[size=11px][color=#000000]von Frau Marianne Kunz-Jäger
[/size][/color][size=24px][color=#000000]Die Weihnachts-Katastrophe [/size][/color]
Es war unbegreiflich, dass Luzia nicht selber gemerkt hatte,
wie dumm ihre Idee mit dem Weihnachtsgeschenk für Kater Mutz war.
Mama hatte sie gewarnt. Tom hatte sie ausgelacht. Papa hatte bloss den Kopf geschüttelt. Trotzdem war Luzia in den Laden gegangen und hatte aus ihrem Taschengeld die Wurst gekauft. Klammheimlich hatte sie diese in Rädlein geschnitten und jedes einzelne in buntes Papier gewickelt. Die kleinen Päckchen hatte sie an den geschmückten Christbaum gehängt, oben, unten, hinten und vorn, alle schön über den Baum verteilt.
Es kam, wie es kommen musste.
Irgendwann am späten Nachmittag krachte und klirrte es.
:sm2: Kater Mutz schoss aus dem Weihnachtszimmer und verschwand unter Luzias Bett. Der Christbaum lag am Boden.
Mama sagte zwar immer, dass man im Mietshaus nicht herumschreien solle.
Diesmal aber schrie sie so laut, dass Luzia sich die Ohren zuhielt.
Papa brüllte:“ Jetzt kannst du zusehen, wie und wo du Weihnachten feierst.
Hier ist Weihnachten aus!“ Sagte es, knallte die Tür zu seinem Büro zu und blieb verschwunden. Tom heulte, obschon er vier Jahre älter war als Luzia.
Und zu guter Letzt rief Mama: “Ich geh jetzt zu Tante Luise ins Altersheim. Schau selber, wie du mit der ganzen Schweinerei im Weihnachtszimmer zurechtkommst!“
Das war genug. Luzia floh ins Treppenhaus. Hier setzte sie sich auf eine Stufe und weinte.
Als Luzia die alte Frau Fischer die Treppe heraufkommen hörte,
war es schon zu spät, um zu verschwinden.
„Schönes Weihnachtsfest, Luzia“, sagte sie.
Das tat so weh, dass Luzia aufschluchzte.
„Was ist denn passiert, dass du so weinst?“ fragte Frau Fischer.
„Es ist...es ist, weil wir eben jetzt keine Weihnacht feiern können,“ schluchzte Luzia.
„Das tut mir aber sehr leid,“ sagte Frau Fischer teilnehmend. „Hoffentlich ist niemand von euch krank geworden!“
Da erzählte Luzia von den Wurstpäckchen am Christbaum für Kater Mutz.
„Und jetzt liegt der Baum am Boden und alles, alles ist kaputt und in Scherben,“
Frau Fischer war ganz nachdenklich geworden.
„Ich hoffe, deinem Kater Mutz ist bei seiner Kletterei nichts passiert,“ sagte sie.
„Daran hab ich noch gar nicht gedacht,“ sagte Luzia.
„Dann gehst du jetzt vielleicht besser und schaust nach.“
In der Wohnung stand die Stimmung auf unter Null.
:sm2: Nur Kater Mutz ging es gut. Er sass auf dem Sofa und leckte sich das Fell.
Mama war weg. Papa war immer noch in seinem Büro. Und Tom las in einem alten Comic und schaute nicht auf, als Luzia hereintrat.
Irgendwer hatte den Christbaum wieder aufgestellt, aber das Weihnachtszimmer sah scheusslich aus. Der Teppich war vom ausgelaufenem Wasser nass. Scherben lagen überall. Was von den Kugeln nicht zersplittert war, hing halb zerbrochen am Baum.
Luzia holte Besen und Schaufel und begann, Ordnung zu machen. Als es nach einer Weile an der Wohnungstür klingelte, schaute sie nicht mal auf. Tom ging an die Tür und öffnete. Mit halbem Ohr hörte Luzia, wie er mit Frau Fischer sprach.
Frau Fischer sagte: “...und da hab ich gedacht, vielleicht könnt ihr meinen Weihnachtsschmuck brauchen, wo doch bei euch alles in Scherben liegt. Dann habt ihr vielleicht doch noch ein fröhliches Weihnachtsfest.“
Frau Fischer trat herein. Sie trug einen Korb am Arm, der war voll kleine und grosse Schachteln mit Weihnachtskugeln und Girlanden.
Luzia stellte Schaufel und Besen ab und kam angesprungen.
„Oh, Weihnachtsschmuck! Danke, danke tausendmal!“ rief sie.
„Frau Fischer, Sie sind so lieb wie ein richtiger Weihnachtsengel!“
Frau Fischer stellte den Korb auf den Tisch und wollte gleich wieder verschwinden.
„Aber warum haben Sie den Schmuck nicht selber gebraucht?“ fragte Tom.
„Haben Sie keinen Weihnachtsbaum?“
„Nein. Dieses Jahr nicht. Meine Kinder sind über Weihnachten ausgeflogen“,
sagte Frau Fischer. „Und für mich allein lohnt es sich nicht, einen Baum zu schmücken. Vielleicht würde es mich auch ein wenig traurig machen, wenn ich so allein vor dem Bäumchen sitzen müsste. Da hab ich’s halt bleiben lassen.“
„An Weihnachten allein, wie traurig“, sagte Tom.
„Wenn Sie allein sind und keinen Christbaum haben, dann feiern Sie mit uns!“ rief Luzia.
Sie lief zu Papa ins Büro und erzählte ihm alles.
Es war klar, dass Frau Fischer sofort eingeladen wurde.
Das Weihnachtsfest wurde wunderschön.
Gemeinsam schmückten Mama, Papa, Luzia und Tom den Baum ein zweites Mal. Dazu sangen sie schon manches Weihnachtslied. Und als Frau Fischer zum Feiern herunterkam fand sie, ihr Weihnachtsschmuck sehe in der fremden Stube noch viel schöner aus.
:sm2: Und Kater Mutz?
Der setzte sich auf Luzias Schoss und schnurrte den ganzen Abend lang.