Ich bin da sehr skeptisch. Hehre Worte und Ziele, "Land und Leute" kennenzulernen. Aber wieviel tun das tatsächlich? Die allermeisten fliegen nach Thailand oder in die DomRep oder nach Kuba, weil es für vergleichbar schmales Geld Tropensonne und Palmenstrände gibt. Punkt. Aus.
Ich war noch nie auf Phuket oder in Punta Cana, aber aus meiner Erfahrung mit anderen einschlägigen Destinationen verneine ich schlichtweg, dass man da auch nur einen Hauch von "einheimischer Lebensart" mitbekommt. Genausowenig wie man am Ballermann Mallorca kennenlernt oder in Rimini Italien. Daran ändert auch der eine oder andere Ausflug nichts - mit der Bevölkerung die nicht im Tourismusgewerbe tätig ist kommt man eh nicht zusammen und wenn doch versteht man sie nicht. Weder verbal noch soziologisch.
Denn nur so sind solche Aussagen zu erklären "in Lateinamerika sind die Menschen immer so fröhlich" etc. Klar, was sollen sie auch machen, sehr viele leben in bitterer Armut in sozial extrem ungerechten Gesellschaften unter oftmals autoritären und korrupten Regimen, ohne die Aussicht jemals das eigene Schicksal in die Hand nehmen zu können. Klar dass sie den fröhlichen Eingeborenen mimen, um wenigstens einen Krumen vom Brot des reichen Touristen aus (Nord)Amerika oder Europa abzubekommen.
Auch der Individualbesucher, der mit offenen Augen durch die Gegend fährt und die "Stimmung" und die "andere Luft" auf sich einwirken lässt bestaunt zunächst mal nur oberflächlich die Touristenattraktionen. Ein Land lernt man NUR kennen wenn man im Land selbst lebt, unter den Leuten und auch mit Menschen zusammenkommt die mit dem Tourismus nichts zu tun haben. Ich habe summa summarum über ein Jahr in Italien unter den Leuten gelebt, habe mit ihnen gesprochen, gelacht, ihre Sorgen und Nöte geteilt. Ich behaupte dass ich einen (ganz kleinen) Einblick in die Mentalität von Land und Leuten gewonnen habe. Und trotzdem werde ich es nie ganz kennenlernen und auch nie ganz verstehen.
Ciao Tom