Öde auf einem Flughafen
Es ist morgens 6:30 Uhr und mir ist kalt. Ich stehe am Flughafeneingang und warte darauf, dass mein Gepäck und ich zum ersten Mal durchleuchtet werden. Ich packe meinen Laptop aus und lege ihn in eine graue Kiste. Ich gehe durch die Schleuse, es piept, Fummelcheck. Bei mir piept es immer. Vermutlich würde es auch piepen, wenn ich nackt durch die Schleuse ginge, obwohl alle Körperteile (noch) Originale sind. Das bleibt dem geneigten Publikum aber erspart.
Der graue Kasten spuckt meine Besitztümer aus, keine Beanstandung. Doch. Das ist nicht mein Rechner. Was heißt Verwechslung auf Türkisch? Irgendwie mache ich mich verständlich, über die Bandaufzeichnung wird der Übeltäter ermittelt, er steht bei Turkish Airlines an. Ein paar verbindliche, entschuldigende Worte und schon ist der richtige Rechner beim jeweiligen Eigentümer.
Ich stelle mich am Corendon-Schalter an. Hier wird meine Geschichte bereits erzählt. Ein Türke hat versucht, einem Deutschen den Computer zu klauen. Was hätte er denn davon gehabt, frage ich mich, halte aber den Mund. Verschwörungstheoretiker soll man bekanntlich nicht aufhalten, es ist zwecklos.
Gepäck eingecheckt, Zwischenstopp an der Apotheke. Aspirin. Abschiedsabende können hart sein. Bordkartenkontrolle. Zweiter Check. Keiner scheint mehr Interesse an meinem Rechner zu haben. Gelangweilter Blick des Beamten auf meinen Pass. Ob er den Spruch von Ephraim Kishon kennt? "Wer anfängt, seinem Passbild ähnlich zu sehen, sollte in Urlaub fahren." Stempel. Wo war noch gleich die Raucherterrasse?
Mir ist wieder kalt, aber Sucht hat ihren Preis. Ein schwer bewaffneter Polizist, schwer korpulent, kommt auf die Terrasse. Er muss kurz vor der Rente stehen, in letzter Zeit schien er wenig Sport getrieben zu haben. Ob er im Ernstfall etwas treffen würde? Vermutlich seinen Oberschenkel.
Eine Cola, lütfen. 500 ml, 5,50 € am Kiosk. Immerhin gibt es einen Plastikbecher gratis. Ich will ins Flugzeug, schlafen. Am Gate drängelt sich alles. Sitz 3 D. Ich setze mich und warte, bis alle verschwunden sind, im Finger staut es sich sowieso noch einmal. Durchsage. "... wir uns freuen würden, Sie bald wieder in der Türkei begrüßen zu dürfen." Ja, dürft ihr. Euer Land ist wunderschön. Wenn nur der öde Flughafen nicht wäre.