Hallo zusammen. Erst kürzlich bin ich 18 Nächte auf der EPIC gefahren. Eine 7nächtige Tour in die Westliche Karibik von Miami und anschließend Transatlantik von Miami nach Barcelona.
Zur Route: das Mittelmeer im Winter gehört zu meinen Favoriten, da ich schwüles Wetter und Hitze gar nicht mag. Ich war Anfang Februar auf einer ähnlichen Route mit der NCL Spirit unterwegs gewesen und wir haben uns beispielsweise in Marokko eher in den Schatten verzogen, weil es dort schon ziemlich warm war und in Malaga gab es 26 Grad. Man kann solches oder solches Wetter haben - das kann man nie vorhersehen, und zwischen Lanzarote und Madeira gab es Sturm. Et kütt wie et kütt und jede Jahreszeit hat ihre Reize - in Alaska, in Deutschland und auch am Mittelmeer.
Zum Schiff: wie Carmen schon schrieb - es ist ein eher "geschlossenes Konzept". Es gibt kein Promenadendeck im klassischen Sinne. Es gibt zwei "Promenadengänge", die jeweils vor dem Bug und vor dem Heck enden, da laufen auf einer Seite die Jogger und Walker auf und ab, mit zwei "Wendeschleifen" und auf der anderen Seite wird Shuffle Board gespielt. Das Meer sehen kann man dort fast gar nicht: es gibt lediglich auf jeder Seite jeweils einen 13 Meter breiten "Guckspalt", wo keine Rettungsboote oder Rettungsinseln hängen bzw. installiert sind - dort kann man auf's Meer gucken, wird aber im Blick nach rechts und links in Richtung Bug oder Heck wieder sichtbehindert, weil Rettungsboote quasi von außen angehängt sind. Für mich als Gern-Aufs-Meer-Gucker schlicht ein Ausschlusskriterium für zukünftige Reisen. Stühle oder Liegen gibt es auf diesen Promenadengängen nicht.
Auf dem Ober- und Sonnendeck ist man durch Glaswände eingekapselt, rundherum gibt es gläserne Windabweiser, die Relings auf Deck 16, über dem Sonnendeck, lassen einen Blick auf's Meer zu, sofern einen lärmige Poolaktionen nicht abschrecken. Dann kann man mit dem linken der beiden rührenförmigen Aufzugschächte auf Deck 18 fahren, sofern man kein Haven-Bewohner ist, welche ansonsten auch einen exklusiven Zugang zu einem eigenen Deckbereich haben. Dort ist man wieder von diesen Glaswänden eingekapselt und kann vorn zumindest auf Korbgeflechtliegen seine Ruhe haben, jedoch keinen Schatten. Es gibt weder Schirme noch Sonnensegel oder irgendetwas anderes, was Schatten spendet. Nahe ein einer metallenen Schiffswand, die zu irgendwelchen Inneräumen gehören, kann man je nach Sonnenstand etwas Schatten finden.
Je nach Lage der Kabine muss man, wenn man zu Restaurants oder Rezeption / Atrium möchte, immer durch dieses riesige lärmige wuselige und auch verqualmte Kasino. Das ist die gruseligste Daddelhölle, die ich jemals auf einem Schiff vorfand. Man kommt leider nicht daran vorbei.
Mein Fazit: nie wieder EPIC. Norwegian Cruise Line versucht, dieses nach vielen Ansichten völlig misslungene Design als Designwunder zu vermarkten. Was bleibt ihnen auch anderes übrig? Ich bewohnte eines der (preisgekrönten) T1-Single-Studios, welches ich schon von der Getaway kannte und was dort mit orentlicher Meyer-Werft-Konzeption auch prima umgesetzt war. Auf der EPIC jedoch war der gesamte Studio-Bereich ein endloser Trakt, der den Charme eines Versorgungsschachtes hatte mit einigen nervigen Solperfallen und einer grässlich gestalteten Crewlounge im Pseudo-Futurismus-Stil der 1970er und ständigem LED-Licht-Farbenwechsel.
Meine Reisebegleitung bewohnte für sich allein eine Balkonkabine, in der ich häufiger mit verweilte. Grauenvoll - ein "Wave-Design", Betten außen kurz, in der Mittel länger, aber generell für große Menschen zu kurz. Toilettenverschlag und Duschverschlag, abtrennbar mit Vorhang für die "Intimsphäre", und das Waschbecken, oder sollte man es eher "Vogeltränke" nennen, im offenen Kabinenbereich. Ich hätte keine Lust, mich beim Rasieren beobachten zu lassen, von niemandem.
Nein, dieses Schiff ist ein Griff komplett daneben, und dass NCL die Option auf ein Schwesterschiff von STX France nicht in einen festen Auftrag münden ließ, spricht wohl Bände. Ich rate ab von der EPIC, auch wenn die Angebote für das Mittelmeer noch so verlockend sein sollten. Was so ein schwimmendes Riesenkasino überhaupt zwei Jahre lang im Mittelmeer soll, ist mir ein Rätsel. Ein NCL-Mitarbeiter, der privat unterwegs war, sagte mir kürzlich beim Frühstück, dass die Epic eine echte Geldmaschine sei. Von mir aus, mein Geld bekommt die Maschine nicht mehr.