Hallo,
früher, als jugendlicher, bin ich manchmal als Anhalter unterwegs gewesen und habe mich natürlich immer gefreut, wenn mich jemand mitgenommen hat.
Bis vor etlichen Jahren habe ich ab und zu Personen mitgenommen, die als Anhalter auf Autobahnparkplätzen, aber auch bei mir in der Stadt an Bushaltestellen standen. Ganz zu Anfang sowohl Frauen als auch Männer, zuletzt nur noch Frauen.
Seit einigen Jahren nehme ich niemanden mehr mit.
Man soll nie "nie" sagen.
In 2006 war ich alleine im Westen der USA unterwegs. Von Phoenix aus habe ich eine PKW-Rundreise gestartet und bei Gallup/NM sah in an einer Straße eine Frau als Anhalterin stehen und habe sie mitgenommen. Wie sich herausstellte, war sie eine Navajo-Frau und hatte sich bereits ebenfalls von Phoenix aus als Anhalterin bis Gallup durchgeschlagen und wollte, ebenso wie ich, am selben Tag nach Farmington/NM.
Unterwegs hat sie mir sehr viel erzählt über das Navajo-Volk, vieles über Navajos, die rechts und links der Straße wohnten. Sie hat fast alle meiner Bonbons, die ich zufällig im Wagen liegen hatte, aufgegessen, weil sie, wie sie mir sagte, Hunger habe und seit langem nichts mehr gegessen hätte. In Farmington hat sie mich zu den Aztec-Ruins begleitet, weil sie sagte, sie könne mir eine Menge darüber erzählen, und wir sind dann essen gegangen (bevor mich jemand tadelt: sie wollte erst die Ruinen besuchen und dann erst essen gehen nach dem Motto: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen) und anschließend hat sie mir noch einen großen wunderbaren See im Navajo-Reservat gezeigt. Wir haben uns den ganzen Tag über prima unterhalten. Am späten Nachmittag habe ich sie zunächst zu ihren Eltern in Farmington bringen wollen, die allerdings nicht zu Hause waren, dann habe ich sie noch zu ihrer Tante gefahren, die in einem Krankenhaus in Farmington arbeitete. Dann haben wir uns getrennt und ich bin zu meinem Hotel gefahren.
Um die Eingangsfrage des Threads zu beantworten, reicht es, die Geschichte hier enden zu lassen. Aber an diesem Tag sind so viele Dinge passiert, erstaunliche, wunderliche und auch Dinge, die mich haben nachdenklich, stutzig und auch vorsichtig werden lassen, die hier aber nicht hingehören. Ein Tag, der mir sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben wird, der auch meinen Horizont hinsichtlich Indianer erweitert hat.
Ich war schon viermal alleine im Westen unterwegs und habe noch nie jemanden mitgenommen. Aber dieser Tag mit der Navajo-Frau war insgesamt gesehen so positiv, dass ich sicherlich wieder anhalten würde, wenn eine Frau als Anhalterin winken würde (Männer werde ich nach wie vor nicht mitnehmen).
Gruß, Hardy