Mal wieder Nachricht von "Mutti".
Als E-Commerce Anlegern vor zehn Jahren als neuer Heilsbringer verkauft wurde, waren die Erwartungen hoch. Zu hoch für die meisten Unternehmen, die sich auf elektronischen Handel spezialisiert hatten. Doch in bestimmten Nischen übertreffen die Umsätze inzwischen die Prognosen.
Er hätte sich nie träumen lassen, dass das E-Commerce-Geschäft in der Krise so floriert, sagt Stefan Winners, Vorstandschef von Tomorrow Focus . Zwar räumt er ein, dass auch die Werbeeinnahmen im Portalgeschäft in den zurückliegenden Quartalen stärker eingebrochen seien, als er sich hätte vorstellen können. Doch die positiven Effekte aus dem E-Commerce überwiegen, denn hier profitiert das Unternehmen von den niedrigeren Werbekosten.
Namentlich sind es zwei Tochterfirmen, die mit hohen Wachstumsraten und Margen brillieren: der Reisevermittler HolidayCheck, an dem Tomorrow Focus mit 94 Prozent beteiligt ist, und Elitepartner. Den 63-Prozent-Anteil an der Onlinepartnervermittlung will Winners weiter aufstocken, weil das Geschäft ausgerechnet mit Beginn der Krise im Oktober 2008 kräftig anzog. Offenbar nahm das Sicherheitsbedürfnis in der Bevölkerung mit der sich anbahnenden schweren Rezession auch im familiären Bereich zu. „Das Ende der Spaßgesellschaft“, wie Winners das Phänomen nennt, ließ die Nachfrage nach gut situierten Akademiker/-innen in die Höhe schnellen, auf die sich Elitepartner fokussiert.
Für Männer, die nicht fündig werden , hat das Münchner Internetunternehmen als Trostpflaster noch den „Playboy“ (50,4 Prozent der Anteile an der deutschsprachigen Ausgabe und Internetseite) im Programm. Während die Printausgabe unter rückläufigen Anzeigenerlösen leidet, läuft das Onlinegeschäft stabil. 50.000 Nutzer lassen sich die Mitgliedschaft im Cyberclub monatlich vier Euro kosten , da die Bildqualität besser ist als im Gratisbereich der Website playboy.de. Das Printmagazin soll durch Kostensenkungen profitabler werden, das Onlineangebot will Winners sukzessive ausbauen.
Der Überflieger ist und bleibt aber HolidayCheck, laut Winners die beliebteste Reiseseite im deutschen Internet. Für jede Buchung über HolidayCheck überweisen die Reiseveranstalter zehn Prozent Vermittlungsprovision. Die internationale Expansion läuft, erste Stationen sind Frankreich und Polen.
Die E-Commerce-Sparte sollte in der Lage sein, die Schwäche im Portalgeschäft mehr als auszugleichen. Ein Unsicherheitsfaktor ist die rasante Ausbreitung der Schweinegrippe. „Wenn der Flugverkehr vorübergehend zum Erliegen käme, würde HolidayCheck leiden“, räumt Winners ein. Solange dieses Worst-Case-Szenario ausbleibt, ist – wie bereits im ersten Quartal – auch im Gesamtjahr mit zweistelligem profitablem Wachstum zu rechnen, zumal sich im Portalgeschäft eine Trendwende abzeichnet und neue Angebote (nachrichten.de, finanzen100) in Vorbereitung sind.
Die heute vorgelegten vorläufigen Zahlen zum zweiten Quartal untermauern die gute Position der Firma. Während der Umsatz mit 21 Millionen Euro im Rahmen der Erwartungen lag, waren Marge und Überschuss besser als erwartet. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) betrug 3,0 Millionen Euro, die Ebit-Marge lag damit bei sehr guten 14, 2 Prozent. SES Research rechnet für dieses Jahr mit acht Cent Gewinn je Aktie nach fünf Cent im vergangenen Jahr. Richtig spannend dürfte es aber nächstes Jahr werden, wenn sich den Schätzungen zufolge der Gewinn fast verdoppeln soll. :sm3:
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