04. Oktober 2005
Bali-Urlauber reisen auf eigenes Risiko
Von Annika Graf
Indonesien-Reisende haben nach den Bombenanschlägen auf Bali keinen Anspruch auf kostenlose Stornierungen oder Umbuchungen. Dennoch bieten viele Reiseveranstalter ihren Kunden an, ohne Aufschlag an einen anderen Urlaubsort zu reisen. "Bali ist ein bekanntes Gebiet: Es gab dort schon Terroranschläge", erklärt der Reiserechts-Experte Prof. Ernst Führich von der Fachhochschule Kempten (Bayern). "Wer dort hinfährt, reist auf persönliches Risiko."
Bei Anschlägen auf zwei Restaurants in Bali waren am vergangenem Samstag mindestens 22 Menschen ums Leben gekommen. Rund 100 Menschen wurden verletzt. Die Anschläge seien nicht unvorhersehbar gewesen, und es handele sich auch nicht um höhere Gewalt, sagt Führich. Diese beiden Aspekte spielten aber beim Anspruch auf kostenlose Stornierungen oder Umbuchungen eine Rolle. Auch das Ausmaß der Anschläge sei nicht groß genug gewesen. "Es klingt zwar zynisch, aber es wäre etwas anderes, wenn es 500 Tote gegeben hätte", sagt Führich.
Auch wer bereits auf Bali sei, könne nicht einfach seinen Vertrag mit den Reiseveranstaltern kündigen und die Reise abbrechen, sagt Führich weiter. Urlauber, die trotzdem lieber nach Hause fahren, können nur hoffen, dass der Veranstalter die Kosten erstattet. "Die Kunden haben keinen Rechtsanspruch darauf. Es ist aber etwas anderes, ob die Reiseveranstalter aus Kulanz Umbuchungen oder einen Abbruch der Reise anbieten", erklärt der Experte. Am Samstag befanden sich nach Angaben des Deutschen Reisebüro- und Reiseveranstalter Verbands (DRV) in Berlin rund 3400 deutsche Urlauber auf Bali.
Zahlreiche deutsche Reiseveranstalter lassen ihren Kunden die Wahl, ob sie kurz nach den Anschlägen tatsächlich nach Indonesien reisen wollen. In einem Sicherheitshinweis des Auswärtigen Amtes in Berlin heißt es, die jüngsten Anschläge bestätigen, dass dort weiterhin mit Anschlägen gerechnet werden müsse. Als gefährdet gelten insbesondere Orte, die von Ausländern frequentiert werden.
"Die großen Veranstalter bieten in der Regel Umbuchungen bis zum Abreisedatum 7. Oktober an", sagt DRV-Sprecherin Sibylle Zeuch. Viele Veranstalter haben Touristen, die in den nächsten Tagen abreisen wollen, bereits kontaktiert. "Wer noch nichts gehört hat, sollte seinen Veranstalter anrufen", empfiehlt Zeuch.
So bietet der Reiseveranstalter FTI Kunden, die bis einschließlich 5. Oktober abfliegen wollten, die Möglichkeit, umzubuchen. Urlauber, die mit Tui in Hannover nach Bali reisen wollten, können noch bis einschließlich 7. Oktober ein Alternativ-Reiseziel wie Thailand oder Singapur wählen. "Mit ein bisschen Flexibilität gibt es da schon Möglichkeiten", sagt TUI-Sprecher Robin Zimmermann. Nur im Mittelmeerraum würden die Kapazitäten wegen der Herbstferien in mehreren Bundesländern knapp.
Dertour und Meier's Weltreisen lassen bis 7. Oktober kostenlose Stornierungen zu. Danach könne noch bis 31. Oktober umgebucht werden, ohne dass zusätzliche Kosten entstehen, erklärt die Pressesprecherin Antje Günther in Frankfurt am Main. Die meisten Urlauber wählen statt Indonesien Reiseziele in Thailand. "Das ist im Moment auch noch möglich", so Günther. (dpa)
Quelle
(N24.de, Netzeitung)
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