• DomRepperin
    Dabei seit: 1192320000000
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    geschrieben 1196095321000

    Hallo zusammen,

    ich habe mich jetzt durch den ganzen Thread gelesen.

    Öfters wurde Verständnis für die türkischen Behörde dahingehend geäußert, dass sexuelle Handlungen an/mit Minderjährigen dort eben sehr streng geahndet, verfolgt und bestraft würden.

    Wie siehts aber aus, wenn Minderjährige dort miteinander verheiratet werden? In den Bergdörfern wird das mit Sicherheit heute noch praktiziert und die türkische Regierung kümmert das wohl wenig. Darf man hier von Doppelmoral sprechen? Zumal es sich in dem hier diskutierten Fall auch noch um ausländische Personen handelt, denen ja sowieso ein eher lockerer moralischer Aspekt anhängt.

    Es wurde auch die deutsche Regierung erwähnt, die im Fall von Murat Kurnaz alle Hebel in Bewegung setzte aber im Fall des eigenen Mitbürgers den Ball eher flach hält. Warum könnte das so sein? Vielleicht, weil wir eine nationalsozialistische (sprich Hitler-) Vergangenheit haben und quasi gezwungen sind Fälle, in denen auch nur der Hauch des Verdachts bestehen könnte, dass ein Nicht-Deutscher durch Mithilfe von Deutschen irgendwie zu Schaden gekommen sein könnte, durch restlose Aufklärung und großem Presseeinsatz selbstanprangernd ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken?

    Der Fall Osthoff. Warum wurden hier keine Mühen und vor allem keine Kosten gescheut diese "harmlose" Frau so schnell wie möglich zu befreien?

    Vielleicht weil sie irgendwie mit dem deutschen Geheimdienst zu tun haben könnte?

    Die englische Presse. Ja, die würden es Deutschland im umgekehrte Fall wohl alles andere als leicht machen. Die englische Presse hat ja schon von jeher auch grundlos auf Deutschland eingeschlagen. Warum schafft das unsere deutsche Presse umgekehrt bloß nicht? Vielleicht, weil wir Deutschen gar keinen so großen Zusammenhalt nach außen demonstrieren sollen? Sprich: Nationalstolz/Zusammenhalt der Deutschen = Nationalsozialismus?

    Ich war selbst zweimal in der Türkei im Urlaub. Ein schönes Land. Viele nette Menschen. Aber so wirklich restlos wohl gefühlt habe ich mich dort nicht. Und was mich (vor dem Fall Marco) zu der Entscheidung brachte, dort nie wieder hinzufliegen, war die Tatsache, dass andere Religionen, außer dem Islam, in der Türkei nicht nur nicht toleriert, sondern auch noch lächerlich gemacht und regelrecht verachtet werden.

    Beispiel: Im Rahmen eines Ausflugs besuchten wir die völlig verfallene christliche Kirche, in der der heilige Nikolaus einst gewirkt haben soll.

    Auf dem direkten Weg vor der Kirche waren Stände aufgebaut, wo man Souvenirs kaufen konnte. Neben Figuren des heiligen Nikolaus waren Männchen plaziert, die ein übergroßes Geschlechtsteil im erigierten Zustand aufwiesen. Das fand ich nicht nur absolut daneben, sondern geradezu provokant und unverschämt. Dabei möchte ich betonen, dass ich keine strenggläubige Christin bin aber mich trotzdem herabgewürdigt und lächerlich gemacht fühlte.

    Ich glaube kaum, dass die türkischen Händler so ungebildet sind, dass sie nicht um die Bedeutung dieses Ortes für die christlichen Touristen wissen und trotzdem solche "Andenken" dort anbieten.

    Hier in Deutschland macht man sich Gedanken, ob man Mohammed-Karikaturen zeigen darf oder nicht bzw. werden Menschen dafür mit dem Tode bedroht.

    Ich hoffe, dass die Türkei niemals in die EU kommt. Marco tut mir leid. Ich denke, wir Deutschen sollten viel mehr zusammen halten.

    LG DomRepperin

  • tosca4711
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    geschrieben 1196096734000

    Dann dürftest du aber nicht nach Griechenland fahren. Dort gibt es die besagten Figürchen nämlich auch. Sie sollen Fruchtbarkeit darstellen. In einigen Kulturen sind sie anzufinden.

    23.11-27.11 Dublin
  • DomRepperin
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    geschrieben 1196098403000

    Ich weiß, dass es diese "Figürchen" in Griechenland gibt. Ich hab sie aber noch nie in unmittelbarer Nähe zu kirchlichen Gegenständen oder Gebäuden erlebt.

  • tosca4711
    Dabei seit: 1187049600000
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    geschrieben 1196098964000

    Die andere Seite der Medaille habe ich auch in Griechenland erlebt, dass sich Deutsche weigerten etwas umzuhängen als sie mit Bikinioberteil und Hotpants in eine Kirche wollten. Voller Empörung wehrten sie den Priester ab und gingen trotzdem hinein. Da habe ich mich für diese Leute geschämt. :shock1: Wer im Glashaus sitzt soll nicht mit Steinen werfen. Wir Deutschen benehmen uns nicht mehr oder weniger daneben wie andere Landsleute.

    23.11-27.11 Dublin
  • DomRepperin
    Dabei seit: 1192320000000
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    geschrieben 1196102604000

    Davon mal ganz abgesehen, dass ich noch keinen Popen erlebt habe, der es geduldet hätte, wenn ein Tourist, ohne sich angemessen zu bedecken, seine Kirche betreten hätte, kann ich mir auch kaum vorstellen, dass ein deutscher Tourist (die im allgemeinen sehr leicht einzuschüchtern sind in anderen Ländern) so respektlos gehandelt hätte.

    Vielleicht waren es Engländer oder Amerikaner? Die führen sich auch in anderen Ländern gerne so auf, als würde ihnen alles gehören.

    Hier gehts auch nicht um schlechtes Benehmen von Deutschen im Ausland. Hier gehts um das Herabwürdigen von Werten Andersgläubiger durch die Türken. Und die von Dir zitierten "Figürchen" waren übrigens keinesfalls Fruchbarkeitssymbole, sondern einfach ordinäre Billigware mit provozierend grinsenden Gesichtern. Wohlgemerkt, plaziert neben Heiligenbildern und

    -figuren. Ich weiß nicht, wie Türken es interpretieren würden, wenn man neben einer Koranminiatur solche "Figürchen" zum Verkauf anbieten würden, noch dazu, wenn Kinder aller Altersklassen dabei sind.

  • Lexilexi
    Dabei seit: 1091059200000
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    geschrieben 1196104744000

    @Holginho sagte:

    Was würden hier einige eigentlich schreiben, wenn die Nationalitäten einfach vertauscht wären und "die Türkei" einem deutschen Gericht vorschreiben versuchen würde, was es zu tun und was es zu lassen hat?

    im umgekehrten fall, wenn ein türk. angeklagter in deutscher u-haft sitzen würde, hätte er erstmal angenehmere haftbedingungen und außerdem häte man ihn längst frei gelassen. "im zweifel für den angeklagten".

    und das in diesem fall der ein oder andere zweifel an der aussage des mädchens und der vorgehensweise bestehen, ist nicht von der hand zu weisen.

    Das "F" in Montag steht für Freude.
  • Holginho
    Dabei seit: 1086652800000
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    geschrieben 1196191821000

    @Lexilexi sagte:

    im umgekehrten fall, wenn ein türk. angeklagter in deutscher u-haft sitzen würde, hätte er erstmal angenehmere haftbedingungen und außerdem häte man ihn längst frei gelassen. "im zweifel für den angeklagten".

    und das in diesem fall der ein oder andere zweifel an der aussage des mädchens und der vorgehensweise bestehen, ist nicht von der hand zu weisen.

    Hallo Lexi!

    Punkt a)

    Ja, die Haftbedingungen sind in Deutschland i.dR. besser - wobei Marco aber eher schon in der "komfortableren" Ausführung einsitzt.

    Punkt b)

    Es gibt genug Gegenbeispiele, wo äquivalent umgekehrte Fälle auch recht lange einsitzen. Gerade in Sachen Missbrauch/Vergewaltigung haben die deutschen Gerichte (übrigens auf Drängen vieler Frauengruppen - und sind es nicht viele Frauen, die hier "aufschreien") gewaltig "angezogen".

    Punkt c)

    Ja, an der Aussage dieses Mädels gibt es durchaus so manchen Zweifel.

    Aber wo liegt die Schuld der türkischen Justiz, wenn dieses Mädchen keine Aussage macht bzw. diese nicht präzisiert und in der richtigen Sprache (ins türkische übersetzt!) beibringt ... und die britische Justiz dies aufgrund der eigenen Gesetze "unterstützt, zumindest aber nicht sanktioniert.

    Punkt d)

    Die Vorgehensweise?

    Für viele von uns teils nicht nachvollziehbar...

    ...aber, simples Beispiel:

    Versuch einmal bei einer deutschen Behörde etwas mit einem nicht richtig oder nicht komplett ausgefüllten Formular zu erreichen - von einem ausgefüllten Formular in einer nicht deutschen Sprache will ich jetzt erst gar nicht reden.

    Das wir uns nicht falsch verstehen:

    Einiges von dem, was manche von euch schreiben ist ja grundsätzlich richtig und/oder nachvollziehbar.

    Aber thematisch geht es hier um justiziale Souveränität - und da läßt sich kein Land der Welt (auch und gerade "wir Deutschen ebenfalls nicht!) gerne bzw. gar nicht reinreden.

    “Mit dummen Menschen streiten ist wie mit einer Taube Schach zu spielen...“ Rest bei Bedarf googeln!
  • Siggi1234
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    gesperrt
    geschrieben 1196194645000

    @Holger, das hast Du schön gegliedert und zusammengefaßt. Das Problem ist, liebe Beteiligte, Rechtsgefühl und Rechtswirklichkeit klaffen immer - und oft sehr weit - auseinander. Erinnert sich jemand an den Fall Marianne Bachmeier? Die Frau, die den ****** ihrer Tochter im Grichtssaal erschossen hat? Die Mehrheit der Bevölkerung gab ihr Recht, viele hätten ihtr gerne ein Denkmal gesetzt, sie wurde aber wegen Totschlags (relativ milde) bestraft. Viele, vor allem Eltern, haben das nicht verstanden. Aber die Rechtswirklichkeit hieß eben Totschlag. Denkt mal darüber nach.

    Gruß, Peter

    Das Leben ist eine lange Straße. Manchmal befindet sich das Ziel aber am Wegesrand.
  • Lexilexi
    Dabei seit: 1091059200000
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    geschrieben 1196281456000

    @Roamer sagte:

    Erinnert sich jemand an den Fall Marianne Bachmeier? Die Frau, die den ****** ihrer Tochter im Grichtssaal erschossen hat? Die Mehrheit der Bevölkerung gab ihr Recht, viele hätten ihtr gerne ein Denkmal gesetzt, sie wurde aber wegen Totschlags (relativ milde) bestraft. Viele, vor allem Eltern, haben das nicht verstanden. Aber die Rechtswirklichkeit hieß eben Totschlag. Denkt mal darüber nach.

    Gruß, Peter

    hallo peter. ich gebe dir da vollkommen recht. auch in deutschland heißt es ja nicht umsonst: recht haben und recht bekommen sind zwei verschiedene paar schuhe.

    aber da muß man erstmal grundlagen für schaffen.

    im fall bachmaier war klar: sie hat jemanden erschossen. was für emotionale gründe sie zu der tat verleitet haben, kann jeder für sich anders auslegen.

    aber im fall marco gibt es ja bisher noch nicht einmal einen "tathergang" oder eine richtige tat, die ihm zu last gelegt werden kann. - vielleicht gibt es sie auch und wir wissen es nicht, keine ahnung -

    selbst dazu liegen ja bisher keine fakten vor.

    ob dieses mädchen sich bedroht gefühlt hat oder ähnliches ist hinterher auch wieder ganz individuelle auslegungssache.

    Das "F" in Montag steht für Freude.
  • Lexilexi
    Dabei seit: 1091059200000
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    geschrieben 1196281830000

    @Holginho sagte:

    [Punkt c)

    Ja, an der Aussage dieses Mädels gibt es durchaus so manchen Zweifel.

    Aber wo liegt die Schuld der türkischen Justiz, wenn dieses Mädchen keine Aussage macht bzw. diese nicht präzisiert und in der richtigen Sprache (ins türkische übersetzt!) beibringt ... und die britische Justiz dies aufgrund der eigenen Gesetze "unterstützt, zumindest aber nicht sanktioniert.

    die schuld der türkischen justiz liegt einfach darin, den jungen so lange fest zu halten.

    das mädchen hat ihn angezeigt. liegt sie da nicht in der pflicht, dieses zu beweisen und zu schildern? und das in der sprache, in dessen land sie die anzeige erstattet hat?

    die türkische justiz hätte sich ganz einfach aus der affäre ziehen können: dem mädel eine (ausreichende) frist für die (ins türk. übersetzte) aussage setzen. wenn die frist tatenlos verstrichen wird: marco frei lassen.

    ganz einfach. so hätte man niemandem was gekonnt.

    Das "F" in Montag steht für Freude.
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