02.03.08: 9. Reisetag, Chinchero und die Umgebung von Cuzco
Bei etwas kühleren Temperaturen um 15 Grad und bewölktem Himmel machten wir uns mit unserem Kleinbus auf, einen indianischen Markt zu besuchen. Über mehrere kleine Hügel schraubten wir uns auf knapp 3800 Meter Höhe, bis wir dann indem kleinen Ort Chinchero ankamen. Sofort konnten wir die Vorbereitungen für den Markt sehen. Allerdings war zum momentanen Zeitpunkt noch nicht viel los, so das wir zuerst noch die Reste eines ehemaligen Inka Vorpostens begutachteten. Danach bestaunten wir die örtliche Kirche, die wie alle Kirchen in den Anden sehr sorgfältig und gewissenhaft von den Gläubigen hergerichtet worden war. Man konnte überall die angezogenen Heiligenfiguren sehen. Hier ist es üblich, den Figuren Umhänge, Röcke etc. anzuziehen. Es stellt für die Gläubigen sogar so eine Ehre dar, diese Gewänder zu spenden, das sich auch große Firmen dazu berufen fühlen. Von daher kann es schon mal passieren, das man auf dem Umhang der heiligen Maria Inka Cola oder anderes lesen kann
Nach dieser kleinen Exkursion ging es dann Richtung Markt. Diesen konnte man dank dem bunten Treiben schon von weitem Hören und Sehen. Da dieser Markt über die Grenzen hinaus bekannt ist und auch von vielen Touristen angesteuert wird, lies er sich schnell in zwei Bereiche trennen. Der äußere Bereich war hauptsächlich mit Waren vollgestopft, die für Touristen bestimmt waren. Dort konnte man dann verschieden Musikinstrumente, Lamadecken, Pullis, Schüsseln etc kaufen. Teilweise in den unmöglichsten Farnkombinationen. Der Innenbereich war dagegen eher den indianischen Bauern vorbehalten, dort konnte man dann eher in das wirkliche Marktleben eintauchen. Hier waren dann auch weniger Touris unterwegs. Man konnte dem Tauschhandel zusehen und es gab wirklich alles zu kaufen, was man sich nur vorstellen kann. Von Bohnen über Kartoffeln und Mais bis hin zu lebenden Meerschweinchen und eingelegtem Fisch war alles zu bekommen. Cocablätter gab es in rauen Mengen und wurde natürlich auch ausgiebig gekauft. Wir kauften selber auch ein paar, um es später auf unserer Reise an Bauern des Hochlandes weiterzuschenken. An der Seite zum Ausgang hin gab es dann diverses Essen, das zwar interessant aussah, aber laut unserer Reiseleitung für unsere Mägen nicht unbedingt von Vorteil wäre. Daher ließen wir es dann auch, dort etwas zu probieren. Allerdings lies ich mich dazu hinreisen, das Popcorn zu probieren. Wenn man davon ausgeht, das die gepopoten Maiskörner ca. 5 mal größer waren als die bei uns, dann kann man sich ungefähr vorstellen, wie groß das Popcorn hier ist
Nach diesem interessanten Aufenthalt, der durch einen kräftigen Regenschauer etwas abgekürzt wurde, fuhren wir wieder in Richtung Cuzco und besichtigten die erste von vier Inkaruinen:
Tambomachay
In Tambomachay kann man einen schönen Wasserlauf bewundern, der seit der Inkazeit das Wasser der umliegenden Berge kanalisiert und dort zu einem Bad führt. Die genaue Lage der weitverzweigten Kanäle kann bis heute nicht nachvollzogen werden. Da die Inkas der Frühzeit hier ihre rituellen Waschungen abgehalten haben sollen, wird dem Wasser natürlich auch eine heilende und fruchtbare Wirkung nachgesagt. Das Wasser war kristallklar und konnte bedenkenlos getrunken werden. Schräg gegenüber konnte man schon unser nächstes Ziel sehen, die Ruine:
Puka Pukara
Dieser Ort diente damals als Streckenposten und als Schlafplatz für die Nachrichtenläufer des Inkareichs. Die damalige Kommunikation zwischen den Provinzen sowie der Transport von Waren wurde durch Streckenläufer angewickelt. Alle paar Kilometer war ein Posten an den verschiedenen Inkastrassen, die das gesamte Land miteinander verbanden. So konnten Strecken von mehreren hundert Kilometern am Tag zurückgelegt werden.
Die Ruine selber war nicht unbedingt der Hit, da nur der Grundriss zu erkennen war und die Mauern bis zu einer Höhe von knapp 1 Meter erhalten waren. Nach diesem kurzen Zwischenstopp ging es per Bus weiter zum Zeremoniezentrum der Region, nach
Q'enqo
Q'enqo liegt oberhalb der Stadt Cuzco und ist bisher nur zu knapp 15% erforscht. Den Bereich, den man bereits freigelegt hatte, umfasst den zeremoniellen Bereich der Anlage. Im vorderen Teil konnte man Nischen an den Wänden sehen, in denen die Mumien der Verstorbenen untergebracht wurden. In diesem Raum wurden die Verstorbenen in der normalen Welt bei den Göttern abgemeldet. Nach diesem Vorgang wurden die Mumien durch einen Felsengang, der eine Schlange andeuten soll, zu einem weiteren Raum gebracht, in dem diese dann in der Unterwelt angemeldet wurden. Der ganze Glaube richtete sich danach, das die Welt aus drei Ebenen besteht, der Oberwelt, der "normalen" Welt sowie der Unterwelt. Hierbei stellt die Schlange die Verbindung zur Unterwelt dar, der Kondor die Verbindung zur Oberwelt.
Nach diesem interessanten Teil ging es weiter zum heutigen Höhepunkt:
Saqsaywaman
Saqsaywaman war zur damaligen Zeit die Festung, die über die Stadt Cuzco wachte. Zugleich sollte Sie den Kopf einer großen Jaguarfigur darstellen, deren Körper die Stadt Cuzco sein sollte. Daher weist diese Festung auch Mauern auf, die im Zickzack gebaut wurden. Hier konnte man unter anderem Steinquader sehen, die bis zu 200 Tonnen wiegen, deren Transport nicht zu erklären ist. Wie bereits geschrieben kannten die Inkas das Rad nicht. Und der Steinbruch ist auch "nur" 25 Kilometer entfernt. Wahnsinn, wie die Leute damals diese Sache bewältigten, wenn man bedenkt, wie umständlich wir uns heutzutage mit der zur Verfügung stehenden Technik anstellen.
Die Festung wurde zum letzten Rückzugsort, als die Spanier Cuzco eroberten und diente auch über einen langen Zeitraum dazu, die Stadt Cuzco zu belagern. trotz allem konnten die Inkas den Verfall des Reiches nicht aufhalten und mussten auch diese Festung später räumen. Von hier heroben hatte man auch einen sagenhaften Ausblick auf die Stadt Cuzco, die sich in diesem Talkessel ausbreitet und auch die Hänge der umliegenden Berge hinauf wächst.
Wieder zurück in Cuzco machten wir uns noch auf eigene Faust auf den Weg, die Stadt etwas zu erkunden. Dabei wollten wir auf jeden Fall den örtlichen Mercado, den Markt, besuchen. Wie in allen mittel- und südamerikanischen pulsiert hier das wahre Leben. Auch auf diesem Markt war im wahrsten Sinne des Wortes die Hölle los. Wir drängten uns durch die Stände, an denen alles verkauft wurde was man zum täglichen Leben braucht, um in den interessanteren Teil zu kommen, dem Gemüse, Obst und Fleischmarkt. Hier wurde man dann erst mal von den verschiedenen Gerüchen fast erschlagen. Je nachdem wo man sich befand roch es nach diversen Obstsorten oder eher ungewohnt nach abgehangenem Fleisch. Hier konnte man geballt sehen, was das Land alles an Spezialitäten zu bieten hat. Wir kauften uns auch gleich mal ein paar Früchte, um für den nächsten Tag gerüstet zu sein. Denn morgen sollten wir uns auf eine Busreise von knapp 8 Stunden machen, denn es geht weiter nach Puno, an den Titicacasee