Hallo liebe Leser und Urlauber,
an dieser Stelle möchte ich einen etwas aktuelleren Erfahrungsbericht verfassen:
Wir (Paar Ende 20 und Anfang 30) haben diese 7-tägige Urlaubsreise für zwei Personen an die Türkische Riviera mit Busfahrt nach Kappadokien von jemandem geschenkt bekommen. Der Schenker hatte aktiv an dem Gewinnspiel teilgenommen und gewonnen. Da er allerdings Familienvater ist und Kleinkinder im Gewinn nicht einbegriffen waren, hat er die Reise uns geschenkt. Den Teilnahme- und Gewinnschein haben wir nicht gesehen und können nur wenig darüber sagen, wie genau die Gewinn-Beschreibung ursprünglich war. Das Übertragen des Gewinns an uns war unproblematisch, eine Auszahlung war wie üblich nicht möglich.
Aus eigenen Stücken hätten wir diese Art von Reise nie gebucht, denn wir sind eher die Art Urlauber, die zu zweit mit dem Zelt in der menschenleeren Natur unterwegs sind, Bücher lesen und gern gut essen. Daher waren wir in erster Linie neugierig und nicht besonders anspruchsvoll. Was Natur und Kulinarische Künste angeht, ist die Türkei ohnehin ein sehr attraktives Urlaubsland, also warum eigentlich nicht? Selbstverständlich haben wir uns vorher informiert und das Prinzip von "Kaffee-Fahrten" war uns bekannt. Man konnte erahnen, was einen erwartet.
Die Buchungsbestätigung von "Kompass Holidays" umfasste das (gar nicht mal so) Kleingedruckte und eine Rechnung über rund 200 Euro inklusive Saison-Zuschlag und Flughafenzuschlag. Enthalten sind darin: Flug Hin- und Zurück mit "Sun-Express", Transfer Flughafen, 7 Hotelübernachtungen in 4-5 Sterne Hotels, Begleitung eines deutschsprachigen Reiseführers während des gesamten Aufenthalts, Frühstücksbuffet, Busfahrt nach Kappadokien, Reise-Preissicherungsschein. Die Halbpension für 180 Euro haben wir dazugebucht um uns abzusichern (man weiß ja nie wo man landet), das wäre im Nachhinein aber nicht nötig gewesen. Vor Abreise kamen nochmal 56 Euro pro Person Kerosin-Zuschlag hinzu.
Wir konnten zwischen mehreren Zeiträumen wählen, die natürlich ausschließlich außerhalb der üblichen Reise-Saison lagen (November bis März). Für uns zwei Gastronomen kam das gelegen und wir haben uns für Februar entschieden.
Wir sind relativ spät Nachts mit dem Flugzeug in Antalya angekommen und wurden mit einem Bus zu unserem ersten Hotel gefahren. Das "Jadore" Deluxe Hotel & Spa ist modern mit östlichem Chick, sehr komfortabel, großartiges warmes und kaltes Abend- sowie Frühstücksbuffet, mit In- und Outdoor Pool, Meeresblick vom Zimmer und Zugang zum Meer in 5 Minuten, WiFi und allem, was man von einem 5-Sterne-Hotel erwartet. Den ersten Tag nach Ankunft hatten wir "zur freien Verfügung" und konnten die Umgebung erkunden. Am zweiten Tag morgens um 6.30 Uhr kam der Weckanruf und nach dem Frühstück um 8 Uhr ging es mit 18 weiteren Teilnehmern und dem deutschsprachigen Reiseleiter in einem sehr engen Reisebus los in Richtung Kappadokien. Zu Beginn der Fahrt wurden wir in den Ablauf der nächsten Tage eingeführt. Dabei gab es die Möglichkeit unter verschiedenen Zusatzpaketen zu wählen. Darunter waren hauptsächlich Besichtigungen von Sehenswürdigkeiten mit fachmännischer Führung des Reiseleiters, sowie Aktivitäten wie z.B. Ballonfahrten, Besuch eines türkischen Bads, Derwisch-Tanz Vorführung mit Getränke-Flatrate, etc. Wir haben uns für gar kein Paket entschieden, und das war auch ok. Einige Besichtigungen fanden bereits an Zwischenstops auf der Busfahrt statt, sodass wir zwischendurch an einem Ort 1-2 Stunden herumbekommen mussten, bis es weiterging. Das war für uns nicht schlimm, denn wir haben uns in die Sonne gesetzt und etwas gegessen. Im Laufe der wirklich sehr langen und anstengenden eintägigen Busfahrt nach Kappadokien sind wir an dem einen oder anderen sehr schönen Ort gehalten und haben Fotos gemacht. Der Reiseleiter war gebürtiger Türke, mit tadellosen deutschen Sprachkenntnissen und umfassendem Fachwissen über die Türkei. Macht den Job schon lange und weiß, mit welchen Kalauern er die Mehrheit der Leute zum Lachen bringen kann. Hauptsächlich mit Raki, Bier und seiner Frau. Unsere Mitreisenden (zwischen 23 und 90 schätze ich) hatten ohne Zweifel großen Spaß, für uns war es vor allem anstrengend. Ein Trinkgeld für Reiseleiter und Fahrer wurde angeraten und belief sich zwischen einem und drei Euro pro Tag und Person - denn der Tourismus in der Türkei befindet sich ja im Notstand (was noch das eine oder fünfzehnte mal wiederholt wurde). Ob und wie viel Trinkgeld man jedoch gibt, war ebenfalls freiwillig. Abends sind wir im 4-Sterne-Hotel "Yeni Yükseller Hotel" in Nevsehir, Kappadokien angekommen. Abgelegen, nicht mehr so komfortabel aber gemütlich und mit allem ausgestattet, was man grundsätzlich braucht. Den nächsten Tag hatten wir "frei", denn wir haben an keinem Paket teilgenommen. Also sind wir auf eigene Faust mit dem Taxi los und haben Nippes gekauft, Snacks, Brot, Effes-Bier und haben uns mit der Stadt Göreme vertraut gemacht. Die Leute waren sehr freundlich und nicht aufdringlich, vor allem wenn man sich bemüht hat wenigstens "Guten Tag" und "Danke" auf türkisch zu sagen. Das Taxi war nicht teuer, aber der Weg auch nicht weit, deshalb sind wir am nächsten Tag lieber zu Fuß durch die wunderschönen Hügel und Feenkamine nach Göreme gelaufen, bevor wir uns Abends mit unserem Lunch-Paket in die Sonne gelegt haben. Das waren die zwei besten Tages unseres Urlaubs. Am nächsten Tag ging es nach dem Frühstück um 8.00 Uhr wieder mit dem Bus den gleichen Weg zurück an die Südküste. Zwischendurch mit Halt an einer Teppichknüpferei, einem Juwelier und einem Ledermodenhaus mit mehr als deutlichem und hartnäckigem Versuch zum Kaufen anzuregen (und ich rede hier nicht von Billig-Kram sondern von Brillianten oder 600 Euro Handtaschen). Zum Teil ganz interessant (wenn es z.B. um Seidengewinnung geht oder andere handwerkliche Abläufe) und zum Teil so unerträglich, dass die Urlauber in Scharen zu den Ausgängen geflüchtet sind, als würden Zombies in Wellen hereingestürmt. Wer keine starken Nerven hat, wird hier schnell gestresst oder schwach. Abends wieder zum "Jadore" Hotel um dort eine weitere Nacht zu verbringen. Nach dem Frühstück ging es weiter nach Antalya zum Mittagessen und zum Basar am Hafen. Wer sich im Ledermodenhaus schon bedrängt gefühlt hat, wird hier nicht glücklicher. Gemütlich schlendern, handeln und Souveniers oder Kleider kaufen war für uns unmöglich. Lügen, Labern, Bedrängen und Beleidigen sind die Maschen, die wir hier kennen gelernt haben. Sicherlich nicht pauschal bei allen, aber bei den meisten. Das wir deutsche Touristen sind, konnte man leider auch zweifellos erkennen. Sonne und Meer waren für uns wie immer der beste Ort um sich aufzuhalten. Die letzte Nacht verbrachten wir im "Grida City Hotel" in Antalya, mit lauter Straße aber ganz netten Zimmern. Am letzten Tag ging es Mittags mit dem Flugzeug wieder nach Hause, wo wir Abends gegen unversehrt und fix und fertig angekommen sind.
Fazit: Wir hatten eine schöne Zeit, sonniges Wetter und eine erträgliche Reisegruppe. Haben die Türkei als sehr schönes und gastfreundliches Land kennen gelernt und haben zusammen insgesamt 8 Bücher gelesen. Wenn man die zweitägige Busfahrt und Akquise hier und da und dort in Kauf nimmt, Sehenswürdigkeiten gern in Gesellschaft und mit Kommentator besucht, keinen Urlaub zum Entspannen sucht sondern zum Raki trinken mit Unterhaltungsprogramm oder wenn man in der Lage ist sich abzugrenzen und sein eigenes Ding zu machen, dann ist dieses Reiseangebot durchaus akzeptabel.
Wer sich alles richtig durchliest und sich vorab informiert, wird keine unangenehmen Überraschungen erleben. Nun hoffe ich, dass mein Erfahrungsbericht dem einen oder anderen weiterhilft
LG
just_for_research_reasons