Ich kann beide Seiten verstehen und gebe beiden Seiten recht. Es ist auch nicht nur die unterschiedliche Sprache (Schrift) die für einen völlig unerfahrenen Ägyptenneuling das Reisen in Ägypten eher zu einem Abenteuer macht, als das Reisen in Spanien oder Italien, sondern auch die Tatsache, dass man sich in einem völlig anderen Kulturkreis befindet. Ich bin mir sicher, dass viele so eine Art "psychischer Barriere" haben. Hat man keine Ahnung von dem, was einem erwartet, bekommt man Probleme. Das beginnt mit Bakschisch (der durchschnittliche AI-Urlauber gibt allerhöchstens noch seinem Lieblingskellner "Trink"geld, aber doch keinesfalls einem Jungen in Cairo etwas, der dich zur richtigen Metro weist) und endet bei der Bürokratie. So ist zwar die Konvoipflicht aufgehoben, aber für einen privaten Ausflug von Luxor nach Abydos braucht man dennoch eine Genehmigung, die man sich am besten einen Tag vorher besorgt (Kosten 60LE). Erschwerend kommt hinzu, dass die ägypt. Tourismusindustrie ganz gezielt den Massentourismus fördert und Einzelbesucher lästig, störend und nicht so sehr erwünscht sind. Wohlgemerkt, dies gilt für das System und nicht für den "kleinen Mann". Ich kann mich gut erinnern, wie ich in Qurna rumgeirrt bin, um Gräber zu finden. Kein Hinweisschild, kein Pfad, rein garnichts war vorhanden. Ich bin meine 1LE-Scheine schon gut losgeworden, damit mir wieder jemand weiterhilft oder zeigt, wo ich den Grabwächter finde (der dann natürlich auch bakschisch für das Öffnen des Grabes erwartet, obwohl ich meine Eintrittskarte hatte).
Mein Fazit ist: Wer wirklich alleine Ausflüge (ich gehe davon aus, wir sprechen hier gezielt von solchen und nicht von selbst organisierten kompletten Rundreisen) von Hurgahda aus machen will, kann dies tun, wenn er sich vorher gründlich informiert. Die große Masse der AI-Urlauber halte ich persönlich aber dafür nicht geeignet, weil eben vor dem Hotel keine Omnibushaltestelle des örtlichen Nahverkehrs mit festen Abfahrtzeiten ist, von wo aus man seine Excursion startet.
Tatsache ist aber auch, dass niemand Angst vor so einem Ausflug haben muß, schlimmstenfalls zahlt er etwas Lehrgeld. Dies dürfte aber im Vergleich zu den Kosten einer organisierten Reise gering ausfallen, von den positiven Erlebnissen einer individuell durchgeführten Tour ganz abgesehen.