doc3366:
In diesem Falle fand ich Hanna`s Schilderung der MB und ihrer Ziele sehr intolerant, da sie sich m.E. nicht darum schert, was ein Großteil des ägyptischen Volkes will, sondern daß Ägypten dem entspricht, was eine Demokratie und ein Urlaubsland nach ihrem Geschmack anbelangt.
@doc
ich habe mit vielen Ägyptern gesprochen und geschrieben. Einige waren Mursi-Gegner und andere Mursi-Anhänger. Nun konnte ich das Für und Wieder abwägen und mir daraus (unabhängig von Medienberichten) meine eigene Meinung bilden.
Ich glaube nicht, das der größte Teil des ägyptischen Volkes das so wollte. Trotzdem hat der größte Teil die Muslimbrüderschaft gewählt. Warum? Weil sie den Djanna (himmlisches Paradies im Islam) auf Erden versprochen bekamen. Versuche dich doch mal reinzuversetzen. Die Ägypter wussten nicht, wie Demokratie funktioniert. Sie hatten bis 2011 keine Wahl! Die MB sahen ihre Chance, die Demokratie für ihre absolute Macht zu nutzen. Wir wissen natürlich, dass man den Politikern nicht alles glauben sollte. Vor allen nicht, wenn Wahlkampf ist. Die MB haben selbst vor Bestechung und völlig überzogene Versprechen nicht Halt gemacht. Nun, was macht der Großteil der Bevölkerung? Sie wählen die MB, da es ihnen ja anschließend soviel besser gehen soll. Durch die Alleinherrschaft haben sie innerhalb der Demokratie die Möglichkeit gefunden, ihre wahren Ziele durchzusetzen. Und das ist die vollständige Islamisierung des Landes. (Übrigens ist den konservativen Muslimen auch die Geschichte des Landes ein Dorn im Auge, denn Vielgötterei (Polytheismus) wird im Islam nicht geduldet. Nun, was bedeutet das im Bezug auf die aktuelle Lage? Das Volk hat erkannt, das es von dem MB benutzt wurde. Unruhe macht sich breit. Auch die Haupteinnahmequelle (der Tourismus) geht zurück. Den Menschen geht es nicht wie verprochen besser, sondern schlechter als vorher. Natürlich gibt es in der Bevölkerung auch koservative Muslime, die die MB in all ihren Vorhaben unterstützen. Nochmal: "Sie haben ein Ziel!" Dieses Ziel gillt es durchzusetzten und sei es auch mit Waffengewalt. Man kann dieses Ziel aber nicht diplomatisch durchsetzen, wenn die MB keine alleinige Herrschaft mehr darstellt. Wenn Andere auch was zu sagen haben, wird wohl so mancher Plan nicht aufgehen. Daher kann man vielleicht auch verstehen, warum sie nicht dazu bereit sind, gemeinsam mit Opposition, Übergangsregierung und Militär eine neue Regierung zu bilden.
Nochmal kurz zum Thema Toleranz. Es gibt (auch in Deutschland) Parteien, die ich nicht gut finde, dessen Wahlprogramme in meinen Augen Hirngespinste sind und dessen Politik überaus fragwürdig sind. Aber trotzdem toleriere ich sie, solange sie nicht rechtswidrig auftreten und sie sich legal verhalten. Was ich aber nicht toleriere sind Korruption, Gewalt, Verbrechen und Menschenrechtsverletzung! Was das jetzt in Hinsicht auf die Situation in Ägypten bedeutet, kann jeder für sich ausmachen. Übrigens hat auch keiner geschrieben, dass unter Mubarak alles "perfekt" war. Aber seine Politik hat dem Land Geld gebracht. Nicht zuletzt durch die Förderung des Tourismus! Und ich glaube auch nicht, dass eine Diktatur dem demokratischen Westen so gut gefallen hat. Nein, im Gegenteil! Sie waren happy, als nach dem Arabischen Frühling eine Demokratie aufgebaut wurde. Nun fällt ihr Kind aber in den Brunnen und darüber sind sie garnicht froh.
Natürlich mache ich Urlaub, um mich zu erholen und auch, um was zu erleben. Das mache ich am liebsten in Ägypten, da das Preis-Leistungs-Verhältnis sehr gut ist und das Land wahnsinnig viel zu bieten hat. Es ist ein Geben und Nehmen! Also werde ich Geld dort runter schaffen und im Gegenzug werde ich Dinge erleben, die ich nirgend wo anders erlebe. Also: Wer mir was Gutes tut, den tue ich auch was Gutes! Klar könnten sie auch auf meine Euros verzichten, aber nicht auf die Summe aller Urlauber. Wenn etwa 1Mio. Touristen etwa je 1000 EUR im Land lassen, dann sind das 1 Millarde EUR! Ich denke schon, dass das der Wirtschaft des Landes hilft.
Das ist ausschließlich meine Meinung! Ich akzepiere natürlich auch andere Meinungen. Nur beim Thema Toleranz habe ich kein Verständnis, wenn Meinungsfreiheit als Intoleranz abgestempelt wird.