vorhin in den yahoo-News gelesen:
Nur Ballermänner in Sandalen? - Die Klischees über Deutsche im Urlaub und die Macken anderer Nationen
Berlin (ddp). Sie sind laut, essen nur Schnitzel mit Pommes, meckern pausenlos, tragen kurze Hosen und Sandalen mit weißen Socken und nehmen anderen die Liegeplätze am Hotelpool weg: Die Klischees über die Deutschen im Urlaub sind sattsam bekannt. Und nun belegt auch noch eine repräsentative Emnid-Umfrage, dass sich 63 Prozent der Bundesbürger schon einmal im Ausland für ihre Landsleute geschämt haben. Und fast genau so viele (61 Prozent) meinen, der Ruf deutscher Touristen müsse besser werden.
Doch welches urlaubende Volk hat tatsächlich die schlechtesten Manieren? Eine Umfrage der britischen Zeitschrift «Caterer and Hotelkeeper» scheint das niederschmetternde Emnid-Ergebnis zu bestätigen: Rund 1000 Tourismus-Angestellte verrieten im vergangenen Jahr, vor welcher Nation sie den größten Horror empfinden. Fazit: Für 23 Prozent sind die Teutonen am «ungehobeltsten», dicht dahinter die britischen Touristen, die von 22 Prozent als «arrogant, dumm, betrunken» beschrieben worden.
«Alles Quatsch!», legt eine Befragung des Online-Reisebüros Exdedia.de unter Fremdenverkehrsämtern in 17 Ländern nahe. Danach sind deutsche Touristen mit einigem Abstand vor Amerikanern, Japanern und Italienern am beliebtesten. Auf dem hintersten Rang landeten weit abgeschlagen die Briten.
Besonders kritisch beäugt hat der Journalist Wolfgang Friedl das «Ballermann-Phänomen». In seinem Buch «Die Deutschen im Urlaub» (Verlag J. Neumann-Neudamm, erscheint Ende August) nimmt Friedl mit Co-Autor Harry Krusche den Pauschalurlauber mit einiger Ironie, aber auch Bitterkeit aufs Korn. «Am Ballermann trifft sich eine hässlich anmutende Urlaubergemeinde von Gleichgesinnten, die den Exzess offenbar als Ausgleich für die öden 50 übrigen Wochen des Jahres benötigen», sagt Friedl etwas gallig im ddp-Gespräch. Seine «Undercover-Recherchen» am Ballermann beschreibt er als «echte Leidenszeit».
Der Paderborner Tourismusforscher Albrecht Steinecke sieht das gelassener: «Das Klischee von den Ballermann-Touristen sollte man auf keinen Fall zu hoch hängen.» Die Amüsiermeile auf der Baleareninsel Mallorca sei «gerade 500 Meter lang». Und die Fernsehbilder von Urlaubern, die am Strand Sangria in sich hinein kippten, seien zwar spektakulärer als die von Wanderern am Bodensee. Aber im Vergleich zur Gesamtzahl von über 50 Millionen Flugreisenden mit Auslandsziel in 2003 und drei Millionen deutschen Urlaubern auf der gesamten Insel Mallorca im Jahr sei das Getümmel am «Ballermann 6» doch «eine kleine Minderheit».
Auch der Präsident des Deutschen Reisebüro und Reiseveranstalterverbandes (DRV), Klaus Laepple, bezweifelt, dass die Deutschen der Schrecken aller Urlaubsländer sind: «Es ist doch zunächst einmal entscheidend, in welcher Hotelkategorie und in welchem Land die Urlauber auftreten.» Bei den Preiswertzielen etwa sieht Laepple «Deutsche und Engländer auf einer Stufe», wobei die Herrschaften von der Insel nach seiner Erfahrung «mehr Alkohol trinken und randalieren» und zudem eine «nur noch begrenzt nachvollziehbare Kleiderordnung» pflegten.
Er räumt allerdings ein, dass «die Deutschen als Volk von Heimwerkern» nicht in der Lage seien, sich bedienen zu lassen. «Da werden im Urlaub dann an den Service sozusagen Millimetermaß und Wasserwaage angelegt und schon ist man ganz schnell unzufrieden, nach dem Motto: 'Das kann ich aber besser'.»
Auch andere Nationen hätten so ihre Eigenarten im Urlaub, sagt Laepple. «Die Amerikaner wollen in zwei Wochen Urlaub alles in relativ kurzer Zeit erleben: Morgens Kölner Dom, mittags auf dem Rhein zur Loreley, am Abend weiter nach Heidelberg - in legerer Kleidung», erklärt Laepple. «Wenn der Amerikaner Urlaub hat, trägt er kurze Hosen.» Positiv angetan ist der DRV-Präsident von den Japanern: «Die sind hoch diszipliniert, immer zurückhaltend, gut gekleidet und immer in der Gruppe unterwegs.»