenn man in Sicherheit und außer Reichweite möglichen Hochwassers ist - das ist oft gar nicht so einfach, da sich der Spülknopf meistens hinter dem WC und weit entfernt von der Türe befindet.
Grundsätzlich ist ein wenig handwerkliches Geschick im Griechenlandurlaub nie fehl am Platz: sei es, um den überlaufenden WC-Spülkasten zu reparieren bevor er erst das Bad und anschliessend das ganze Zimmer überschwemmt (was dann nach einem Gewitterguss, der das Regenwasser unter der Zimmer- und Balkontüre hereintreibt, natürlich trotzdem passiert), die dauerrinnende Spülung zu stoppen, oder die lose Klobrille (was man natürlich erst gemerkt hat, als man sich mit Schwung und Brille auf und damit neben das WC gesetzt hat) zu befestigen.
Na, dann auf ins Abenteuer!