Hallo Reisefreund,
halt, noch nicht losfahren! Ich möchte bitte auch noch was schreiben und Du mußt es lesen
Ich gehe mal nach Deiner Stichpunktliste vor:
Kreditkarten
Haben bei uns immer anstandslos funktioniert. Wir haben allerdings auch sicherheitshalber mehrere Karten am Mann. Das fängt, wie @struppi schon geschrieben hatte, mit der Belastung der Kaution an, die einen Teil des Verfügungsrahmens blockiert. Dann kann es drüben genauso gut wie zuhause passieren, daß der Lesestreifen irgendwie beschädigt wird und nix mehr geht. Im vergangenen Herbst wurde die Kreditkarte meiner Frau vorsichtshalber von der Software der Bank gesperrt, weil wir morgens mit ihrer Karte das Hotel in Vancouver und mittags den Einkauf in Washington State, also USA, bezahlt hatten. Wenn man dann noch andere Kreditkarten im Necessaire hat, macht das schon entspannt. Das Telefonat nach dem Urlaub mit der Bank hat übrigens auf die Bemerkung meiner Frau, daß sie doch vorher für den fraglichen Zeitraum mitgeteilt hätte: USA und Kanada! ergeben, daß das die Software nicht interessieren würde, sie müßte dann schon explizit die Herabsenkung des Sicherheitsgrades beantragen. Das war die Bank mit der legendären Doppelspitze und dem früheren Ober-Vorturner mit dem Victory-Zeichen - nur für den Fall, daß es für Dich von Belang sein sollte hinsichtlich der Kreditkartenbeantragung.
Unsere anderen Kreditkarten sind Maestro und Visa gemischt von diversen Herausgebern.
Meine Empfehlung nach langer Rede: Nehmt auf jeden Fall nicht unter zwei Kreditkarten mit. Eine Visa und eine Maestro wäre ein guter Mix. Visa/Visa läßt Euch aber auch sicher fahren, da Visa - meinem Eindruck nach - absolut marktführend und unkompliziert ist.
Einzig an Tankstellen kann Dir "Hakelei" mit der Kreditkarte passieren. Das hat mit superscharfer Software zu tun, da Spritklau wohl eine höchst populäre Angelegenheit ist. Oft mußt Du an den Säulen auch den postcode Deines Wohnortes angeben. Wir haben mal festgestellt, daß es unsere PLZ auch in den USA gibt, aber das hat noch nie funktioniert. Ich habe schon gelesen, daß eifrige TV-Konsumenten den post-code dieser Beverly-Hills-Dingsbums-Serie eingegeben haben und es funktionierte.....
Alles zu kompliziert. Wenn Du merkst, daß die Säule Deine Karte nicht mag, stiefelst Du ins Häuschen, sagst, daß Du tanken möchtest, aber eine europäische Kreditkarte hättest. Dann schalten sie Dich entweder komplett frei und behalten Deine Karte so lange, bis Du zum Unterschreiben andackelst oder fragen Dich, für welchen Betrag Du tanken möchtest. Wenn Du jetzt z. B. 100 Dollar sagst, aber nur für 83,89 tankst, bekommst Du den Rest in bar ausgezahlt. Wenn 100 Dollar nicht reichen sollen, gehst Du eben nochmal schnell rein und bittest darum, für einen weiteren Betrag xy freigeschaltet zu werden.
Solltest Du zu den vorsichtigen Kreditkartennutzern gehören, die das kostbare Teilchen ungerne aus den Augen lassen: Einer tankt, einer kommuniziert mit dem Kassenmitarbeiter. Geht alles. Aber Tanken ist meinen Erfahrungen nach die einzige Gelegenheit, in der eine nicht-amerikanische Kreditkarte den Tag ein bißchen bunter machen kann.
Manchmal passiert es Dir, daß beim Bezahlen gefragt wird: Credit or debit? Antworte Credit. Wie Kreditkarte. Debitkarten sind grob gesagt eine amerikanische Variante der EC-Karten, die aber auf Guthabenbasis funktionieren. Sozusagen Prepaid. Und da manch ein Kassierer - es ist so, das ist nix böse Gemeintes - noch am Vortag auf einer Farm gearbeitet hat, kommt es ab und zu mal zu Ratlosigkeiten, wenn der Kassierer eine europäische Kreditkarte in der Hand hat. Er will nur wissen, welche Taste er drücken muß. Und wenn Du ihm dann mit "credit" hilfst, freut er sich
Telefonieren
Keine Ahnung
Womo-spezifische Packliste
Unterliegt persönlichen Präferenzen. Und der Frage, von welchem Vermieter ihr Euer Zuhause bekommt. Beim einen packt man sinnigerweise eigene Bettwäsche ein, beim anderen braucht man nur noch Beiwerk. @pkallief hat die Grillanzünder drüben gekauft und alles war für ihn okay, wir kaufen sie vorher zuhause. Im örtlichen Drogeriemarkt wissen wir, wo die Dinger liegen, werfen sie für 79 Cent ins Körbchen und gut isses. Wir empfinden allerdings auch keinerlei Genuß beim Durchstromern eines nordamerikanischen Supermarktes, uns geht das Staunen ab, uns nervt die Zeit, die man da mit Suchen verbringt. Wir empfinden das als verdödelte Zeit.
Bei welchem Vermieter habt Ihr denn gebucht?
Je nachdem wird die Liste der Notwendigkeiten schon kleiner als ein gelber Klebezettel
Reisebücher
Hier schließe ich mich @struppi in Sachen Iwanowski vorbehaltlos an. Für Westkanada ist der Band aus dem Michael Müller-Verlag auch noch lesenswert - für Europa geht für uns nix über Michael Müller, weshalb wir für Westkanada möglicherweise ein bißchen sympathiegeleitet sind. In Vorfreude auf den Urlaub ist er auf jeden Fall eine schöne Lektüre - wobei Reisebücher bei uns einen großen Teil der Ideen-Sammelei und Vorbereitungs-Vorfreude ausmachen. Wir lesen Reiseführer nicht nur um des pragmatischen Aspektes willen, wir baden sozusagen in der Lektüre des Reiseführers. Ja. Beim Baden Reiseführer lesen ist toll
Worauf wir auch total stehen, sind die Reiseführer der Stefan Loose-Reihe aus dem DuMont Verlag. Die haben sehr viel Information, teilweise mit sehr geschärftem und kritischem Blick auf die Dinge, gleichzeitig aber Einiges hie und da am Wegesrand erwähnend, das in den anderen Büchern nicht vorkommt.
Wenn Du jetzt zu den Pragmatikern gehörst, niemals badest, sondern ausnahmslos duschst und wenig Gefallen daran findest, sich stundenlang mit einem Reisebuch in die Ecke zu verkrümeln, dann bist Du mit: Wolfgang Weber, Westkanada aus dem Vista Point Verlag sicher nicht schlecht dran.
Dann brauchst Du vor Ort nur noch kurze Anfälle von Neugierde in dem einen oder anderen Visitor-Center zu befriedigen und die Reisewelt ist in Ordnung.
Die von @pkallief erwähnten Nationalparkroute/Pazifikroute-Reiseführer haben wir auch. Sie strotzen wirklich vor Informationen. Ich persönlich finde, daß sie für Reisende geeignet sind, die jeden Stein umdrehen und sich off the beaten path bewegen mögen. Gut geeignet für den höchst konzentrierten Leser, um sich Details rauszupicken. Für die Badewannen-Genuß-Vorfreude-Lektüre meiner Meinung nach weniger geeignet, da so mitreißend geschrieben wie ein Steuerbescheid. Für Pragmatiker jedoch bestimmt eine gute Wahl.
Einfuhr von Lebensmitteln
Wie schon von meinen Vorschreibern beschrieben, ist das grundsätzlich heikel.
Eingeschweißtes Brot: Zuhause lassen. Würde ich nicht probieren. Genaues kann ich Dir dazu nicht sagen, ist ne Bauchsache.
Was wir allerdings immer im Gepäck haben, sind Milka-Tafeln. Gerne bis zu 20 Stück. Ami-Schoki schmeckt wohl nicht so dolle und Importe sind sauteuer. Deshalb machen wir gerne die Mitarbeiter an den Wohnmobil-Stationen mit ein paar Tafeln glücklich und wenn auf irgendeinem Campground die Waschmaschinen sich doch als echte Teufelswerke entpuppen und man Hilfe braucht, kann man sich auch super-klasse mit einer Tafel Milka bedanken.
Ein paar Jahre lang hatten wir immer Bauchweh und Rumgeeier im Flieger beim Ausfüllen der Zollerklärung. Zuletzt (Herbst 2014 nach Vancouver) haben wir die Zollerklärung mal ganz genau unter die Lupe genommen und festgestellt, daß keine Frage auf Schoki und Konsorten abzielt. Es wird nach Pflanzen, Gewächsen, Gedöns gefragt und so.... und Fleisch. Kurzum: Wir haben im Herbst mit zwei Dutzend Tafeln Milka im Gepäck grundehrlich alles mit "nein" angekreuzt, weil die Fragestellung so war.
Wenn - wenn! - jetzt der customs officer Euch explizit nochmal fragen sollte, ob Ihr irgendwas zu futtern im Koffer habt, würde ich ehrlich antworten: Ja, Schokolade. Ich bin sicher, daß die durchgehen wird, weil z. B. in früheren Auflagen von US-customs-Formularen die Option "sweets" ankreuzbar war und wenn man dann auf Befragung gesagt hat, es sei Schokolade, war die Chose okay.
Nun weiß man ja nicht, wie das layout der Zollerklärung sein wird, wenn Ihr in Kanada einreist. Kreuzt es an, wenn nach Süßigkeiten gefragt wird und erzählt dann dem Officer, ob es Ritter Sport, Goldbärchen, Milka oder weiß-der Kuckuck-was ist. Süßigkeiten gehen durch, denn die sind ja in aller Regel recht "durchgekocht".
Brot würde ich deshalb nicht probieren und zuhause lassen, weil Ihr ja sicherlich nicht labberiges Weißbrot importieren möchtet, das es im Lande mehr als reichlich zu kaufen gibt. Ihr werdet also eher was mit Körnern einschweißen lassen wollen - da würde ich nicht mehr auf das grobe Empfinden von "durchgekocht" setzen, jedes Haferkorn könnte einen kanadischen Zollbeamten in helle Aufregung versetzen. Von Gerstenkörnern ganz zu schweigen - na gut, eher flaches Wortspiel :sad: Aber ich denke, Du verstehst den unwillkürlichen und möglicherweise reflexhaften Unterschied, der beim Zoll gemacht wird. Auch die Zollbeamten können zwar nicht gerade am Vortag, aber sehr wohl noch im Vormonat auf einer Farm gearbeitet haben. Also lieber den Ball flachen halten und aufs Brot verzichten.
Umso besser schmeckt so ein Körnerbrot mit super-duper-Knusperkante dann wieder zuhause -
auch gerne in der Badewanne!
In diesem Sinne eine genußvolle Reise
Harry
..... Impfungen und Einreise-Beamten-Fragen nach "kann ich mir den Aufenthalt leisten" habe ich außen vor gelassen, weil meine Erfahrungen keine anderen sind als die schon beschriebenen. Du hast doch sowieso in irgendeiner Form Dein Rückflugticket dabei - und sei es als Ausdruck Deiner Flugbuchungen. Damit ist der Drops gelutscht.
Und nur als Impfungs-Phobiker könntest Du möglicherweise eine gewisse Unterdeckung aufweisen - wenn Du gegen alles Landläufige geimpft bist, was hierzulande empfohlen wird, bist Du auch in Kanada auf der sicheren Seite.