• Malini
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    geschrieben 1385416550000

    jo-joma, 

    wie süß! :D

    Stay hungry. Stay foolish. (Steve Jobs)
  • Mettigelmädchen
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    geschrieben 1385417423000

    Ich mag zum Advent immer die klassischen Märchen,

    z.B. Sterntaler:

    Es war einmal ein kleines Mädchen, dem war Vater und Mutter gestorben, und es war so arm, dass es kein Kämmerchen mehr hatte, darin zu wohnen, und kein Bettchen mehr hatte, darin zu schlafen, und endlich gar nichts mehr als die Kleider auf dem Leib und ein Stückchen Brot in der Hand, das ihm ein mitleidiges Herz geschenkt hatte. Es war aber gut und fromm. Und weil es so von aller Welt verlassen war, ging es im Vertrauen auf den lieben Gott hinaus ins Feld.

    Da begegnete ihm ein armer Mann, der sprach: "Ach, gib mir etwas zu essen, ich bin so hungrig." Es reichte ihm das ganze Stückchen Brot und sagte: "Gott segne dir's," und ging weiter. Da kam ein Kind, das jammerte und sprach: "Es friert mich so an meinem Kopfe, schenk mir etwas, womit ich ihn bedecken kann." Da tat es seine Mütze ab und gab sie ihm. Und als es noch eine Weile gegangen war, kam wieder ein Kind und hatte kein Leibchen an und fror: da gab es ihm seins; und noch weiter, da bat eins um ein Röcklein, das gab es auch von sich hin. Endlich gelangte es in einen Wald, und es war schon dunkel geworden, da kam noch eins und bat um ein Hemdlein, und das fromme Mädchen dachte: "Es ist dunkle Nacht, da sieht dich niemand, du kannst wohl dein Hemd weggeben," und zog das Hemd ab und gab es auch noch hin.

    Und wie es so stand und gar nichts mehr hatte, fielen auf einmal die Sterne vom Himmel, und waren lauter blanke Taler; und ob es gleich sein Hemdlein weggegeben, so hatte es ein neues an, und das war vom allerfeinsten Leinen. Da sammelte es sich die Taler hinein und war reich für sein Lebtag.

    ________________________________________________________________

    Ich lebe nicht um zu arbeiten sondern ich arbeite um zu leben
  • sunshine48
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    geschrieben 1385418019000

    DER WEIHNACTSMARKT - auf schwäbisch

    Ihr liabe Leit, i kahs Eich saga

    des schlägt oim ganz schee auf da Maga,

    wenns in dr liaba Weihnachtszeit

    dia haufa Weihnachstmärkte geit!

    S`isch halt so Sitte, was willsch macha -

    se deand wia `d Sau, s`ischt grad zum Lacha,

    bis jedes Kuhdorf, jeda Stadt

    da oigne Marktstand aufgschdellt hat.

    Ma sorgt für viele Attraktiona,

    der Aufwand, der sott sich doch lohne.

    Ma will verkaufa, des isch dr Zweck

    der Kruscht vom letzta Johr sott weg.

    S`geit Karusell, Tombola

    ond au der Nikolaus isch da.

    Wachsengel, Schdrohschdern, Kerzahalter,

    Pullover, Handschuh, Filzpantoffla,

    panierte Schnitzel, Brotkartoffla,

    mei, da dengscht ja grad du spennst,

    wenn da so aufm Markt rumrennst.

    Der mit de Schi stemmt heitt nix me,

    der wartet ällweil no auf Schnee.

    Recht sauer isch der guate Ma,

    weil er heit nix verkaufa ka.

    In oim Eck do schdot käsweiß

    a Kerle mit ra nassa Goiß

    ond bettelt fier des arme Vieh.

    Er zuit sich d`Wollkapp ieber d`Ohra

    der isch gewiß schau halb verfrora,

    der däd au besser ebbes schaffa

    als nix doa und bloß d`Leit agaffa!

    Dr zwischa dappet a paar rom

    dia hand z`vil Gliahwei ghett

    und send jetzt bsoffa,

    dass dia et Auto fahret,

    kascht bloß hoffa!

    Nach Erdöl´schdinkst ond

    noch verbrennter Wurscht,

    a Vatter der verhaut sein Burscht.

    Am Bronna schbielt jetzt a Orchester

    a Liad von Frieda ond glücklicher Zeit

    ma muas halt hoffa, dass es des au no geit.

    Bloß glaub i, in all dem entsetzlicha Trubel,

    dem organisierta Weihnachtsjubel

    vergißt ma vor lauter "halli" und "hallo"

    den armseliga Schdalll ond des Kend auf`m Stroh!

    Wer wirklich reich sein möchte, sollte viel mehr Träume haben, als die Realität je zerstören könnte. - unbekannt -
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  • Mettigelmädchen
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    geschrieben 1385503484000

    Und hier noch etwas lustiges für euch:

    Weihnachtstime - and some street sheets

    When the last Kalender-sheets flattern trough the winter-streets and Dezember wind is blowing, then ist everybody knowing that it is not allzuweit: she does come - the Weihnachtszeit.

    All the Menschen, Leute, people flippen out of ihr warm Stueble, run to Kaufhof, Aldi, Mess, make Konsum and business. Kaufen this und jene Dings and the Churchturmglocke rings.

    Manche holen sich a Tännchen, when this brennt, they cry ? "Attention."

    Rufen for the Feuerwehr:" Please come quick to löschen her!"

    'Goes the Tännchen of in Rauch, they are standing on the Schlauch.

    In the kitchen of the house mother makes the Christmasschmaus.

    She is working, schufting, bakes hit is now her Yoghurtkeks.

    And the Opa says als Tester: "We are killed bis to Silvester."

    Then he fills the last Glas wine - yes, this is the christmastime!

    Day by day does so vergang, and the Holy night does come.

    You can think, you can remember, this is immer in Dezember.

    Then the childrenlein are coming candle-Wachs is abwärts running.

    Bing of Crosby Christmas sings while the Towerglocke rings and the angels look so fine - well this is the Weihnachtstime.

    Baby-eyes are big and rund, the familiy feels kerngesund when unterm Weihnachtsbaum are hocking then nothing can them ever shocking.

    They are so happy, are so fine - this happens in the Chistmastime!

    The animals all in the house, the Hund, the Katz, the bird, the mouse, are turning round the Weihnachtsstress, enjoy this day as never nie, well they find Kittekat and Chappi in the geschenkkarton von Pappi.

    The familiy begins to sing and wieder does a Glöckchen ring.

    Zum song vom grünen Tannenbaum the Tränen rennen down and down.

    Bis our mother plötzlich flennt:

    "The christmas-Gans im Ofen brennt!"

    Her nose indeed is very fine

    - Ende of the Weihnachtstime.

    Ich lebe nicht um zu arbeiten sondern ich arbeite um zu leben
  • sunshine48
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    geschrieben 1385506438000

    Es sind nur noch einige Tage, dann ist

    Apfent

    Der Apfent ist die schönste Zeit vom Winter. Die meisten Leute

    haben im Winter eine Grippe. Die ist mit Fieber. Wir haben auch

    eine. Aber die ist mit Beleuchtung. Und man schreibt sie mit K.!

    Drei Wochen bevor das Chrischtkindl kommt, stellt der Papa die Krippe im Wohnzimmer auf und meine kleine Schwester und ich dürfen mithelfen.

    Viele Krippen sind dodal langweilig, aber die unsere nicht, weil wir haben mords dolle Figuren drin. Ich habe einmal den Josef und das Chrischtkindl auf unseren Ofen gestellt, damit sie es schön warm haben. Aber es war ihnen zu heiß. Das Chrischtkindl ist ganz schwarz g'wordn und den Josef hat's in lauter Drümmer zerrissn. Ein Fuß von ihm ist bis in den Plätzlteig g'flogn und das war kein

    schöner Anblick.

    Meine Mama hat mich geschimpft und gesagt, daß nicht einmal die Heiligen vor meiner Blödheit sicher sind. Wenn Maria ohne Mann und ohne Kind in der Krippe herumsteht, schaut es nicht so gut aus. Aber ich habe gottseidank viele Figuren

    in meiner Spielkiste und der Josef ist jetzt der Donald Duck. Als Chrischtkindl wollte ich den Asterix nehmen, weil der ist als einziger so klein, daß er in der Futtertrog gepasst hätte. Da hat meine Mama gesagt, man kann doch als Chrischtkindl keinen Asterix hernehmen, da ist ja das verbrannte Chrischtkindl noch besser. Es ist zwar schwarz, aber immerhin noch ein Chrischtkindl. Hinter dem Chrischtkindl stehen zwei Oxen, ein Esel, ein Nilpferd und ein Brontosaurier. Das Nilpferd und den Brontosaurier hab ich hingestellt, weil der Ox und der Esel waren mir allein zu langweilig. Links neben dem Stall kommen gerade die Heiligen Drei Könige daher. Ein König ist dem Papa im letzten Apfent beim Putzen heruntergefallen und war dann dodal hin.

    Jetzt haben wir nur noch Zwei Heilige Könige und einen heiligen Batman als Ersatz. Eigentlich wollte ich ja Vier Heilige Drei Könige, doch der Spiderman muß ja im Stall auf die deppperten Schafe aufpassn, weil der alte Schäfer hat's auch nicht mehr gemacht und is kapuddgegangen. Normal haben die Heiligen Könige einen Haufen Zeug für's Chrischtkindl dabei, nähmlich Gold, Weirauch und Pürree. Von den unseren hat einer anstadd Gold ein Kaugummipapierl dabei, das glänzd auch schön.Der andre hat eine Marlboro in der Hand, weil wir keinen Weirauch haben. Aber die Marlboro raucht auch schön, wenn man sie anzündet. Der

    heilige Batman hat eine Pistole dabei. Das ist zwar kein Geschenk für das Chrischtkindl, aber damit kann er es vor dem Saurier beschützen. Hinter den Heiligen sind ein paar rothäutige Indianer und ein kaasiger Engel. Dem Engel ist ein Fuß abgebrochen, darum haben wir ihn auf ein Motorrad gesetzt, damit er sich leichter tut, weil er ja nicht stehen kann und mit dem Motorrad kann er fahren, wenn er nicht gerade fliegt.Rechts neben dem Stall haben wir ein Rotkäbbchen hingestellt. Es hat eine Pizza und drei Weißbier für die Oma dabei und reißt gerade eine Marone ab. Einen Wolf haben wir nicht, darum luurt hinter dem Baum ein Bommel als Ersatzwolf hervor. Mehr steht in unserer Krippe nicht, aber das

    reicht voll.

    Am Abend schalten wir die Lampe an und dann ist unsere Krippe erst so richtig schön. Wir sitzen so herum und singen Lieder vom Apfent. Manche gefallen mir, aber die meisten sind mir zu lusert.

    Mein Opa hat mir ein schönes Gedicht vom Apfent gelernt und es geht so:

    "Apfent, Apfent, der Bärwurz brennt.

    Erst trinkst oan,dann zwoa,na drei und vier,

    dann hauts di mit dem Hirn an'd Tür."

    Obwohl dieses Gedicht recht schön ist, hat Mama gesagt, dass ich es mir nicht merken darf. Im Apfent wird auch gebastld. Wir haben eine große Schüssel voll Nüsse und eine kleine voll Goldstaub.

    Darin wälzen wir die Nüsse, bis sie goldern sind und das Chrischtkindl hängt sie später an den Chrischtbaum. Man darf nicht fest schnaufen, weil der Goldstaub is dodal leicht und er fliegt herum, wenn man hineinschnauft.

    Einmal habe ich vorher in den Goldstaub Niespulver hineingetan und wie mein Vater die erste Nuss darin gewälzd hat, tat er einen Nieserer, daß es ihn gerissen hat und sein Gesicht war goldern und die Nuss nicht.

    Die Mama hat ihn geschimpft, weil er keine Beherrschung hat und sie hat gesagt, er stellt sich dümmer an als wie ein Kind. Meinem Vater war es recht zuwider und er hat nicht mehr mitgetan. Er hat gesagt, daß bei dem Goldstaub irgendwas nicht stimmt und die Mama hat gesagt, dass höchstens bei ihm etwas nicht stimmt.

    Ich habe mich sehr gefreut, weil es war insgesamd ein lustiger Apfentsabend.

    Kurz vor Weihnachten müssen wir unsere Wunschzettel schreiben. Meine Schwester wünscht sich meistens eine Puppe oder sonst ein Glump. Ich schreibe vorsichtshalber gleich mehr Sachen drauf und zum Schluss schreibe ich dem Chrischtkindl, es soll einfach soviel kaufen, bis das Geld ausgeht.

    Meine Mama sagt, das ist eine Unverschämtheid und irgendwann bringt das Chrischtkindl gar nix mehr, weil ich nicht bescheiden bin. Aber bis jetzt habe ich immer was gekriegt. Und wenn ich groß bin und Geld verdiene, dann kaufe ich mir selber was und bin überhaupd nicht mehr bescheiden. Dann kann sich das Chrischtkindl von mir aus ärgern, bis es schwarz ist, aber das ist es ja eh schon, aber dann ist es mir wurscht.

    Bis man schaut, ist der Apfent vorbei und Weihnachten auch und

    mit dem Jahr geht es dahin. Die Geschenke sind ausgepackt und

    man kriegt bis Ostern nix mehr, höchstens, wenn man vorher Geburtstag hat.

    Aber eines is gewiss - der Apfent kommt immer wieder!

    Wer wirklich reich sein möchte, sollte viel mehr Träume haben, als die Realität je zerstören könnte. - unbekannt -
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  • Mettigelmädchen
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    Zielexperte/in für: Düsseldorf
    geschrieben 1385578054000

    @frische luft

    Ups, damit habe ich gar nicht gerechnet, Sorry !!!

    Ich dachte, dass wäre "Die" Geschichte...na ja, somit schon bekannt ;-)

    Aber so wurde sie zumindest nach all den Jahren mal wieder aktuell :-)

    Ich lebe nicht um zu arbeiten sondern ich arbeite um zu leben
  • sunshine48
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    geschrieben 1385593851000

    Der Mohn ist ausgegangen oder:

    Wie man 1945 Mohkließla machte

    von Dieter Hildebrandt

    Man muss, ob Mann ob Frau, kochen können in diesen genussfreudigen Zeiten. Spitzenköche beherrschen die Prominentenszene. Wer etwas auf sich hält,

    kocht mit Berti, Bruni, Bio oder schreibt Kochbücher, wird Menu-Referent in Großkonzernen, Juryteilnehmer bei Kochmeisterschaften oder eröffnet Agenturen

    für internationale Meisterköche.

    Gaumenfestivals und Gipfeltreffen der Superköche werden vorbereitet und sehr

    bald werden wir die so lange schmerzlich vermisste Lukulliade besuchen können.

    Wunderschöne Preise sind bereits zu gewinnen:

    Der Goldene Tiegel von Aix en Provence – die Siegespfanne von Vilsbiebichstein –

    der Krummenreuther Kochlöffel und die Lederzunge der Uckermark.

    Der deutsche Spitzenpreisenverzehrer mit dem sensiblen Gaumen,

    der Weinkenner mit dem überlegenen Wissen um die Genealogie jeder einzelnen Rebe hat die Szene betreten. Der deutsche Festmahl-Trampel hat ausgedient.

    Er befindet sich in der Champions League der Topgourmets.

    Seine Kritikfähigkeit hat erstaunlich zugenommen. Aber auch seine Kritikwilligkeit.

    Ich glaube gehört zu haben, dass eine Dame in einem teuren Restaurant spitz bemerkte: “Probier doch mal Detlev, findest Du nicht, dass der Kaffee korkt?”

    Vielleicht habe ich mich verhört.

    Dies alles bedenkend, meine ich, dass es an der Zeit wäre, sich an historische Rezepte aus hungrigen Zeiten zu erinnern, solange man als Zeuge dieser Jahre

    noch Auskunft geben kann.

    Als meine Mutter uns am Weihnachtsabend 1945 zu Tisch bat, hatten wir gar

    keinen Tisch.

    Vater, Mutter und Bruder (3) waren kurze Zeit vorher, im März des letzten Kriegsjahres vom Pferdewagen heruntergestiegen und notdürftig in einem

    Zimmer untergekommen, das unmöbliert aber heizbar war.

    Im Oktober war ich zu ihnen gestoßen, hatte ihre Adresse in den Flüchtlings-

    karteien gefunden und bereicherte die Wohngemeinschaft, die nun trotzig Weihnachten feirn wollte.

    Mutter sagte: “Vor ein paar Jahren noch hätte ich mir eines von diesen Koch-

    büchern genommen, in denen Rezepte vermerkt waren, die gewöhnlich so begannen: ‘Man nehme sieben bis acht Kilo Rindfleisch…’ und würde zwei bis

    drei Tage gekocht, gebruzelt und gebacken haben, jetzt habe ich nicht einmal

    die Kochbücher mit auf die Flucht nehmen können.”

    Dass wir nun keinen Tisch hatten, auf dem etwas zu essen kommen sollte,

    war halb so schlimm, denn mein Vater hatte eine alte Tür aus einer Hausruine geschenkt bekommen und die auf zwei Baumstümpfe gelegt, die er irgendwoher hatte.

    Erstaunlicherweise ist im Familienrat beschlossen worden, trotz aller Widrigkeiten

    die traditionellen schlesischen Mohnklöße zu essen.

    Tja, was nehme man denn da?

    Mutter meinte, da nehme man Mohn – Milch – Zucker – Semmel und streue

    darüber Puderzucker.

    Im Oktober hatte diese Besprechung schon stattgefunden und die Nennung

    der nötigen Zutaten bewirkte ein großes Gelächter.

    Es war noch alles so, wie es bei Anbruch des Friedens schon gewesen ist.

    Was es da alles nicht gegeben hatte, gab es ein paar Monate später nicht

    nur nicht, sondern noch viel weniger. Das einzige, was als Verbesserung der

    Lage anzusehen war; Es wurde nicht mehr geschossen.

    Und nun sollte in einer Zeit, in der man bayrische Bauern um stecken gelassene Kartoffeln im Acker bestehlen musste, Mohnklöße auf die Tür!

    Auf den Tisch meine ich, der eine Tür war.

    Wir überlegten, besahen die Reste unseres Besitzes, Dinge, die in Panik auf den Pferdewagen geworfen wurden und nun nutzlos in den Ecken herumlagen und verwandelten sie in unserer Phantasie in Lebensmittel.

    Hier nun das Rezept, nach dem meine Mutter die Mohnklöße in gewohnter Friedensqualität hergestellt hat.

    Man nehme … die Erinnerung zur Hilfe, die einem sagt ‘DÜNNE SCHEIBEN VON SEMMELN GEMACHT, WERDEN ZUERST IN SÜSSLICHER MILCH GEBRÜHT!!!’

    Woher nehme man sie? Die Milch?

    Da nehme man den 6 Uhr-Zug, es fährt nur ein einziger früh am Morgen und

    einer spät am Abend, steige in Weiden (Oberpfalz) aus, versuche einen Zug nach Nabburg zu bekommen und, wenn das gelingt, gehe man in südwestlicher Richtung zwei-ein-halb Stunden in ein Dorf, denn dort wohnt ein guter Bekannter aus der Gegend von Hirschberg, der bei einem grossen Bauern arbeitet, zwar ein Beamter des Reichsnährstandes gewesen ist, aber der von diesem Bauern geduldet wird,

    weil er ein guter Kühemelker zu sein schein.

    Natürlich war nicht daran gedacht, die Milch für die Mohnklöße auf diesem Hof zu erhalten. Es wäre auch zu gefährlich gewesen, weil der Bauer auf bettelnde Fremde in der Regel seinen Hofhund hetzte.

    Nein, meine Mutter hatte sich das viel geschickter ausgedacht. Nach zwei Tagen kehrte sie zurück und meinte, für die zu nehmende Milch wäre nun gesorgt. Mehr verriet sie nicht.

    Eine Woche später hielt ein klappriger Lastwagen vor dem Haus und holte unseren Teppich ab, der zu Hause unser ‘Herrenzimmer’ geschmückt hatte.

    Dafür liess er uns eine Ziege da. Für die Milch war gesorgt.

    Woher sollten aber die ‘DÜNNEN SCHEIBEN VON SEMMELN GEMACHT’ kommen?

    Sie kamen auf folgende Weise:

    Unsere kostbaren zwei Pferde durften im Kuhstall des Müllers stehen, wofür Vater natürlich Gespanndienste leisten musste. Auf die schüchtern vorgetragene Frage,

    ob da nicht auch ein bisschen Mehl dabei herausspränge, kam von seitens des Müllers ein Kopfschütteln.

    Zwei Tage später klopfte er an unserer Tür und machte einen Vorschlag, den der Vater ohne lange zu überlegen, annahm.

    Es stellte sich heraus, dass der Müller auch Probleme hatte. Er wollte seiner Frau unbedingt ein neues Porzellanservice zu Weihnachten schenken, wusste aber nicht, wie er zu einer Tankladung Benzin kommen sollte, die der Abteilungsleiter der ortsansässigen Porzellanfabrik für das Service forderte. Er kannte aber einen Mann, der im Motor-Pool der US-Army arbeitete, der Benzin in alle Richtungen laufen lassen konnte, dafür aber große Mengen erstklassiges Holz für den Winter forderte.

    Der Müller besaß ein ansehnliches Stück Wald und bot meinem Vater an, mit seinen zwei Pferden das geschlagene Holz aus dem Holz abzufahren und vor dem Haus des Benzinvermittlers aufzuschichten.

    Der Preis sollte ein Säckchen unbezahlbares Weizenmehl sein.

    Nun aber verlangen die Mohnklöße folgendes:

    ‘JEGLICHE SCHICHT (der Semmelscheiben, die aus Porzellan, Benzin und Feuerholz entstanden sind) WERDEN ZUERST IN SÜSSLICHER MILCH GEBRÜHT (die, wir erinnern uns, aus dem Teppich entstanden ist) UND IN SCHICHTEN SAUBER GETÜRMT, INDES FÜR ZWISCHENRÄUME DER LAGE JEGLICHE SCHICHT DURCHNETZT GESCHMOLZENER ZUCKER …’

    Man nehme also Zucker. Woher?

    Da nehme man wieder den Sechsuhrzug nach Weiden, steige in den Zug nach Regensburg und versuche von dort aus in ein nahegelegenes Obstanbaugebiet zu kommen. Nach ein, zwei Tagen könnte man dort angekommen sein. Mit ziemlicher Sicherheit trifft man auf dem Bahnhof Menschen, die auf dem Land Obst pflücken durften, das schon ein wenig angeschlagen war. Um ihnen einen Teil der Äpfel abzuschwatzen, hatte meine Mutter Ziegenkäse gemacht und tauschte nun die Milch der Ziege, die eigentlich unser Teppich gewesen ist, in Fallobst ein. Das nun schleppte sie nach Hause und gab es einer Lebensmittelhändlerin die darüber klagte, dass ihre Kinder zu wenig Obst bekämen.

    Nun hatten wir auch Zucker. Aber keinen Mohn.

    Woher soll man den in Bayern nehmen? Schlesien war ein Mohnanbaugebiet. Vor Christi Geburt schon gab es bei uns Mohn. Wer es nicht glauben mag, der sei daran erinnert, dass im schlesischen Dialekt das Wort ‘Moohgootl’ vorkommt.

    Es bezeichnet einen Menschen, der ein bisschen dösig wirkt, verschlafen eben oder verträumt.

    Mohn macht dumm, hatte man uns als Kinder beigebracht. Damit ist vermutlich der Schlafmohn gemeint, oder vielleicht gar der Mohn-Sirup Sirupus Papaverdis, der schon bei den Römern als Schlafmittel galt.

    Es gibt Theorien die einen Zusammenhang zwischen Mohn, den Goten und den Römern vermuten.

    Dass die Goten ein paar hundert Jahre in Schlesien verbracht haben, bevor sie sich entschlossen, den Untergang Roms zu beschleunigen und mit roher Gewalt ganz Italien heimzusuchen, muss ich nicht mehr erwähnen, denn das haben wir schon in der Schule gelernt.

    Hinzugelernt habe ich, dass ein Teil dieser Goten, es waren übrigens Süd-Goten,

    also ein Stamm, von dem man nie gesprochen hat, immer nur von den Ost und Westgoten, die Mohnsüchtigen unter den Goten an der Oder ausgesetzt hat, und dieses sind nun die bereits erwähnten ‘Mohgotl’

    Ein solches muss der Mensch gewesen sein, der seinen Mohnvorrat verkaufen wollte für eine Packung Chesterfield.

    Für diese Packung haben wir schwere Opfer bringen müssen. Besonders unsere Ziege musste herhalten. 2 Liter Milch und Mutters schönster Ring für ein paar Schuhe (Secondfoot), die an einen Mitarbeiter der PX in der Patton-Kaserne gingen. Der hatte die Cigaretten völlig phantasielos einfach geklaut. Es war geschafft.

    Am 24.Mai aßen wir Mohnklöße! Schlesier müssen an diesem Tag Mohnklöße essen, weil ihnen damit garantiert wird, dass das Geld nicht ausgeht.

    Nach dem Essen haben wir sehr gelacht, denn wir stellten fest, dass wir gar keins hatten. Aber wir hatten sehr, sehr gute Laune.

    Wer wirklich reich sein möchte, sollte viel mehr Träume haben, als die Realität je zerstören könnte. - unbekannt -
  • Mettigelmädchen
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    Nu kiek ins, wo is de Häven so root!

    Dat sünd de Engels, de backt dat Broot,

    se backt den Wiehnachtsmann sien Stuten,

    för all de lüttjen Leckersnuten.

    Nu gau de Teller ünner't Bett,

    un leggt jo henun weest recht nett!

    De Sunnerklaas steiht vör de Döör,

    de Wiehnachtsmann, de schieckt em her.

    Wat de Engels backt hefft, dat schüllt ji probeern,

    un schmeckt et jo good, so höört he dat geern.

    Un de Wiehnachtsmann lacht: "Nu backt man mehr!"

    Och, wenn't doch man eerst Wiehnachten weer!

    Ich lebe nicht um zu arbeiten sondern ich arbeite um zu leben
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