@salvamor41
"Es wird ja immer wieder empfohlen, während des Fluges viel zu trinken und sich hin und wieder zu bewegen, d.h. aufzustehen, mal 'ne Runde durch die Kabine zu drehen, auf den Zehenspitzen zu wippen. Mir ist aufgefallen, daß sehr oft gerade bei Nachtflügen die Anschnall-Lämpchen aufleuchten, von Turbulenzen dann aber nichts zu merken ist. Deshalb meine Frage: Kann es sein, daß bei Nachtflügen Turbulenzen vorgetäuscht werden, um zu verhindern, daß die Leute zu viel rumlaufen? Die Flugbegleiter wollen sicher auch mal ihre Ruhe haben und nicht dauernd von um Wasser oder anderes bettelnden Fluggästen ********* werden. Bitte, nicht übel nehmen, diese Frage bewegt viele Fluggäste."
Ich nehm's nicht übel!
Ganz ehrlich: irgendwoher muss das Gerücht ja kommen, dass die Flugbegleiter ihre Ruhe haben wollen und deshalb Anschnallzeichen anbleiben, aber wenn das vorkommt, dann hat auch jeder an Bord den Grund dafür mitbekommen, weil zu viele oder zu auffällige Passagiere Halligalli gemacht haben! Wir haben auch schon rumgeflaxt, dass der Flug Frankfurt-Köln zu kurz ist für einen Service und wir die Zeichen haben wollen, damit wir gleich sitzenbleiben können. ABER das ist nicht ernst gemeint und unsere Piloten machen so einen Mist eh nicht mit!!!
Turbulenzen selber werden NICHT VORGETÄUSCHT, höchstens werden Anschnallzeichen angemacht. Werden sie eingeschaltet, hat das seinen Grund: aus irgendeinem Grund (Radar oder Funk) entscheidet sich der Pilot dafür, es kann aber dann sein, dass die gemeldeten Turbulenzen inzwischen aus der Bahn sind oder sich aufgelöst haben, oder der Pilot kann eine andere Flughöhe bekommen. Nachts wird man danach die Anschnallzeichen eher anlassen, damit wir die Passagiere nicht bei jedem neuen Turb.-Verdacht wieder wecken müssen, damit sie angeschnallt sind (zum Wecken und Anschnallcheck sind wir verpflichtet!).
Dann sind da noch die nicht sichtbaren und nicht gemeldeten Turbulenzen, die jederzeit auch sehr heftig auftreten können: wer schläft und nicht angeschnallt ist, weiß gar nicht, warum er jetzt 'ne Beule (im besten Fall!) am Kopf hat!
Andererseits ist immer eine Pausen- und Wachmannschaft eingeteilt (zumindest bei Lufthansa ist das so), d.h. die Wache muss ansprechbar sein und soll etwa alle halbe Stunde auch mit Getränken (damit man viel trinken kann, das ist sehr richtig und empfehlenswert!) durch die Kabine gehen, Toiletten auf Raucher und Feuerentwicklung checken und sonst auf Passagiere achten (Krankheitsfälle und sonstiges).
Die bekannten "Stehparties" an Türen, Toiletten oder den Küchen sehen wir aus verschiedenen Gründen gar nicht gern: erinnert Ihr Euch an die Sauerstoffmaskenvorführung? Wenn so ein Druckabfall passiert, fallen automatisch Masken aus den entsprechenden Stauorten, damit die Sauerstoffversorgung für alle in der Kabine gesichert ist (in der Außenluft hat es NICHT genug davon, man ist innerhalb weniger Sekunden handlungsunfähig!!). Der Pilot schnappt sich seine Maske und geht sofort in den Sinkflug, um eine Flughöhe zu erreichen, in der die normale Sauerstoffversorgung aus der Außenluft wieder gewährleistet ist. Und was passiert hier mit nicht angeschnallten Personen? Genau, die gehen buchstäblich an die Decke!
Masken gibt es nur in bestimmter Anzahl (eine pro Sitz, eine zusätzlich pro Reihe und pro Kinderreihe, in den Toiletten und Küchen), und in der Küche sind Masken wie Sitze gerade ausreichend für die Flugbegleiter, die ja sonst nirgends hinkönnen, also werden wir hier keine längeren Parties dulden; wenn da zu viele Passagiere dabeistehen, kann das böse ausgehen!
Das Rumlaufen wegen Thrombosegefahr ist übertrieben: der Normalbürger hat hier eher keine Probleme, wer betroffen ist, weiß das, hat mit seinem Arzt entsprechende Verhandlungen laufen und bekommt Medikamente; außerdem baut Thrombose sich über einen längeren Zeitraum auf, nicht nur auf einem Flug. Allerdings bin ich auch schon lange Strecken in der "Holzklasse" geflogen und weiß, wie steif man dabei werden kann. Natürlich kann man "mal 'ne Runde" drehen, aber auch hier übertreiben es nicht wenige Leute. Eine gute Alternative sind Gymnastikübungen im Sitz (von einigen Airlines über Radio/TV angeboten, bei LH sind welche im Kurzstrecken-Magazin abgebildet). Wie immer sollte der gesunde Menschenverstand beiderseits eingeschaltet werden...
Puh, alle Fragen beantwortet? Zum Trost: ich fliege seit 1984 beruflich, vorher seit etwa 1972 mit der Familie oft zum/vom damaligen Arbeitsplatz meines Vaters, und mir ist Gott-sei-Dank noch nie etwas passiert, was durch Turbulenzen ausgelöst wurde. Also, keine Bange, bei Lufthansa kann man immer noch einsteigen und seines Lebens sicher sein!
Ganz liebe Grüße (und sorry, dass ich erst jetzt antworte, war lange nicht hier!) von Katja