Moin zusammen! Erst mal vielen Dank für das tolle Lob *freu*.
Ob der "Fun" auf einem großen Schiff, welches für 7 Nächte zu dem Bahamas tuckert und wieder zurück, einem nicht irgendwann auf den Keks geht, spätestens nach der vierten Poolparty und dem dritten "Mr-Sexy-Legs-Wettbewerb", mag dahin gestellt sein. Gerade die Idee mit den berüchtigten 7-Nächte-Touren von Miami würde ich mir sehr genau überlegen. Es sind viele jüngere Amerikaner dabei, denn die sind meistens berufstätig, haben nur zwei Wochen Urlaub im Jahr, von denen eine der Familie geopfert werden muss und damit ist eine 7-Nächte-Billigkreuzfahrt (ja, die US-Preise sind oft unverschämt günstig, nur für US-Bürger...) deren einziger echter Urlaub, und glaubt mir, die lassen es richtig krachen. Ein Cocktail schließt an den anderen an, dank Getränkepaket, und die Hüftumfänge lassen darauf schließen, dass denen schon an die 100.000 Cocktails voraus gingen.
Ist man länger als 8 Nächte unterwegs, hat man vorwiegend älteres Publikum, nicht aber zwangsläufig mehr Niveau. Man muss sich darauf vorbereiten, Menschen zu beobachten, die das Wort "Tischmanieren" nie hörten und auch Salate mit Dressing mit den Fingern zum Munde führen.
Von Miami geht's üblicherweise immer nach Nassau, wenn es denn die Bahamas sein sollen. Ein Megastopp, der schon mal an bestimmten Tagen 5 bis 6 Anläufe riesiger Pötte verzeichnet, was dann eine Flut von locker 25.000 Menschen plus eine gewisse Zahl Crewmitglieder bedeutet, die sich in das kleine Kaff Nassau und Umgebung ergießen. Irgendein "Cay" (eine Privatinsel) liegt meistens noch auf dem Plan und die eine oder andere Insel, das war's dann. Jeder dieser Orte ist eine Plastik-Urlaubswelt und jeder der dort einfallenden Schiffstouristen eine winzige Nummer aus tausenden - erwartet also nicht zu viel, es ist ein Massenmarkt wie er im Buche steht.
Die Breakaway-Class von NCL, zu der auch die Getaway gehört und die von MIA fährt, ist NICHT wie die EPIC ein geschlossenes Konzept, sondern offen zum Meer mit ihrer Waterfront und nach hinten umlaufenden Promenadendeck Nummer 8.
Wie schon zuvor angeklungen, hat Florida noch weitere Häfen anzubieten: Fort Lauderdale mit seinem Port Everglades ist ein ganz anderes Niveau. Es beginnt mit kostenlosem WiFi im Terminal und einer weit besseren und stressfreieren Organisation. Port Everglades hat mir immer besser gefallen. Gönnt Euch doch statt dieser wirklich ziemlich niveaulosen Touren von Miami eine Reise mit Princess Cruises, Holland-America-Line (mein Favorit) oder Celebrity Cruises, auch die Oasis und Allure of the Seas fahren ab hier, die zwei bisher größten Schiffe. Aber Größe muss nicht unbedingt Klasse bedeuten, oft ist kleiner auch feiner.
Dann gibt es noch Port Canaveral weiter im Norden und wer mal was ganz Spezielles erleben möchte, kann sich mal an ein Disney-Schiff heranwagen. Nein, das sind keine schwimmenden Themenparks, wo man auf Schritt und Tritt über Donald und seine Neffen stolpert, es ist ein äußerst hochwertiges Kreuzfahrtprodukt und nicht gerade billig, aber alle, die ich bisher darüber erzählen hörte, waren sehr angetan. Das ist auch unbedingt auf meiner "Bucket-List".
Zur Majesty of the Seas, die nun zum Glück weiter in der Flotte von RCI verbleibt und ein sehr schönes Schiff ist, muss ich sagen, dass diese 3- oder 4-tägigen Touren ex Miami noch höhere Toleranz in Bezug auf Lärm und fehlende Etikette erfordern, denn hier geht noch weit mehr die Post ab - denn je kürzer, desto intensiver muss die "Druckbetankung" in den wenigen Tagen sein. Das Publikum auf dem Schiff war, gelinde gesagt, zum Abgewöhnen. Der Pool wurde dauerbedröhnt, und die medienabhängigen Transportfälle lagerten auf Sonnenliegen, und neben ihnen wummerte es zusätzlich als mitgebrachten Lärm-Maschinen. Für mich der urlaubstechnische Vorhof zur Hölle *lg*.
Mein Rat also: versuchen, mehr als 7 Nächte zu buchen, und eher von Fort Lauderdale als von MIA zu reisen. Ahoi und viel Spaß!
Lesetipps: "Kreuzfahrt-Guide 2016", der gibt Orientierung auf dem Kreuzfahrtmarkt, der für Einsteiger sicher anfangs sehr unübersichtlich und verwirrend ist. Das große und unangefochtende Standardwerk gibt es nur auf Englisch: "The Berlitz Guide to Cruising & Cruise Ships" von Douglas Ward. Jedes einzelne Schiff wird einem rigorosen Punktetest unterzogen und bewertet. Einzigartig und in seinem Einführungstext sehr kompetent und auch humorvoll dargeboten. Sehr zu empfehlen, wenn man im Englischen sicher ist.