Habe ich heute in der Zeitung gelesen:
Quelle: http://www.ksta.de/html/artikel/1246883762838.shtml
Rauchverbot in TürkeiGesetz, das mit den Traditionen brichtVon Gerd Höhler, 05.08.09, 20:10h, aktualisiert 05.08.09, 21:44h
Das radikale Rauchverbot in türkischen Barsund Restaurants gilt auch für Wasserpfeifen; Wirte bangen um ihreExistanz. Weil Raucher anzeigen in Mode ist, herrsche ein Stimmung wiebei „Big Brother“, findet Hürriyet: Täglich gehen derzeit TausendeMeldungen ein.Rauchen nur draußen - das gilt auch für die Nargile. BILD: DPARauchen nur draußen - das gilt auch für die Nargile. BILD: DPAISTANBUL - Ein paar Tage versuchte Nuri Bilenler, einKaffeehausbesitzer in der westtürkischen Stadt Manisa, sich mit demRauchverbot abzufinden, das seit dem 19. Juli in allen Restaurants undBars gilt. Aber es ging nicht, die Gäste blieben aus. Schließlich griffder Wirt zu einer Radikalkur und riss das Wellblechdach über seinemEtablissement ein. Jetzt sitzen die Gäste im Freien und nuckelngenüsslich an der Nargile, der Wasserpfeife. „Alle sind zufrieden“,sagt Bilenler: „meine Gäste, der Inspektor von der Gesundheitsbehörde,und ich auch“.Vorallem die Liebhaber der Wasserpfeife können es kaum fassen, dass es dieRegierung Ernst meint mit dem Gesetz Nummer 4207, das den Tabakgenussin Gasträumen und sogar unter einer Markise oder einem Sonnenschirmsverbietet. „Man kann doch eine alte Tradition nicht per Gesetzabschaffen“, sagt Osman Ersoy, der eines der vielen Wasserpfeifen-Cafesim Istanbuler Stadtteil Tophane betreibt. „Die Nargile ist keineZigarette - sie bedeutet ein soziales Erlebnis.“
Von Rückkehr der osmanischen Tradition profitiertIm17. Jahrhundert kam die Nargile aus Persien in die Türkei - und fandschnell viele Freunde. Überall im Land entstanden „nagileciler lokali“,exklusive Rauchsalons. Mit dem Ende des Osmanenreichs und der Gründungder Republik 1923 geriet die Nargile in Vergessenheit. Wie derRepublikgründer Mustafa Kemal Atatürk, griffen viele seiner Landsleutezur modernen Zigarette - sie war Teil jener Kulturrevolution Atatürks,zu der auch die westliche Kleidung, die Einführung des lateinischenAlphabets und des gregorianischen Kalenders gehörten. Mit derRückbesinnung auf die osmanisch-islamischen Traditionen, die sich 2002im Wahlsieg der islamisch-konservativen Ak-Partei von MinisterpräsidentTayyip Erdogan manifestierte, erlebte die Nargile eine Renaissance undist jetzt auch bei jüngeren Türken beliebt.
So sehr PremierErdogan auch in den islamischen Traditionen verwurzelt ist - dieWasserpfeife gefällt ihm nicht. Deshalb macht der Kampf gegen denTabakgenuss, von dem der Abstinenzler sagt, er sei „so wichtig wie derKampf gegen den Terrorismus“, auch vor der nargile nicht halt.Unerbittlich wird das Rauchverbot durchgesetzt. Dafür sorgen die rund4.000 Inspektoren, die im ganzen Land unterwegs sind, aufProvisionsbasis arbeiten und besonders eifrig Bußgelder kassieren. FürRaucher werden umgerechnet 32 Euro fällig, für Wirte, die Raucherdulden, bis zu 2.600 Euro.
"Land der guten Luft" - und der dicken Luft ebenso...Ein„Land der guten Luft“ sollte die Türkei werden, aber erst einmalscheint sie sich in ein Land der Spitzel zu verwandeln. Tausende Anrufegehen jeden Tag bei der Polizei und auf der Hotline 184 desGesundheitsministeriums ein, wo die Bürger eifrig Verstöße gegen dasRauchverbot melden - wie Remzi Caliyir aus Adana. Der verpetzte seineFreunde, als sie in einem Kaffeehaus zur Zigarette griffen. Als diePolizei eintraf, waren die Raucher zwar weg. Aber Caliyir lässt sichnicht entmutigen: „Ich würde sogar meinen eigenen Vater anzeigen.“ Vorallem wegen der Spitzel geht bei den Wirten die Angst um. In der Türkeiherrsche inzwischen eine „Big Brother-Atmosphäre“, schreibt die Zeitung„Hürriyet“.
Viele Wirte behelfen sich einstweilen - stellenTische vor die Tür oder bauen Terrassen an. Aber was soll im Winterwerden? Eine Gruppe von Cafebesitzern wandte sich an denMenschenrechtsausschuss des türkischen Parlaments, und die Föderationder Kaffeehausbetreiber erwägt, das Verfassungsgericht anzurufen. DerWirt Can Sahan kapituliert. Er baut sein Wasserpfeifen-Cafe inIstanbul-Beyoglu um - zur Kebab-Kneipe: „Kebap kann die Regierung nichtverbieten.“
Das ist die Lösung, wir reissen die Dächer von den Hotels