Hallo! Als ich "NCL Sky" und "4 Tage" las - hat es mich geschüttelt, aufgrund meiner Erfahrungen mit dem Schiff. Wir waren kürzlich auf einer 14tägigen Fahrt von Los Angeles durch den Panama-Kanal nach Miami und ich hatte unplanmäßig länger frei als gedacht, suchte zunächst nach einer 7tägigen Fahrt ab MIA oder FLL, aber es blieb nur die 4nächtige Fahrt mit NCL Sky und eine dreinächtige mit RCI Majesty of the Seas.
Es sollte aus verschiedenen Gründen alptraumhaft werden. Ich werde zu beiden Schiffen in den nächsten Tagen noch ausführliche Schiffsbewertungen schreiben, aber nur so viel vorweg. Die Kurztrips ab MIA sind für viele Amerikaner geeignet, die eher (wie soll ich es dezent ausdrücken) zu denen mit geringem Einkommen gehören. Das soll keine generelle Herabwürdigung sein, aber was wir an Bord beider Schiffe erlebten, übertrifft (oder sollte ich besser sagen: unterbietet) alles bisher Erlebte.
Beide Schiffe fahren von Montag bis Freitag - vier Nächte - und von Freitag bis Montag - drei Nächte. Bei erstgenannter Fahrt kommt jemand mit EINER Woche Urlaub aus, bei letzterer ganz ohne: bis mittags im Büro, Kinder schnappen und zum Schiff - Montag früh das ganze in umgekehrter Reihenfolge. Und somit präsentierten sich beide Touren als "Party-Schiffs-Saufgelage" erster Güte.
Es schienen fast alle das größte aller Getränkepakete gebucht zu haben, schütteten sich ein Bier nach dem anderen, einen Cocktail nach dem anderen hinter die Binde. Überall war Lärm: am Pool sowieso, wo eine Poolparty die nächste jagte, natürlich mit so lustigen Einlagen wie Bauchklatscherwettbewerb und "Wer hat die haarigsten Beine?" Ohrenbetäubende Musik im Fitnesscenter - wobei ich mir die Frage stellte, wozu man heute MP3-Spieler hat und die meisten Fitnessgeräte einen TV-Bildschirm besaßen, mit denen man einen Film oder BBC-nachrichten schauen konnte. Lärm auch in den Lounges, im Buffetrestaurant - überall hämmernde Disco-Rhythmen.
Das Publikum - dauerkreischend. Schon im Theater hieß es "make some noise", wenn man "gut drauf" zu sein glaubte. Und offenbar war "noise-making" die Hauptbeschäftigung der meisten neben dem Alkoholkonsum. Halbnackte am Buffet - normal. Von wegen "Wear Shoes and Proper Attire" - ganz egal, ob da jemand noch einen Hauch Stoff am Körper trug.
Beim Essen - mussten wir oft genug wegsehen - es war nicht zum Aushalten. Essmanieren konnte man es nicht mehr nennen: es wurde gefressen. Pizza, mit fädenziehendem Käse, da wirft man den Kopf in den Nacken und lässt sich das Teil einfach in den aufgesperrten Rachen fallen, Arme hoch und hübsch sein appetitliches Fell in den verschwitzten Achseln zeigend. Pommes Frites? Die greift man bündelweise mit der Hand und stopft sie sich in den Mund. Messer und Löffel werden mit der Faust gegriffen, die zur Nahrungsaufnahme vorgesehene Körperöffnung direkt über dem Teller platziert und dann wird losgeschaufelt.
Herr und Frau Adipositas pendelten gern schon einmal 5 bis 6 mal zum Buffet, um regelmäßig bei der letzten Fuhre noch einmal zu picken, denn irgendwann ist auch der größte Bauch mal satt, und - zack - der ganze Rest geht in den Müll. Drei bis vier Riesenteile Torte geholt, eines angeknabbert und - schwupps - ab mit dem Rest in die Tonne.
Das kann man versuchen zu ignorieren, man kann weggucken, den Blick auf's Meer richten, und wenn man Glück hat, gelingt das auch eine Weile. Entziehen kann man sich dem Horror leider nicht völlig. Trotz ohrenbetäubender Musik vom Pool hatten viele ihre eigenen Lärmmaschinen dabei, direkt neben der Sonnenliege aufgebaut und so wummerte es aus den Poollautsprechern und dissonant in anderem musikalischem Genre aus zahlreichen privaten Getösegeräten.
Der Cruise Director war ein Mexikaner mit sehr starkem Akzent. Anstrengend, da länger zuzuhören. Aber weil man mit seiner Nationalität auch noch kokettieren musste, tönte es zu Beginn jeder Bordansage (und von denen gab es reichlich) jedes mal ohrenbetäubend: "HOOOOOOLAAAAAAAA!" und am Ende "ADIOOOOOS!" Beim ersten Mal dachte ich, dass sich da vielleicht ein Kind unberechtigt Zugang zum Mikrofon verschafft habe.
Einige nervige Defekte in der Kabine und unzureichende Versuche, daran etwas zu reparieren, komplettierte das Ganze. Das sind so die Dinge, die mir im Moment noch einfallen. Ich habe einige Notizen gemacht und werde versuchen, dazu demnächst noch was in meiner Bewertung unterzubringen. Die Schiffe an sich mögen sicher OK sein, aber die Routen und das Publikum veranlassen mich, zum ersten Mal eine Nicht-Empfehlung abzugeben.
Wer Party und Dauergetöse mag und gerade danach sucht, wird mit NCL Sky auf der beschriebenen Route glücklich. Nassau ist gerade aufgrund seiner sehr aufdringlichen Tourenanbieter im Terminalbereich, schon eher was für Leute mit dickem Fell, denke ich - wenn man schnell raus kommt und das Weite sucht bzw. eine gebuchte Tour unternimmt, hat man erst mal seine (relative) Ruhe, denn mit Oasis & Co. können es u.U. bis zu 6 Schiffe am Tag werden, die dort anlegen, und dann tummeln sich schon mal knappe 20.000 Passagiere plus Besatzungsmitglieder in den wenigen Einkaufsgassen. Als wir kürzlich dort waren, herrschte ab morgens verbreitet Stromausfall, zumindest auf einer Seite der Einkaufsstraße. Die meisten versuchten noch, ihre Läden ohne Beleuchtung und funktionierende Kassen / Kühlung etc. zu betreiben, viele gaben es dann aber auf und schlossen das Geschäft. Bis zum Abend und Abfahrt blieb das dann so. Naja. Internet? Bei Starbucks hätte es die Stunde für 3 USD gegeben, wenn Strom da gewesen wäre. Ansonsten wird man schon mal mit 12 USD für die erste Stunde abgezockt. Einfach nur frech. Offenbar sind sich in solchen Gegenden alle einig: der Tourist hat's ja und darf kräftig zahlen.
In Nassau gibt es übrigens einen trainierten Schwarm Seemöwen, der offenkundig bereits von Passagieren angeleitet wurde, das Futter beim Menschen abzuholen anstatt selbst danach im Meer zu suchen. Ganze Schwärme flogen da ihre Attacken auf das Outdoor-Garden-Restaurant am Heck des Schiffes und viele Kinder wichen ängstlich zurück - die Möwen wussten genau wo sie leichtes Spiel hatten. Mehrfach haben Passagiere die Möwen gefüttert, ohne dass die Besatzung dagegen vorging. Wenn man Pech hatte, landete der Vogelkot direkt im Essen oder auf einem selbst. Ach, nee .... ich weiß nicht, ob ich noch mal nach Nassau möchte.
Mein Tipp: lieber eine 7-Nächte-Tour buchen, evtl. mit Getaway oder einem anderen Schiff, von MIA oder FLL - denn bei 7 Nächten sorgen Länge und Preis dafür, dass zumindest tendenziell es etwas zivilisierter an Bord zugeht. Ich hoffe, ich war nicht zu drastisch in meiner Darstellung *lg*. Falls Ihr die Fahrt wirklich machen wollt, schreibt doch mal Eure Eindrücke... wie man liest, bewerten andere Foristen das Schiff viel besser und vielleicht habe ich einfach nur Pech beim Termin gehabt, der gerade mit irgendwelchen party-geeigneten "holidays" zusammenfiel...