Diese Diskussion zieht sich schon durch mehrere Threads, mcgee. Aber ich erläutere dir meine Meinung gern noch einmal. Wenn du mit den aktuellen Verhältnissen den letzten Hinweis des AA meinst, so halte ich ihn für einen Sturm im Wasserglas, es war nur ein politisches Druckmittel. Er betrifft ohnehin höchstens ein paar Promill der Türkeiurlauber, wenn überhaupt, und die Betroffenen wissen das schon längst, nämlich Journalisten, die über die Türkei schreiben und Aktivisten, die gegen das Regime in Ankara oder auf pro-kurdischen Kundgebungen demonstriert haben. Deutsche mit nur einem Pass, nämlich dem deutschen, und ohne nähere Verbindungen in die Türkei, also die überwältigend große Menge, waren noch nie von Verhaftungen betroffen oder bedroht und sind es heute auch nicht.
Natürlich billige auch ich die politischen Verhältnisse in der Türkei nicht, aber wenn ich alleine oder auch Tausende jeder für sich die Türkei boykottieren, merkt das keiner, am allerwenigsten Erdogan und seine Lakaien. Boykott bringt nur etwas, wenn er im großen Stil, möglichst international aufgezogen wird wie damals gegen die Apartheid in Südafrika. Da haben Millionen Menschen weltweit keine südafrikanischen Produkte mehr gekauft, in London gab es eine Dauerdemonstration 24/7 über Jahre hinweg usw.
Außerdem trifft man die Falschen bei individuellen Boykottten, nämlich die Hotelangestellten und die Händler vor Ort. Das sind meine Gründe, warum ich nach wie vor in die Türkei fahre und ich denke, da stehe ich nicht alleine. Es reicht nicht, Missstände zu erkennen und dann im blinden Aktionismus irgendwen oder irgendetwas zu boykottieren, auch wenn es das Gewissen vielleicht streichelt. Das ist aber mho nur Augenwischerei.