Zum Thema. Pressemitteilung der Pilotenvereinigung Cockpit.
AKTUELLE PRESSEINFORMATIONEN
Vereinigung Cockpit klagt Verfall der Sicherheitskultur bei deutschen Fluggesellschaften an
Die Vereinigung Cockpit e.V. (VC), der Berufsverband des Cockpitpersonals in Deutschland, befürchtet den Verlust der einst hohen Sicherheitskultur bei deutschen Airlines.
Wie in der gestrigen ARD-Sendung „Monitor“ berichtet wurde, werden vor allem bei der Billig-Airline „Air Berlin“ die Cockpit- und Kabinenbesatzungen unter Missachtung sämtlicher neuester Erkenntnisse bezüglich der menschlichen Leistungsfähigkeit bis an den Rand der Erschöpfung belastet. Berichten zu Folge schleppen sich manche Flugbegleiter sogar krank zum Dienst, aus Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes.
Erstmals äußerten sich aktive und ehemalige Piloten der betreffenden Fluggesellschaft im deutschen Fernsehen, um die Arbeitsbedingungen der Airline aufs Schärfste zu kritisieren. So seien nach eigenen Aussagen Piloten von Hunolds Geschäftsführung als „Füllstoff“ und Flugbegleiter als „Verbrauchsmaterial“ bezeichnet worden.
Die Vereinigung Cockpit äußert sich hierzu wie folgt:
Joachim Hunold, Geschäftsführer bei „Air Berlin“ und öffentlicher Befürworter des Patriarchentums, nutzt den Deckmantel einer völlig veralteten Regelung bezüglich der maximalen Arbeitszeiten von Piloten und Flugbegleitern bis zur letzten Möglichkeit aus und wird nicht müde zu betonen, dass bei seiner Fluggesellschaft gesetzliche Vorschriften eingehalten werden. Gleichwohl scheint ihm die Kontrolle über sein straff organisiertes Unternehmen zu entgleiten.
Warum wehren sich dann die Mitarbeiter von Air Berlin nicht?
1. Joachim Hunold betont „wem es nicht passt, der kann ja gehen“. Er schafft damit ein Klima der Angst, das eine sehr effektive Drohung bei mehr als 1.000 arbeitslosen Piloten in Deutschland darstellt.
2. Der Gesetzgeber hat das fliegende Personal aus dem Geltungsbereich des Betriebsverfassungsgesetzes ausgeklammert, so dass ein Betriebsrat nur im gegenseitigen Konsens etabliert werden könnte, laut Hunold sei allerdings „Mitbestimmung das größte Übel“.
3. Somit hat ein Angestellter der Air Berlin derzeit nur auf dem individualrechtlichen Weg eine Chance, sich gegen ungerechte oder willkürliche Behandlung zu wehren. Die Rechtsberatungen innerhalb der VC und Verfahren von Mitarbeitern der „Air Berlin“ gegen das eigene Unternehmen haben jedoch mittlerweile ein Ausmaß angenommen, welches uns zum Handeln zwingt.
Die Vereinigung Cockpit sieht sich erstmals in Deutschland mit einem Management konfrontiert, das sich konsequent weigert, mit der VC oder anderen Verbänden in einen konstruktiven Dialog zu treten, um die Sicherheit im Flugverkehr zu verbessern. Die Airline stellt damit eine Ausnahme in der deutschen Airline-Landschaft dar. Die Vereinigung Cockpit sieht aufgrund des Fliegens am Rande der Legalität langfristig eine Gefahr auf den gesamten deutschen Flugmarkt zukommen. Der Gesetzgeber scheint offensichtlich überfordert, hier mäßigend auf Herrn Hunold und sein Management einzuwirken.
Wir fordern Herrn Hunold zum wiederholten Male auf, mit der Vereinigung Cockpit und seinen Mitarbeitern in einen konstruktiven Dialog zu treten, um die Airline sowohl wettbewerbsfähig zu erhalten als auch den Flugbetrieb für seine Fluggäste und Angestellten so sicher wie irgend möglich zu gestalten.